Es gibt viele alte Sprichwörter die allesamt negative Folgen für Individuen ausdrücken. Wenn jemand beispielsweise "der Teufel holt", ist das nicht positiv zu bewerten, da die betreffende Person danach nicht mehr am Leben ist. Doch manche machen es auch umgekehrt. So ist es zum Beispiel Thomas Raabs Metzger, der in seinem neuesten Abenteuer "den Teufel holt". Wie das zu verstehen ist, wollen wir uns näher ansehen.
Der Metzger, also Willibald Adrian Metzger, hat nun beinahe schon ein geregeltes Familienleben. Seit er mit seiner (damals unglücklichen) Jugendliebe, der Danjela Djurkovic zusammen ist, weiß er abendliche Besuche zu schätzen. Weit weniger gefällt es ihm allerdings, wenn sich sein Freund, der Polizeikommissar Eduard Pospischill, bei ihm auf dem Sofa einquartiert, weil ihn seine Trixi aus der Wohnung geworfen hat. Da kommt es allerdings zu unliebsamen Überschneidungen zwischen Beruf und Privatleben. Denn nachdem die beiden Freunde in einem Konzert waren, wird eine der Musikerinnen ermordet. Dass selbiges sogar noch etwas mit dem zwischenzeitlichen Diebstahl seines Sakkos zu tun hat, stellt sich erst später heraus. Aber das ist längst noch nicht alles, was den Metzger im Verlauf des Buchs beschäftigt. Zum einen ist da eine plötzlich auftauchende Halbschwester, ein gespenstischer Serienmörder, jemand der Postings im Internet richtig einschätzen kann und einige Hochwohlgeborene, die einem ganz besondern Jagdtrieb nachgehen. Kann der Metzger in diesem unglaublichen Chaos tatsächlich seinem Freund und dessen Kollegen helfen, den Mörder zu fassen? Oder bleibt bei all den aufgeschlitzten Kehlen sogar jemand wichtiger auf der Strecke?
Die Romane von Thomas Raab haben sich bisher dadurch ausgezeichnet, dass der Autor in der Lage ist, witzige Inhalte mit einer ernsten Handlung zu verknüpfen. Im Vorgängerroman gab es neben der Haupthandlung die skurrile Betrachtung der Menschenwelt aus der Perspektive zweier Riffhaie. Im aktuellen Werk fehlt allerdings eine solche auflockernde Sichtweise. Denn weder die Chatdiskussionen, die letzten Endes vom Mörder präpariert werden, als auch die Sicht des Bösewichts selbst trägt - ungeachtet einigermaßen kurioser Verwandtschaftsverhältnisse und Vergangenheit - nicht dazu bei, die Stimmung aufzulockern. Und so ist die Zahl der amüsanten Begebenheiten relativ spärlich gesät, die Morde dagegen häufiger. Auch wenn das Buch schlussendlich für einige Personen ein überraschend positives Ende bereithält, fällt der Grundtenor eher in Richtung Bass ab. So kann das Werk im Endeffekt nicht hundertprozentig überzeugen und leider nur als durchschnittlich gelungen bezeichnet werden. Fast hat man den Eindruck, dass es ein leichtes Auf und Ab bei Thomas Raabs Romanen gibt. Während der erste und dritte Roman hervorragend gelungen waren, sind es der zweite und vierte, die im Vergleich dazu ein wenig abgefallen. Fans dürfen aber dennoch zugreifen, ist ein durchschnittlicher Thomas Raab doch trotzdem besser als viele andere Autoren, die mit mehr Mühe weniger erreichen.
"Der Metzger holt den Teufel" ist der mittlerweile vierte Roman, der sich um Thomas Raabs sympathischen Helden dreht. Jener Willibald Adrian Metzger, eigentlich Restaurator von Beruf, wird nun schon zum vierten Mal in kriminaltechnische Ermittlungen verwickelt. Doch leider kann der Roman diesmal nicht vollends überzeugen und ist eher im Mittelfeld aktueller Kriminalromane anzusiedeln. Wer jedoch bereits mit den Vorgängerromanen vertraut ist, kann trotzdem getrost zugreifen. Das Buch zu lesen lohnt sich dennoch, auch wenn es diesmal nicht zu einem Meisterwerk gereicht hat.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:01/2011
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Umfang:253 Seiten
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Typ:Hardcover
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ASIN:3492054196
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ISBN 13:9783492054195
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Preis (D):18,95 €