Edition Noir

Der Untergang des Hauses Usher


und andere fantastische Geschichten
von Edgar Allen Poe
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. September 2024

Der Untergang des Hauses Usher

Manchmal stößt man unerwartet auf Klassiker der Literaturgeschichte und nähert sich diesen eher zufällig an. Denn viele von ihnen werden immer wieder in anderen Medien referenziert oder interpretiert, egal ob in Film und Fernsehen, Theater oder Graphic Novel. Edgar Allen Poe hat seinerzeit viele Erzählungen verfasst, die ganze Genres geprägt und nachhaltig beeinflusst haben. Doch kann ein Kurzgeschichtenband von Poe heute immer noch bestehen – als Schmuckausgabe, illustriert und mit vielen Inlays?

Mehr als nur das Haus Usher

Insgesamt 19 Geschichten enthält das Buch. Mit „Die Grube und das Pendel“ kommt eine der bekanntesten Poe-Erzählungen sehr früh. Eine Geschichte über einen eingekerkerten Gefangenen, der gewissermaßen zwischen Pest und Cholera wählen muss.
Der titelgebende Untergang des Hauses Usher berichtet von einem Freund, der zu Hilfe gerufen wird, obwohl offenkundig jede Hilfe für das aussterbende Haus, also die Familie Usher, zu spät kommt. Doch der Hintergrund für den Niedergang ist erschütternd.

Weitere Highlights

In weiterer Folge findet man bekannte und nicht so bekannte Geschichten von Poe. Herauszuheben sind hier sicherlich „Die Maske des roten Todes“, „Das verräterische Herz“, „Das Fass Amontillado“ und „Der Rabe“. Überall sind passende Illustrationen beigesteuert, die dem gleichermaßen altmodischen wie auch formschönen Cover und dem blutroten Farbschnitt angepasst sind. Die verschiedenen Inlays reichen von Einladungen über die Psychologie von Poe, Gedichte, Pamphlets und mehr.

Poe in der Gegenwart, oder: für wen ist der Band?

Es ist unbestritten, dass Edgar Allen Poe nicht nur für Horror- und Schauerliteratur, sondern auch für die Kriminalliteratur ein Wegbereiter war. Dennoch, er war dies zu beginn des 19. Jahrhunderts, zu einer Zeit in der Erzählstrukturen und Lesegewohnheiten komplett anders waren. Ja, dem Autor ist es zu jener Zeit gelungen, das Wirken von Eindrücken auf die Psychologie der Betroffenen überzeugend darzustellen. Kein Wunder also, dass gerade im Horrorgenre die Messlatte diesbezüglich für nachfolgende Generationen sehr hoch gelegt wurde. Gleichzeitig hat man beim Lesen ein großes Problem, was die Spannungskurven und den Verlauf der Handlungen angeht. Der Höhepunkt der Geschichte wird nicht so erreicht, wie es heutige Autor*innen tun und auch der Ausklang der Geschichte wirkt sehr oft wie abgehackt. Zack, und aus. Für alle, die sich auf Spurensuche begeben wollen, kann man das Werk empfehlen. Denn durch den wertigen Bann, die Illustrationen und die vielen Gimmicks ist das Buch schon allein einen Kauf wert. Die Geschichten selbst werden allerdings auch beim wiederholten Mal lesen nicht spannender. Viele damalige wissenschaftliche Annahmen sind längst widerlegt und manche Situation ist für heutige Leser*innen auch nicht mehr ganz so erschreckend, wie sie einst war.

„Der Untergang des Hauses Usher“ ist eine Sammlung von kurzen Erzählungen von Edgar Allen Poe, der aktuell vom Coppenrath Verlag in einem neuen Schmuckband erscheinen ist. Selbst wenn Poes Literatur heutzutage nicht mehr ganz die Erwartungen an Lesestoff erfüllt, führt die Bedeutung seiner Werke in Kombination mit der Qualität des Schmuckbandes dazu, dass man das Buch trotzdem empfehlen kann.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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