Der Metzger

Der Metzger sieht rot

von Thomas Raab
Rezension von Stefan Cernohuby | 24. September 2009

Der Metzger sieht rot

Gewisse Berufsgruppen werden zu jeder Zeit skeptisch betrachtet, da sie sich schon ihren Lebensunterhalt mit brutalen Methoden verdienen. Ein Metzger oder Fleischhauer ist einer der ganz heißen Kandidaten, was das zwischenmenschliche Misstrauen angeht. Und wenn ein Metzger dann auch noch rot sieht, wie im neuen Roman von Thomas Raab, geht es bestimmt endgültig ans Eingemachte. Obwohl ... der Metzger, um den es hier geht, ist eigentlich alles andere als ein Schläger oder Schlächter.

Denn der Möbelrestaurator Willibald Adrian Metzger, dem Kenner schon in Thomas Raabs Debütroman „Der Metzger muss nachsitzen“ begegnet sind, hat sich zwar verändert, aber nicht in diese Richtung. Nachdem er endlich die große Liebe seines Lebens mit dem Namen Danjela Djurkovic gefunden hat, macht er zum ersten Mal in seiner Existenz eine Phase durch, in der Kompromisse aus Sympathie eine Rolle spielen. So lässt er sich tatsächlich dazu überreden, mit seiner Angebeteten ein Fußballmatch zu besuchen. Doch nicht nur, dass dort viel zu viele Leute sind, stirbt zu allem Überfluss auch noch der Torwart der „Kicker-Saurias“. Eine Sache, die vermutlich nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, was den Metzger aber trotzdem eher peripher tangiert hätte. Hätte deshalb, weil die Djurkovic eben dieser Meinung sit, dann aber von den „Ultras“ der Saurias aus rassistischen Motiven ins Koma geprügelt wird. Etwas, was selbst einen etwas bedächtigen Zeitgenossen wie den Metzger zu motivieren weiß. Also macht er sich auf, um der Sache selbst auf den Grund zu gehen - was seinem Klassenkollegen und Polizeikommissar Pospischill gar nicht schmeckt. Doch auch ihm selbst gehen die Nachforschungen in mehrerlei Hinsicht auf den Magen, denn der bekommt sowohl Schläge und Alkohol als auch Schlafmittel ab. Mörder aus Passion, Fußballpräsidenten, Rechtsradikale und die eine große Liebe. Das sind die Eckpunkte aus „Der Metzger sieht rot“.

Eckpunkte sind etwas Schönes, kann man sich dadurch schon einiges von einer Geschichte zusammenreimen. Aber so ganz schnörkellos geht es diesmal handlungstechnisch nicht zu. Obwohl sich der Protagonist auch im aktuellen Abenteuer redlich bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen - natürlich aus dem redlichsten aller Ziele - Rache für seine Freundin -, sind es doch zahlreiche Elemente die hier vermengt wurden. Die geheimnisvollen und meist bösen Nebencharaktere, deren Gedanken hier und da angedeutet werden, räumen recht überraschend das Feld und die ganz Bösen im Hintergrund sind eigentlich im ganzen Buch nicht so richtig vorgekommen. Die Geschichte liest sie sehr unterhaltsam und man denkt auch gar nicht daran, den schon einmal ins Herz geschlossenen Willibald Adrian Metzger wieder zu verstoßen, trotzdem will in einem beim Lesen nicht ganz die selbe Lesefreude aufsteigen, wie im Vorgänger. Sicher ist aber, dass nicht an jedem Tag die Sonne scheinen kann. Daher ist es auch durchaus legitim, wenn der Metzger hier einmal einen eher schwächeren Himmelslauf begangen hat. Schließlich ist für jeden Leser klar ersichtlich, dass es nicht das letzte Abenteuer des armen Metzgers gewesen sein wird, der eigentlich nur seine Ruhe haben will, was aber anscheinend zu viel verlangt ist. Daher freut man sich insgeheim schon auf die nächste potentielle dem Metzger widerfahrendne Tragödie, die vielleicht in Form eines EAV-Konzerts herannahen könnte. Und bei „Der Metzger sieht rot“ konzentriert man sich auf die positiven Aspekte.

„Der Metzger sieht rot“, der zweite Roman aus der „Metzger-Reihe“ von Thomas Raab, ist leider nicht ganz so gut gelungen wie sein Debüt „Der Metzger muss nachsitzen“. Fußball, Morde und die große Liebe des Protagonisten machen den Band allerdings trotzdem zu einem Werk, das man lesen sollte, wenn man den Vorgänger kennt. Denn der flotte wienerische Schreibstil lässt einen doch über die eine oder andere inhaltliche Schwäche hinwegsehen.

Details

Bewertung

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