Beschäftigt man sich mit Geschichte, stößt man in allen Zeitaltern auf größere oder kleinere Ereignisse. Genauso sind auch historische Persönlichkeiten von unterschiedlicher Bedeutung für ihre jeweilige Epoche. Während einige dafür verantwortlich waren, dass zigtausende in die Schlacht zogen, hatten andere nur Einfluss auf eine relativ kleine Region. Um das Leben einer Person, die eher der zweiten Gruppe zuzuordnen ist, dreht sich Gerd Scherms Drama "Alexander der letzte Markgraf".
Allein und nicht unbedingt zufrieden mit sich und der Welt, lebt der letzte fränkische Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach in seinem selbstgewählten Exil in England. Als ihn völlig überraschend sein alter Freund, der aus Tirol stammende Hofnarr, Schnapsbrenner und Wirt Peter Prosch - kurz "Peterle" genannt - besucht, bietet ihm das die Gelegenheit, viele einschneidende Erlebnisse aus seinem Leben Revue passieren zu lassen. Dabei handelt es sich unter anderem um Auseinandersetzungen mit seinem Vater, dem "Wilden Markgraf", eine Unterhaltung in einer Freimaurerloge und eine Konfrontation von Ehefrau und Mätresse. Doch auch geschichtsträchtige Situationen dürfen nicht fehlen. So gab es eine wirklich brenzlige Situation, als im Zuge der Entschuldung des Landes das Heer für den amerikanischen Bürgerkrieg "verliehen" wurde und eine Revolte in der Luft lag. Doch auch später machte er sich sein Leben selbst nicht leicht, als er sich bemühte, seiner zweiten Gemahlin so gut wie jeden Wunsch zu erfüllen. Dass er es sich dabei mit seinem kompletten Gefolge verscherzte und ihm dabei wichtige Minister abhanden kamen, zeichnete sich damals bereits ab. Auch seine Abdankung von Amt und Würden war ein Schritt, den wenige Adelige konsequent durchziehen konnten. So bleibt ihm schlussendlich nur, selbst eigene Schlüsse daraus zu ziehen, welche Fehler im Leben seinen Erfolgen gegenüberstehen.
Nach den 13 Szenen finden sich noch zeitgenössische Darstellungen und kurze Lebensläufe aller auftretenden Personen, was das Verständnis für die Handlung vertiefen soll.
Nicht nur französische oder englische Könige waren in der Lage spektakulär an dem zu scheitern, was sie beabsichtigten. Dies beweist Gerd Scherm mit seinem Drama "Alexander der Letzte Markgraf", das im März 2010 seine Uraufführung im Theater Ansbach haben wird. Denn auch wenn der titelgebende letzte Markgraf keine Eroberungsfeldzüge oder geschickte Heiratspolitik betrieb, hatte er ein bewegtes Leben. Bemüht, stets das Richtige für sich, sein Land und sein Volk zu tun, kam er im Laufe seiner Herrschaft immer weiter vom Weg ab. Ob dafür persönliche Fehler, falsche Beratung oder das Vertrauen zu ungeeigneten Personen Schuld war, ist wohl Interpretationssache.
Gerd Scherm versucht, verschiedene Momentaufnahmen einander gegenüberzustellen und sowohl die verschiedenen Facetten Alexanders, als auch jene seines Wirkens zu beleuchten. Eine Vorgehensweise, die beinahe durchgehend gelungen ist und interessante Situationen beleuchtet - bis auf eine Unterhaltung in einer Freimaurerloge, die ein wenig aus dem Kontext gerissen zu sein scheint.
Insgesamt vermag die Lektüre jedoch durchaus Interesse für das zugehörige Theaterstück zu wecken. Man darf gespannt sein, wie Kritiker und Publikum auf die Inszenierung reagieren.
Das Drama "Alexander der letzte Markgraf" widmet sich einem Herrscher, der im großen Buch der Geschichte vermutlich nur eine Randbemerkung wert wäre. Doch Autor Gerd Scherm gelingt es dennoch, jener Person Persönlichkeit zu verleihen. Spannende, teils unterhaltsame Episoden zeigen einen Querschnitt durch das Leben des Markgrafs, der zu faszinieren weiß. Dies weckt in jedem Fall Interesse für das dazugehörige Theaterstück, das im März 2010 in Ansbach inszeniert wird.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:10/2009
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Umfang:126 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:3839128277
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ISBN 13:9783839128275
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Preis (D):10 €