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Literatur, die sich mit möglichen zukünftigen Technologien beschäftigt, kann unterschiedliche Formen annehmen. Sie kann den Unterhaltungsaspekt der Geschichte im Fokus behalten oder aber die Theoretisierung einer möglichen zukünftigen Entwicklung ins Zentrum rücken. Letzteres ist vor allem dann interessant, wenn ein Buch von etwas handelt, das später tatsächlich realisiert wurde. So wie „Von der Erde zum Mond & Reise um den Mond“ von Jules Verne.

Von Krieg und Unterforderung

Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg gibt es eine Menge Leute, die (zumindest zeitweilig) nicht mehr auf andere Menschen schießen müssen. Das führt zu einer Menge an freien Ressourcen, die in sinnvolle Bahnen gelenkt werden sollen. Barbicane, der Vorsitzende des „Gun Club“ Baltimore und der Schriftführer, das mathematische Genie James T. Maston, beschließen eine neue Aufgabe in Angriff zu nehmen. Eines Reise zum Mond in einem großen Projektil, das von einer noch viel gewaltigeren Kanone abgeschossen werden soll.

Von Realisierung und Reise

Die vorliegende Schmuckausgabe aus dem Coppenrath Verlag enthält, wie der Titel schon suggeriert, die beiden Romane „Von der Erde zum Mond“ und „Reise um den Mond“. Letztendlich ist es eine Geschichte, welche unmittelbar zusammenhängt – auch wenn so natürlich naheliegt, dass der erste Roman erfolgreich enden muss. Hier gibt es dann jedoch eine kleine Überraschung.

Geschichte, Technik und Motive des Autors

Die beiden Romane sind ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, dass Jules Verne nicht in der Lage war, Themen nicht zu durchdenken, obwohl das Motiv hinter einem Roman ein eher humoristisches war. So wollte er sich im Zuge der Umsetzung des Werks über den „Kanonenwahnsinn“ der Amerikaner lustig machen, entwickelte aber im Zuge der Realisierung Konzepte zum Austausch für Kohlendioxid und Sauerstoff in der Atemluft, die für tatsächliche Filtersysteme bei Raumflügen als Inspiration herangezogen wurden. Dass andere Details nicht funktionieren konnten, wie zum Beispiel das Abfeuern eines Projektils, wurde dabei während der Umsetzung des Romansgroßzügig ignoriert. Verne machte sich im Zuge der beiden Romane sehr über (vermeintliche) Charaktereigenschafen verschiedener Völker lustig und verschonte dabei auch seine eigenen Landsleute nicht.

Ausstattung des Werks

Wie gewohnt ist die Schmuckausgabe mit vielen Extras versehen, angefangen mit zeitgenössischen Informationen über den Amerikanischen Bürgerkrieg sowie Landkarten und weiteren Informationen, die zur Entstehungszeit des Werks verfügbar waren. Darüber hinaus findet man jedoch auch Informationen, die von weiterer Auseinandersetzung mit der Materie berichten. Bereits 1902 gab es eine erste Stop-Motion-Verfilmung des Stoffs. Aber auch Operetten-Experte Jacques Offenbach interpretierte den Stoff. Darüber hinaus sind Skizzen und Fotografien des Mondes enthalten.

Die beiden enthaltenen Romane sind in mehrerlei Hinsicht interessant. Hier wird ein großes Vorhaben der Menschheit vorweggenommen. Obwohl die Realität ziemlich anders vonstattengegangen ist, wird klar dargestellt, dass es sich um ein gemeinsames Projekt handelt, das viele verschiedene Beteiligte benötigt. Neben den vielen Überlegungen, die Verne hinsichtlich der benötigten Technik hat einfließen lassen, sind die Bücher ein Spiegel ihrer Zeit, karikieren die Geisteshaltung verschiedener Nationen und spielen dabei auch auf einige zeitgenössische Persönlichkeiten an. Und auch wenn in den beiden Romanen nicht die gleiche faszinierende charakterliche Tiefe der handelnden Personen erreicht wird wie zum Beispiel in „20.000 Meilen unter den Meeren“, ist der Schmuckband sowohl für Kenner als auch für Sammler eine absolute Empfehlung.