Die Dominic Thiem Methode


Erfolg gegen jede Regel
von Günter Bresnik
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Februar 2017

Die Dominic Thiem Methode

Erfolge von Trainern sind gewissermaßen Momentaufnahmen seiner Karriere. Während Fußballtrainer oft im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, stehen Tennistrainer nicht so oft im Vordergrund und werden meist dann erwähnt, wenn bekannte Sportler die Zusammenarbeit mit ihnen beenden. Günter Bresnik ist allerdings kein unbekannter Trainer, denn er hat unter anderem mit Horst Skoff, Boris Becker, Stefan Koubek und zuletzt Dominic Thiem zusammengearbeitet. Im Seifert Verlag ist nun sein Buch „Die Dominic Thiem Methode“ erschienen, das wir näher in Augenschein genommen haben.

Nach einem Vorwort von Bresniks jüngstem Schützling Dominic Thiem, in dem er erzählt, dass er jahrelang von seinem Trainer auf die heutigen Erfolge vorbereitet wurde, beginnt der Autor damit, seine Wurzeln als Basis seiner Arbeit vorzustellen. Als Kind zweier Mediziner begeistert er sich schon früh für Tennis, hauptsächlich wegen des Flegels John McEnroe, der gegen die üblichen Konventionen rebelliert.
Nach einer harten Schulausbildung, bei der auch bereits der unbedingte Wille, Dinge entweder voll oder gar nicht zu machen, zum Vorschein kam, begann er in der Tennisschule von Eugen Gressl Tennis zu spielen. Und obwohl dieser selbst kaum zum Schläger griff, lernte er dort eine Menge. Unter anderem lernte er auch Horst Skoff kennen. Skoffie, wie er liebevoll von Bresnik genannt wurde, war auch der erste, den er nach einer Verletzung selbst als Trainer betreute. Hier konnte er erste Erfolge vorweisen, sowohl im Training als auch im Management. Nachdem sich Skoff still und heimlich von ihm trennte, ging es mit diesem jedoch steil bergab. Und sein tragisches Schicksal beschäftigt Günter Bresnik noch heute.
Doch während seiner Zeit als Skoffs Trainer waren wichtige Leute im Tenniszirkus auf ihn aufmerksam geworden. Und so wurde er dafür bekannt, wenig erfolgsversprechende Spieler aufzubauen und sie in die erweiterte Weltspitze zu führen. Eine Reputation, die ihm sogar ein vorübergehendes Engagement als Trainer von Boris Becker einbrachte. Unter ihm gewann dieser sogar die ATP-Masters, die beiden trennten sich dann allerdings aufgrund von Meinungsverschiedenheiten. Danach betreute Bresnik den „hoffnungslosen Fall“ Stefan Koubek und führte ihn immerhin bis auf Platz 20 der Welt. Nachdem er selbst privat zur Ruhe gekommen war, startete er beruflich sein längstes und erfolgreichstes Projekt als Trainer: Dominic Thiem.

Das Buch stellt eine Mischung aus Biographie, Situationsbetrachtung und Lebensratgeber dar. Günter Bresnik hat mit „Die Dominic Thiem Methode“ natürlich ein Buch über Tennis geschrieben, es besitzt jedoch einen weiteren Fokus. Es geht ihm um Einstellung, Methodik und Durchhaltevermögen, was man auf viele Lebenssituationen ummünzen kann. So ist es auch kein Wunder, dass sich diese für Günter Bresnik wichtigen 17 Lebensmaxime als Sammlung am Ende des Buchs finden.
Es ist beeindruckend zu lesen, mit wie viel Einsatz, Zielstrebigkeit und Härte gegen sich und seine Spieler der Erfolgstrainer Ziele verfolgt hat und das auch heute noch tut. Er erklärt auch anhand von Fehlern, die er selbst gemacht hat, dass es immer noch Verbesserungspotenzial gibt – vor allem, da es unglaublich viele unterschiedliche Personen mit ebenso verschiedener Psyche und Einstellung gibt. Der Faktor Zeit spielt eine große Rolle bei seinen nicht ganz so großen Erfolgen, so war er seiner Meinung nach bei Stefan Koubek für vieles zu spät, um das Ruder herumzureißen. Horst Skoffs Mentalität war keine eines Arbeiters, der sich ständig weiter entwickeln wollte und Boris Becker war eine sehr komplizierte Persönlichkeit.
Erst mit Dominic Thiem, bei dem er seine Arbeit begann, als dieser 8 Jahre alt war, konnte er laut seiner Meinung alles so machen, wie er es vorhatte – und der Erfolg stellt sich nun, über zehn Jahre später, ein. Allerdings muss man natürlich als Leser folgendes Festhalten: Wenn man als Trainer die Möglichkeit besitzt, einen absolut tennisbegeisterten Spieler von der Jugend an zu begleiten, ihn mit der Zeit nach seinen Vorstellungen zu formen und dabei die Unterstützung dessen ganzer Familie zu haben, ist dies natürlich ein Idealfall. Und eine Möglichkeit, welche die meisten Trainer nie erhalten. Insofern ist die „Methode“ Dominic Thiem vermutlich ein Einzelfall.

„Die Dominic Thiem Methode“ von Günter Bresnik ist ein faszinierendes Buch über Tennis, den Trainer und Manager Bresnik selbst und seine Schützlinge. Zusätzlich faszinieren seine Einblicke in die Lebensläufe verschiedener Tennisgrößen. Nebenbei stellt der Autor auch seine eigenen Lebensweisheiten und den idealen Entwicklungsplan für Tennisspieler vor. Obwohl man vielleicht nicht mit jeder Einstellung konformgeht und nicht jeder Trainer in der Lage ist ein Langzeitprojekt wie Dominic Thiem zu betreuen, ist das Werk trotzdem sehr interessant. Für österreichische Tennisfans ist es beinahe ein Muss.

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