Es war 1001 Mal … eine Buchpräsentation in kaiserlichem Ambiente
Beitrag von Janett Cernohuby | 22. Februar 2016
Wenn der Tyrolia Verlag zu einer Buchpräsentation lädt, dann weiß man, dass für diese Lesung ein besonderer Ort mit passendem Rahmenprogramm ausgewählt wurde. So auch am 21. Februar 2016, als es im Hofmobiliendepot in Wien hieß "Es war 1001 Mal".
Es war eine außergewöhnliche Buchpräsentation, die sich der Verlag und die Autorin einfallen haben lassen. Zwischen kaiserlichen Möbeln, alten Erinnerungsstücken und Gemälden stellte die bekannte Märchenerzählerin Margarete Wenzel dem erschienenen Publikum ihr Märchenbuch vor, welches im Oktober 2015 erschien.
Bis es zu dieser Veröffentlichung kam, war es ein langer Weg. Dieser begann etwas versteckt hinterm Wiener Stephansdom, in den Büroräumen der Kinderbuchabteilung des Tyrolia Verlages. Dort stellte Margarete Wenzel ihre Buchidee zu einem besonderen Themenschwerpunkt vor. Aus der Idee wurde ein Projekt, aus dem Projekt ein Buch.
Es war ein überraschendes Projekt, denn Märchen werden zwar üblicherweise der Kinderliteratur zugerechnet, doch MärchenerzählerInnen wenden sich an ein Erwachsenenpublikum. Eine Tatsache, die der alten Tradition des Märchenerzählens, wie sie seit hunderten von Jahren üblich ist, eher entspricht.
Hinzu kommt obendrein, dass Margarete Wenzel eine Erzählerin ist, ihre Geschichten also direkt einem Publikum erzählt und dabei auf ein breites Repertoire zugreifen kann. Sie kann beim Vortragen ihrer Märchen durch Gesten und Stimme der Handlung Lebendigkeit verleihen. Dabei hat sie ihr Publikum immer im Blick und kann so auf dieses eingehen.
Ein Märchenbuch hingegen hat eine feste Form. Die Geschichte ist auf Papier niedergeschrieben, die Emotionen zwischen den Zeilen muss sich der Leser selbst vorstellen.
Diese beiden Formen in einem zu vereinen, das war die Aufgabe, der sich Autorin, Lektorin und Verlag stellen mussten. Sie haben es geschafft und präsentieren nun eine Sammlung von Märchen und Geschichten, quer durch alle Kulturen und Zeiten.
Durch die Zeiten ging es auch nach der Begrüßung durch Inge Cevela vom Tyrolia Verlag. Der Herr des Hauses Bruno Greutter führte durch die Räume des Hofmobiliendepots. Dabei erzählte er von der Entstehung desselben und seinem Wandel zum Museum, wie wir es heute sehen. Er führte die Besucher zu ganz besonderen Exponaten und erzählte ihre Geschichten. Doch nicht nur er erzählte, auch Autorin Margarete Wenzel wusste analog zu diesen besonderen Gemälden, Sesseln, Schlafstätten, Arbeitszimmern und Boudoires Märchenhaftes zu berichten. Sie erzählte die Geschichte einer jungen Kaiserin, die dazu verflucht, eine rote Nase zu haben, ihre Reise durch das Leben antrat. Auf den Wegen von einem Exponat zum nächsten, einer Lebensstation zur anderen wurden die Gästen von den Geigenklängen Elke Traxlers begleitet.
Diese Führung durch ausgesuchte Räume des Hofmobiliendepots war in der Tat märchenhaft. Nicht nur, weil über allem der Zauber Sisis, der berühmten österreichischen Kaiserin schwebte, sondern auch weil Margarete Wenzels Märchen so wundervoll dazu passte und in diesen Räumen ihren Zauber ganz entfalten konnte.
Schade war nur, dass man außer diesem einzelnen Märchen im Grunde nichts über das eigentliche Buch selbst erfauhr. Von der Motivation zur Idee zum Konzept. Von der Zusammenarbeit mit Illustratorin Anita Ortner und den Gedanken hinter ihren Bildern. Zu sehr war der Fokus auf das Museum und seine grandiose Möbelsammlung gerichtet, was den eigentlichen Star des Nachmittags, das Märchenbuch, ein wenig in den Hintergrund drängte.
Insgesamt bleibt uns die Erinnerung an eine tolle neue Erfahrung – ein Museum, das wir bislang tatsächlich nicht aufgesucht hatten, und an ein Märchen, das man sehr gut mit der Geschichte von Personen vergleichen kann, die tatsächlich existiert haben. Doch für uns ist die Präsentation noch nicht ganz zu Ende – denn wir werden uns als Nächstes den im Buch enthaltenen Märchen widmen und so selbst mehr über das Werk in Erfahrung bringen.