Vegan genial

von Josita Hartanto
Rezension von Janett Cernohuby | 20. Mai 2014

Vegan genial

Im Bereich Ernährung ist ein Umdenken zu erkennen - man könnte auch sagen, ein neuer Trend. Je häufiger die Medien über Massentierhaltung oder Skandale in der Lebensmittelindustrie, speziell bei Fleisch- und Wurstwaren, berichten, desto lauter werden die Aufschreie. Wollen wir wirklich noch das billigste Fleisch kaufen, dessen Herkunft zweifelhaft ist? Doch ist Biofleisch deswegen besser, waren die Tiere "glücklicher"? Immer mehr Menschen entscheiden sich für die fleischlose oder zumindest fleischarme Küche. Selten war vegetarische und vegane Küche so gefragt wie heute. Kein Wunder, sind vegane Produkte mittlerweile in jedem Supermarkt erhältlich und die nötigen Rezepte dazu hält der Buchhandel in Hülle und Fülle bereit. Auch in der Bibliothek von Caramelized gibt es nun ein veganes Kochbuch. Die Rede ist von Josita Hartantos "Vegan genial".

Meistens verbinden wir mit veganer Küche den Fleischersatz durch Tofu - eine geschmacklose, gummiartige Masse. Milch wird in Form von Reis- oder Sojamilch geliefert und wie man Eier oder gar Gelatine ersetzt, ist den meisten unklar. Doch wenn man das so hört, kann die vegane Küche gar nicht schmecken.
Irrtum!
Denn die Berliner Köchin Josita Hartanto hat über viele Jahre zahlreiche köstliche, raffinierte und abwechslungsreiche Gerichte kreiert, die gänzlich auf tierische Produkte verzichten. Von diesen hat sie nun die besten herausgesucht und in ihrem Kochbuch zusammengetragen. Dabei betont sie jedoch in ihrem Vorwort, dass es ihr weniger um eine weitere, unnütze Variante von Spaghetti Bolognese ging, sondern darum, eine neue Küche zu schaffen. Mit eigenen Rezepten, die sowohl von ungeübten, wie auch erfahrenen Köchen umgesetzt werden können. Sie zaubert aus einfachen Zutaten ganz köstliche Gerichte, die alle Bereiche abdecken: Suppen und Vorspeisen, Hauptgerichte, Snacks und kleine Sattmacher sowie natürlich den wichtigsten Gang, die Desserts.
Daneben findet sich im Buch auch ein umfassendes Vorwort, in dem die Autorin nicht nur über ihre Motivation zum Schreiben dieses Kochbuchs spricht, sondern uns auch daran erinnert, dass eine gute Vorbereitung, zu der das bereitstellen aller benötigten Zutaten in entsprechender Menge gehört, für das Gelingen wichtig ist. In einem ebenfalls vorangestellten Glossar listet sie wichtige Zutaten der veganen Küche auf. Gelatine-, Milch- und Sahneersatz, Pasten, Gewürze, Küchenausrüstung sowie die Vorratshaltung werden hier näher beschrieben und erläutert.
Im Anschluss beginnt dann das eigentliche Kochbuch. Zu den vier zuvor genannten Themenbereichen finden sich nun zahlreiche vegane Rezepte, die alle eines gemeinsam haben: sie sind alltagstauglich und nicht schwer nachzukochen. Auch für all jene, die sich nur selten an neue Gerichte herantrauen, aus Angst, diese seien zu aufwendig und anspruchsvoll in der Zubereitung. Ebenso decken die Speise ganz unterschiedliche Geschmäcker ab. Wer gerne Burger oder Sandwich isst, wird hier ebenso fündig wie jemand, der die klassische Hausmannskost bevorzugt.

Um einen Eindruck über die Rezepte und das Kochbuch - insbesondere in Verbindung mit Caramelized - zu bekommen, haben wir uns gezielt einige Speisen herausgesucht und diese im Rahmen der Rezension nachgekocht. Dafür haben wir selbstverständlich auf vegane Alternativen wie Agar-Agar und Sojamilch nicht verzichtet - nicht zuletzt da unser Supermarkt sie in seinem Angebot hat und wir keine Probleme hatten, sie zu beschaffen. Einige Gerichte stehen mittlerweile fix auf unserem Speiseplan und werden auch zukünftig öfters zubereitet. Warum? Weil sie Abwechslung bieten, weil sie einfach zuzubereiten sind und weil sie geschmacklich einfach toll sind. Angefangen haben wir mit etwas unverfänglichem, Kohlrabischnitzel mit Wasabi-Kartoffelsalat. Kohlrabi als Schnitzel ist natürlich nichts Neues, doch es kommt hier stark auf die Gar- oder besser gesagt Bratzeit an. Die im Rezept vorgegebenen zwei Minuten pro Seite sind perfekt gewählt, damit der Kohlrabi einerseits noch bissfest ist, andererseits aber dennoch das Gefühl vermittelt, gekocht worden zu sein. Ganz ehrlich, wir mögen kein totgekochtes Gemüse; nicht nur, weil die Vitamine fehlen. Dazu gab es Wasabi-Kartoffelsalat. Keine Angst vor dem Wasabi. Es ist eine geringe Menge und der Salat wird keineswegs scharf. Im Gegenteil. Die Zwiebel, die leicht karamellisiert wird, und der zusätzliche Apfelsaft verleihen dem Ganzen ein leicht süßliches Aroma. Dazu geben die prägnanten Noten von Wasabi, Senf und Meerettich dem langweiligen Essig-Öl-Kartoffelsalat eine völlig neues Erscheinungsbild.
Säckeweise hängen in der Scheune die Früchte des Walnussbaums, die wir nun ganz wunderbar in Koriander-Walnuss-Frikadellen verarbeiten können. Da für deren Basis Tofu verwendet wird, sind hier Aromen und Gewürze sehr wichtig. Tofu kann schmecken, doch nur, wenn es ordentlich gewürzt wird. Das ist bei diesem Gericht der Fall. Hierzu serviert man einen Rotkohlsalat und eine Orangen Soja-Sauce, die das Ganze wunderbar abrundet.
Als drittes Hauptgericht überzeugten uns die Kartoffelplätzchen mit Chiccoree und Birnen.
Alle drei Gerichte waren einfach und vor allem ohne großen Aufwand zuzubereiten. Sie haben sich als alltagstauglich bewährt und verlangen Zutaten, die in jedem Haushalt anzutreffen sind. Es sind keine Extraeinkäufe nötig und es werden keine aufwendig zu beschaffenden Zutaten benötigt.
Desserts sind natürlich (für uns) das ganze besondere Highlight einer Mahlzeit, der krönende Abschluss. Und auch hier braucht man in der veganen Küche keine Angst zu haben, auf etwas verzichten zu müssen. Im Gegenteil. Unser geliebtes Panna Cotta wurde ausgewählt, das Testessen zu beschließen. Traumhaft - mehr braucht es nicht. Auch beim veganen Panna Cotta kocht man Sahne mit Geliermittel auf und ergänzt es durch Vanille, Zucker und Erdbeeren. Das Ergebnis kann sich sehen und vor allem essen lassen.
Übrigens: Wer für einen besonderen Anlass - beispielsweise den Muttertag - ein kleines süßes Präsent selbst zubereiten möchte, der kann sich einmal an den Mozarthäppchen versuchen. Hier werden Marzipan, Nougat und Zartbitterschokolade mit gehackten Pistazien verfeinert, in Häppchenform gebracht und gekühlt. Das Ergebnis schmeckt nicht nur, es kommt als Geschenk sehr gut an.

Das alles gibt es natürlich mit den bekannten und bewährten Caramelized-Features. Einfach und schnell blättert man durch das Buch, wobei die untere Navigationsleiste sehr hilfreich ist. Beliebte Rezepte lassen sich wie gewohnt in Favoritenlisten anlegen und das Einkaufen wird durch die Einkaufslisten erleichtert. Die Rezepte selbst können entweder in der klassischen Ansicht betrachtet werden oder in der Caramelized-eigenen schrittweisen Ansicht. Diese führt den Koch oder die Köchin strukturiert durch das Rezept und zeigt stets nur den aktuell durchzuführenden Schritt. Inkludierte Timer finden sich in beiden Ansichten und lassen die Speisen auf den Punkt gelingen. Auch das Anpassen der Zutaten auf die jeweilige Gästezahl klappt wieder wunderbar - mit Ausnahme eines Rezepts. Bei den Mozarthäppchen wird es etwas vertrackt. Hier kann man natürlich auch angeben, für wie viele Personen man diese zubereiten möchte. Doch handelt es sich hierbei um Pralinen und da wird es dann doch etwas schwierig, auf Personen umzurechnen. Es ist ein bisschen eigenes Kopfrechnen angesagt, bzw. will man nur die Hälfte machen, setzt man die Personenzahl von vier auf zwei herab; für die doppelte Menge entsprechend hinauf. Doch noch einmal ist Vorsicht geboten. Denn im Standardrezept für vier Personen gibt man 125 g Nougat auf ein Quadrat der Größe 25 x 25 cm; bei der Hälfte der Menge dann zwar nur 63 g Nougat, jedoch auf die gleiche Grundfläche. Das kann so nicht funktionieren, weswegen man die Grundfläche ebenfalls verkleinern sollte.

Doch abgesehen davon ist das Werk rundum gelungen, ebenso die Umsetzung in die digitale Caramelized Form. Kochen mit dieser App ist einfach und macht Spaß. Das vorliegende Kochbuch bereichert die Bibliothek, bietet neue, einfache aber dennoch geschmacklich raffinierte Gerichte, die einmal ganz ohne Fleisch und andere tierische Produkte auskommen. Wer dennoch lieber zu normaler Milch greift, kann das trotzdem tun. Denn die Gerichte schmecken und gelingen auch mit tierischen Produkten. Man muss kein Veganer sein, um die vegane Küche zu mögen. Doch man sollte ihr zumindest einmal eine Chance geben - und dank diesem Kochbuch wird man dies auf keinen Fall bereuen!

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2014
  • Umfang:
    114 Seiten
  • Typ:
    Software
  • ASIN:
    3957500133
  • Preis (D):
    15,99 €

Bewertung

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