Die letzte Hexe - Maria Anna Schwegelin


Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Februar 2025

Die letzte Hexe - Maria Anna Schwegelin

In modernen Fernsehserien wird gezeigt, dass Hexen eine Menge Spaß haben. Sie tragen tief ausgeschnittene Oberteile, kämpfen gegen das Böse und führen vor allem ein sehr interessantes Leben. Wurde aber jemand in der Vergangenheit als Hexe tituliert, hatte diese Person viel weniger Spaß. Denn dann führte das meistens zu Ermittlungen, Folter, Prozess und schlussendlich zu einer Hinrichtung. Denn um eine Hexe zu werden, bedurfte es nicht viel...

Dabei sollte man vielleicht etwas ausholen. Hexen waren vor allem jene Frauen, die nicht in das typische Gesellschaftsbild früherer Zeiten passten. Dabei konnte es sich um die Beschäftigung mit unüblichen Berufen, ungewöhnlichen Lebenswandel oder auch nur bösartige und einflussreicher Neider handeln, die ihre Beschuldigungen an der richtigen Stelle platzierten.

Anna-Marias Mutter scheint eigentlich Glück gehabt zu haben. Von stetigem Hunger geplagt ist sie gar nicht erpicht darauf, ein weiteres Kind zur Welt zu bringen. Zum Glück hilft ihr die Tröscherin, eine einigermaßen respektierte Kräuterfrau, bei der Geburt. Sie selbst wird auf dem Hof eines reichen Großbauern untergebracht und will dort ihre kleine Tochter Anna-Maria aufziehen. Doch bei einem Unglück mit dem wildernden Sohn des Bauern wird dieser vom Blitz getroffen und sie dafür als Hexe hingerichtet. Ihre Tochter wächst am Hof auf, bekommt aber nur die niedrigsten Aufgaben zugewiesen und wird ständig misshandelt. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wird die unliebsame, mittlerweile Sechzehnjährige, abgeschoben. Trotz widriger Umstände und Schicksalsschläge überlebt sie, bei verschiedenen Familien niedrige Dienste verrichtend. Doch niemand will sie jemals zur Frau nehmen, außer ein einziges Mal - doch das wäre Ketzerei gewesen, handelt es sich dabei doch um einen Protestanten.

Ihre Wege kreuzen sich noch mehrmals mit denen der Tröscherin und mit denen eines Mönchs namens Emmerarm. Letzterer ist ein wahrer Gottesmann, kämpft gegen Hexenprozesse und versucht die Reinheit des Glaubens zu erhalten. Etwas, was angesichts der vorherrschenden Missstände alles andere als einfach scheint. Anna-Maria Schwegelin lebt ihr kleines und unbedeutendes Leben weiter, bis sie eines Tages beschuldigt wird, Unzucht mit dem Teufel getrieben zu haben ... und dies dann gesteht.

Mancher Leser der Rezension wird jetzt vielleicht sagen: „Gut, im Mittelalter ist so etwas sicher vorgekommen.“ Aber jener Hexenprozess fand tatsächlich im Jahr 1775 statt. Für alle die in der Geschichte nicht so bewandert sind - das Mittelalter ist zu diesem Zeitpunkt bereits fast 300 Jahre vorüber. Mitten im Grenzgebiet zwischen dem heutigen Deutschland und Frankreich herrscht aufgrund mangelnder Bildung und immer noch stark verbreitetem Aberglauben eine Stimmung stetigen Misstrauens. In diese Stimmung versucht Uwe Gardein mit seinem Roman „Die letzte Hexe - Maria Anna Schwegelin“ einzutauchen. Leider will ihm das nicht so wirklich gelingen. Zu viele übergangslose Zeitsprünge finden statt, zu vieles wird einfach nicht erklärt. Die meisten Zusammenhänge muss sich der Leser selbst zusammenreimen. Zudem ist die Handlung zwar detailliert ausgeführt und auch die Sprünge mitten in das religiös umkämpfte Terrain sind interessant, jedoch fehlt im ganzen Roman der rote Faden. Zusätzlich wurden am Ende, wo es tatsächlich zu einem Hexenprozess kommt, wirklich spannende Stellen einfach gekürzt. Somit kann man weder dem restlichen Lebensweg der Protagonistin noch den weiteren Entscheidungen der Kirche richtig folgen.

Aus diesen Gründen ist der Roman nur bedingt empfehlenswert. Jeden, den das Thema Hexen, Hexenprozesse oder das Leben im 18. Jahrhundert allgemein interessiert, wird hierbei nicht falsch liegen. Ein spannender historischer Roman mit sorgsam durchdachtem Handlungsfaden ist das Buch allerdings nicht.

Uwe Gardeins historischer Roman „Die letzte Hexe - Maria Anna Schwegelin“ ist leider nicht so gelungen, wie er sein könnte. Aufgrund vieler Zeitsprünge, mehrerer gekürzt wirkender Szenen an strategisch ungünstigen Stellen ist er nur eingefleischten Liebhabern von historischen Hexenromanen zu empfehlen.

Details

  • Verlag:
  • Erschienen:
    01/2008
  • Umfang:
    336 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783899777475
  • Preis (D):
    14,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl: