Eine sehr tragische und traurige Liebesgeschichte ist die der Baderstochter Agnes Bernauer und des bayerischen Thronfolgers Albrecht von Wittelsbach. Trotz des großen Standesunterschieds kämpften beiden um ihre Liebe und ein gemeinsames Leben; besiegelten damit aber auch gleichzeitig Agnes Schicksal. Fast schon möchte man die Geschichte als kitschig abtun, würde sie nicht auf einer wahren Begebenheit beruhen.
Zur Faschingszeit des Jahres 1428 nimmt der bayerische Thronfolger Albrecht von Wittelsbach an einem Turnier in Augsburg teil. Kurz zuvor ist seine Verlobung mit Elisabeth von Württemberg gescheitert. Um den verbitterten Albrecht auf andere Gedanken zu bringen, lockt ihn der Stadtrat am Abend in eines der Badehäuser Augsburgs. Dort wird dem Wittelsbacher die anmutige und schöne Baderstochter Agnes Bernauer zugeführt. Beide verlieben sich ineinander und Albrecht besucht Agnes auch an den nächsten Tagen. Doch der Zeitpunkt des Abschieds rückt näher und bald müssen sich die beiden trennen. Albrecht kehrt zurück nach München, kann Agnes aber nicht vergessen. Entgegen dem Rat seiner Freunde und Vertrauten, holt Albrecht Agnes ein Jahr später zu sich nach Vohburg. Unsicher beginnt Agnes ihr Leben in Vohburg, ist sie doch nur eine Baderstochter, ein ehrloses Weib. Doch rasch gewinnt sie mit ihrem natürlichen und ungekünstelten Wesen das Herz der Vohburger. Da sie selbst eine Bürgerstochter ist, kennt und versteht sie die Probleme und Sorgen des Volkes. Agnes und Albrecht verleben eine glückliche Zeit in Vohburg, doch bald schon holen seine Pflichten und vor allem der Zorn seines Vaters ihn ein. Dieser ist nicht nur erzürnt darüber, dass sein Sohn sich mit einer Hure einlässt, sondern machte sich auch Sorgen um die Thronfolge. Als der Herzog von Bayern-Landshut Albrecht zu einer Jagd einlädt, nutzt sein Vater die Gelegenheit. Er lässt Agnes verhaften und klagt sie der Hexerei an...
In Bayern ist der Name Agnes Bernauer kein unbekannter und die tragischen Ereignisse um das Paar unvergessen. Manfred Böckl arbeitete diese auf und brachte sie in Romanform auf den Buchmarkt. Er präsentiert eine rührende und dramatische Erzählung voller Intrigen, Hass und Machtgeplänkel. Beim Erzählen hält sich der Autor sehr nah an die geschichtlichen Fakten. Gut recherchiert gibt er die Geschehnisse aus den Jahren 1428 bis 1435 wieder. Allerdings leidet darunter der Gesamteindruck der Sprache und somit der Erzählung. Denn die Schilderungen des Autors sind sehr trocken, nüchtern - fast schon aufgesetzt. Dies erschwert nicht nur das Lesen. Jene Leser, die mehr auf Gefühle und Emotionen setzen, werden das Buch wohl schnell wieder beiseite legen. Zwar bemüht sich Manfred Böckl immer wieder Liebe und Verbundenheit der beiden Handlungspersonen wiederzugeben, was ihm jedoch nicht recht gelingt. Daran könnte aber größtenteils sein kalter und distanzierter Schreibstil Schuld tragen. Abschätzende Bezeichnungen für die Figuren wie "Glotzäugiger", "Mooräugige" oder auch "Dunkelhaariger" vermitteln keinen positiven Eindruck auf den Leser sondern rufen eher Distanz und Antipathie hervor. Damit verhindert der Autor, dass man sich beim Lesen in die Geschichte und Personen hineinversetzen und mitfühlen kann. Zusätzlich erschweren lange und trockene Passage das Voranschreiten der Handlung, so dass man sich stellenweise zum Weiterlesen zwingen muss.
Somit ist "Agnes Bernauer - Hexe, Hure, Herzogin" leider nur der Versuch, eine tragische Liebesgeschichte als ergreifenden Roman umzusetzen. Stimmungsaufbau und Identifizierung mit den Charakteren ist aufgrund des trockenen Schreibstils nur schwer möglich. Als unterhaltsame, historische Lektüre ist das Buch keinesfalls zu empfehlen. Dennoch bietet es gerade wegen seiner Fülle an historischen Fakten viele Informationen aus der damaligen Zeit.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:01/2003
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Umfang:277 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783746612904
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Preis (D):7,95 €