Der Nomadengott

Die Weltenbaumler

von Gerd Scherm
Rezension von Stefan Cernohuby | 08. Februar 2009

Die Weltenbaumler

Mythen-, Sagen- und Göttergestalten gibt es in jedem Kulturkreis. Abgesehen von wenigen Ausnahmen begegnen einander die Wesen verschiedener mythologischer Herkunft aber nie - verständlich, denn dabei würde es nur zu einem riesigen Durcheinander kommen. Gerd Scherm skizziert in seinem Roman "Die Weltenbaumler", dem dritten Teil seiner "Nomadengott"-Reihe, ein solches Szenario, in dem es ziemlich turbulent zur Sache geht.

War der Schreiber und Prophet Seshmosis schon im zweiten Band der Reihe nicht darauf erpicht, Abenteuer zu erleben, ist er es nun noch weniger. Denn endlich hat er ein weibliches Wesen gefunden, mit der ihn etwas verbindet, sie mag ihn nämlich auch. Und doch muss er sich wieder auf große Fahrt begeben, denn GON - der Gott ohne Namen - befiehlt es ihm. Diesmal geht es zuerst darum, einen Nachkommen von Seshmosis zu retten. Dieser hat in einer fernen Zeit eine interessante Aufgabe, die sehr eng mit dem Weltenbaum und seinen wichtigsten Bewohnern zu tun hat. Zusätzlich liegt die denkbar schwierige Aufgabe vor ihnen, Ragnarök zu verhindern. Aber damit ist das Abenteuer noch lange nicht zu Ende, so stehen noch Begegnungen mit König Gunter, Siegfried und dem Halbling Hagen von Tronje aus. Auch gefährliche, fluchbeladene Ringe, falsch ausgesprochene Nibelungenschätze und das Töten von Drachentötern spielen eine wichtige Rolle. So gibt es viele Missverständnisse, weitgereiste und rachsüchtige Götter, fanatische Christen sowie einige interessante berufliche Neuausrichtungen - kurz gesagt, eine Menge Chaos.

Doch Chaos kann auch gezielt eingesetzt werden und scheinbar zufällige Handlungsabschnitte haben viel größere Folgen als man anfangs denkt. Sie werden später, wo man schon gar nicht mehr damit rechnet, mit völlig anderen Erzählsträngen verknüpft. Gerd Scherms Romanreihe, die mit "Der Nomadengott" begann und mit "Die Irrfahrer" fortgesetzt wurde, erreicht nun mit "Die Weltenbaumler" einen vorläufigen Höhepunkt. Zum ersten Mal fühlt man sich in der Welt der Gottheiten und Möchtegern-Götter völlig heimisch, was vermutlich auch an Seshmosis Nachkomme Ratatöskr liegt, dessen Schalten und Walten einfach nur amüsant ist. Auch wenn es mitunter schon beinahe so scheint, als hätte der Autor den Stoff für zwei Romane - eine Auseinandersetzung mit der Nordischen Götterwelt und eine Abrechnung mit dem Nibelungenlied - verarbeitet, kann man den Roman nur verschlingen. Dabei kann man sich sowohl köstlich amüsieren, als auch einiges lernen, denn obwohl manche Geschehnisse ein wenig verzerrt erscheinen, schafft es der Autor, sehr viel Wissen in seiner Geschichte unterzubringen. Als kleine Zugabe wurde jede Kapitelüberschrift in einem Runen-Alphabet verfasst, das im Anhang zu finden ist. Interessante Übersetzungen sind also garantiert.
Somit kann "Die Weltenbaumler" jedem Liebhaber satirischer Fantasy-Literatur mit historischen Ingredienzien nur wärmstens empfohlen werden. Liebhaber der Reihe werden sowieso zugreifen, aber auch Quereinsteigern dürfte dieser Roman zusagen.

Die "Weltenbaumler", der dritte Roman aus der "Nomadengott"-Reihe von Gerd Scherm, stellt den bislang gelungensten Band dar. Amüsant, spannend und unverschämt wird mit Göttersagen und Heldenepen abgerechnet. Somit kann das Werk all jenen empfohlen werden, die sich der Phantastik nahe fühlen, denen Satiren gefallen und die keine Berührungsängste mit einer etwas anderen Art von Religionskritik haben.

Details

  • Autor*in:
  • Band:
    3
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2008
  • Umfang:
    396 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453523997
  • ISBN 13:
    9783453523999
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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