Amen

von Rudi Jagusch
Rezension von Janett Cernohuby | 19. Juni 2014

Amen

Eine Kirche ist ein Ort der Ruhe, der Spiritualität, des Zwiegesprächs mit Gott. Sie ist ein Ort der Stille, der Zuflucht und der Meditation. Doch keinesfalls ist sie ein Ort der Gewalt, an dem man um sein Leben fürchten muss und an dem Menschen den Tod finden. Doch genau die letzte Situation ist Thema in Rudi Jaguschs Thriller "Amen".

Martin Landgräf ist nach seinem Herzinfarkt eigentlich noch krankgeschrieben. Doch sein morgendliches Ritual, im Kölner Dom zu beten, führt ihn unfreiwillig an seinen Arbeitsplatz zurück. Ein Mann hat den Dom besetzt und droht diesen in die Luft zu sprengen, wenn man seinen Forderungen nicht nachkommt. Er will 50 Millionen Euro, die Hälfte in bar, sowie einen Privatflieger, der ihn nach Kuba bringt. Landgräf erkennt in dem Erpresser Nero, einen entkommenen Bombenleger aus einem früheren Fall. Unfreiwillig wird Landgräf von Nero - der ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt hat - zu seinem Vermittler ernannt. Um seinen Forderungen etwas Nachdruck zu verleihen, lässt er eine Bombe in einer stillgelegten Fabrik hochgehen. Damit noch nicht genug, eröffnet er der Landgräf, dass er seine eigene Stieftochter lebendig begraben hat und dieser nur noch wenig Zeit bleibt. Ein Wettlauf mit dem Tod beginnt, bei dem alle Trümpfe in der Hand des Verbrechers liegen-
Die Zeit arbeitet gegen Landgräf und seine Kollegen.

"Amen" ist ein explosiver Thriller, der seine Leser mit einer spannenden Handlung zu unterhalten versucht. Es ist eine kurzweilige Lektüre, wenngleich sie sich schwertut, mit anderen, ähnlich angelegten Thrillern mitzuhalten. Das liegt hauptsächlich an dem Antagonisten Nero, der sich mit einem Sprengstoffgürtel versehen im Kölner Dom verschanzt. Seine Gründe hierfür wirken auf den Leser fast schon konstruiert. Er will Geld und einen Flieger, um sich nach Kuba abzusetzen. Dass diese Forderungen nicht erfüllt werden, ist eigentlich jedem von Anfang an klar. Bleibt nur noch die Frage, warum sich Nero nach Kuba absetzen will. Das beantwortet der Autor indem er immer wieder Einblicke in das Leben Neros bietet. So erfährt der Leser von einer Mutter, die ihren Sohn misshandelte, einem Mann der unfruchtbar ist und somit seinen Wunsch auf ein eigenes Kind nicht erfüllen kann und von einem gewaltbereiten, äußerst eifersüchtigen Ehemann, der am Ende der gehörnte Ehemann ist. Doch auch andere, für die Handlung wichtige Personen, werfen einen Blick zurück auf ihr Leben und bringen Erinnerungen ein, die für den Roman nicht uninteressant sind.
Ach ja, es gibt auch einen Ermittler. Einen, der vor kurzem erst einen Herzinfarkt erlitten hat und eigentlich im Krankenstand ist. Einer, der ganz unfreiwillig zum Vermittler zwischen Nero und der Polizei wird und mit dem Bombenleger anfangs eine kleine Scharade spielt. Als diese auffliegt, überschlagen sich Ereignisse, Aktionen werden durchgeführt, die zu Gegenaktionen führen, die alle auf einen fatalistischen Höhepunkt hindeuten. Und dann kommt doch alles ganz anders, als es Eingangs schien - zumindest für die Ermittler rund um den Kölner Dom.

Somit ist "Amen" von Rudi Jagusch zwar ein unterhaltsamer und kurzweiliger Roman, jedoch keineswegs so packend, dass es einem schwerfiele, ihn wieder aus der Hand legen kann. Es ist ein solider, guter Thriller, der jedoch im Vergleich zu thematisch ähnlichen, zeitgleich erschienenen Romanen weniger gut ausfällt - insgesamt erreicht er leider nur Durschnitt. Das ist schade, hätte der Plot doch durchaus mehr Potenzial gehabt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2014
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783453410558
  • Preis (D):
    8,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung