Bauhaus. Aktualisierte Ausgabe

von Magdalena Droste
Rezension von Michael Seirer | 18. März 2019

Bauhaus. Aktualisierte Ausgabe

Das Bauhaus bestand nur 14 Jahre und beeinflusste gestalterisches und künstlerisches Denken maßgeblich für die nachfolgende Moderne - und das weltweit. Zum 100jährigen Jubiläum geben viele Ausstellungen und Bücher einen Einblick in die Kunst- und Gestaltungsschule und ihre bewegte Geschichte. Der TASCHEN Verlag bringt nun eine komplett überarbeitete und aktualisierte Neuauflage des Standardwerkes “Bauhaus” in einer XL-Ausführung heraus.

Der massive Band hat knapp 400 Seiten und ist mit 3,4kg ein echtes Schwergewicht. Und das nicht nur in Kilogramm gemessen, sondern auch inhaltlich. Das Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung in Berlin.

Der Ansatz des Bauhauses fasziniert, beeinflusst er ja viele Lebensbereiche: Werke aus Malerei, Fotografie, Textil, Keramik, Collagen, Möbeln bis hin zur Königsklasse dem Bau beziehungsweise der Architektur. Die Autorin Magdalena Droste zeichnet im Buch ein detailliertes Bild der Geschichte des Bauhauses von seinen Anfängen in Weimar, die Übersiedlung nach Dessau und schließlich die Jahre in Berlin. Besonders spannend ist das Augenmerk auf den studentischen Betrieb, die Entwicklung der Lehrpläne und die Arbeitsweisen der verschiedenen Meister (aka Professoren). Immerhin finden sich so bekannte Namen wie Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Josef Albers, Marianne Brandt, Paul Klee, Wassily Kandinsky, László Moholy-Nagy und Lilly Reich unter ihnen. Beispielhaft sei hier das zweipolige Ausbildungsmodell seit 1920 herausgegriffen: Ein Meister der Form und ein Meister des Handwerkes bilden einen Schüler gleichzeitig aus. Damit soll nach Gropius die künstliche Unterscheidung zwischen Kunst und Handwerk fallen - von dieser kam das Bauhaus später aber wieder ab.

Fp Bauhaus Backcover

Fp Bauhaus Backcover

Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin ((inv. 5993/3); photo: Atlantis-Foto
Fp Bauhaus P171

Fp Bauhaus P171

Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Inv. 3893; Photo: Markus Hawlik p. 171 Kurt Schmidt: The Man at the Control Panel, scene design 1924
Fp Bauhaus P248

Fp Bauhaus P248

Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Inv. 1222 p. 248 Oskar Schlemmer: Group photo of all the dancers in the Triadic Ballet as part of the revue ‚Wieder Metropol’ in the Metropol Theatre, Berlin, 1926

Kenntnisreich werden die Bedeutung der einzelnen Werkstätten, ihre Meister und die Transformationen über die Zeit erzählt. Auch die politischen Einflüsse werden nicht ausgelassen. Neben den bekannten Direktoren Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe erhält auch Hannes Meyer und seine Ideen genügend Raum im Buch. Interne Konflikte wie der zwischen Gropius und Ittens bekommen ebenfalls Raum im Band. Kenntnisreich werden die Bedeutung der einzelnen Werkstätten, ihre Meister und die Transformationen über die Zeit erzählt. Auch die politischen Einflüsse werden nicht ausgelassen. Neben den bekannten Direktoren Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe erhält auch Hannes Meyer und seine Ideen genügend Raum im Buch. Interne Konflikte wie der zwischen Gropius und Ittens kommen ebenfalls ur Sprache. Im Anhang finden sich noch eine ausführliche Bibliographie und Biographien aller wesentlichen Personen am Bauhaus.

Fp Bauhaus P271

Fp Bauhaus P271

Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Obj. ID 109862 p. 271 Oskar Schlemmer: Schematic overview of the course on ‚Man’, 1928.
Fp Bauhaus P315

Fp Bauhaus P315

Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Inv. F2004/49.1 p. 315 Walter Funkat: The lobby of the Bauhaus building, reflected in one of the glass spheres which decorated the buidling during the Metallic Festival, 1929
Fp Bauhaus P319

Fp Bauhaus P319

Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Inv. 2016/41 p. 319 Judit Kárász: Portrait of Otti Berger with the facade of the Bauhaus, double exposure 1931/32
Fp Bauhaus P391

Fp Bauhaus P391

Copyright: Bauhaus-Archiv, Berlin Inv. 12296/1-3 p. 391 A comic photo of an unknown Bauhaus student

Die Erstveröffentlichung des Buches liegt gut 30 Jahre zurück und die aktualisierte Neuauflage wurde um 250 Abbildungen erweitert. Tolle Abbildungen wie der mit dem Pinsel gezeichnete Stundenplan des Wintersemesters 1921/22 oder inszenierte Fotografien von Bauhäuslern auf der hohen Grammatur der Seiten und in guter Druckqualität lassen das Lesen im Buch zu einem Genuss werden! Schön dargestellt: Die Unterschiede zwischen Johannes Itten und Theo van Doesburg (Mitbegründer des De Stijl) und wie sein Streben nach einem “Generalprinzip” die Wandlung des Bauhaus’ beschleunigte.

Auch interne Reibereien wie zum Beispiel das Hadern der Meister mit ihren Meisterhäusern und deren, manchmal auch gegen den Willen von Gropius, Adaption. Obwohl diese Häuser eine Demonstration modernen Wohnens sein sollten - und zwar in architektureller sowie in technischer Weise.

Obwohl das Bauhaus nur 14 Jahre bestand, prägte es die Moderne maßgeblich. Die Neuauflage in XL im TASCHEN Verlag gibt mit Hilfe von Illustrationen, Fotografien, Plänen und Abbildungen tiefe Einblicke in die gelebte Symbiose von Kunst, Architektur und Pädagogik des Bauhauses in Weimar, Dessau und Berlin. Das Referenzwerk ist mit einem Format von 34 x 24 cm und einem Preis von nur 40€ zudem geradezu unglaublich günstig und sollte in keiner Bibliothek kunst- und architekturinteressierter Leser fehlen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: