Was ist eine typische Geschichte für ein bestimmtes (Sub-)Genre? Diese Frage kann man sich immer wieder stellen. Im Zusammenhang mit Naomi Hubers Debütroman „Ashturia – Der Prinz und die Tarenqua“ fällt relativ oft die Formulierung, es handle sich um keinen typischen Prinzessinnenroman. Wir wollten uns näher ansehen, wie diese Behauptung gemeint ist und ob sie denn zutrifft.
Prinz Liam hat viele Qualitäten, die meisten davon liegen jedoch eher im Bereich des Wissens und Lernens als in jenen, die mit körperlicher Betätigung zu tun haben. Als seine Eltern ihn nach Ashturia schicken, um ihn für eine Vermählung mit der dort regierenden Königin Trina in Position zu bringen, ist Liam zwar nicht begeistert, erfüllt aber seine Pflicht. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass es sich nur um einen Vorwand gehandelt hat, um ihn in Sicherheit zu bringen, denn in seinem Königreich Fascor stand ein Putschversuch unmittelbar bevor, der bereits durchgeführt wurde, als Liam in Ashturia ankommt. Plötzlich wird er zum politischen Flüchtling, einem Prinzen ohne Land. Doch der Prinz, an dem ein Kartograf verloren gegangen ist, gibt trotz seiner Einschränkungen nicht auf und will eine Rettungsmission für seine Eltern starten. Und tatsächlich darf er, nachdem er sich einige Grundkenntnisse erarbeitet hat, losziehen, doch nicht allein. Er wird von der äußerst unkonventionellen und gar nicht damenhaften Trina begleitet – und von ihrem Drachenmädchen Fecyre, das während der Reise erstaunliche Fähigkeiten offenbart.
War es in früheren phantastischen Werken oft so, dass ein starker Held eine hilflose Maid in Nöten retten musste, hat sich das Bild hier schon ziemlich gewandelt. Auch „Der Prinz und die Terenqua“ fällt in diese Kategorie. Denn das Wort bedeutet so etwas, wie eine Angehörige eines gefährlichen Assassinengeschlechts. Dies lässt schon in etwa erahnen, wie das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Protagonisten aussieht. Über die Dauer der Handlung wird Liam jedoch auch etwas weniger hilflos und Trina offenbart immer mehr von ihrem eigentlich sehr einnehmenden Wesen. Und wie die Geschichte, das Genre und die Autorin es so wollen, kommen sich die beiden im Laufe der gefährlichen Reise auch immer näher. Doch da ist nicht nur die Etikette, die einem Näherkommen im Weg stehen würde, sondern auch andere Kleinigkeiten. Der einzige Kritikpunkt, den man beim Lesen tatsächlich anbringen kann, ist, dass das Buch immer noch weitergeht, als man es eigentlich schon zu Ende wähnt. Natürlich hat man die handelnden Personen im Laufe der Geschichte liebgewonnen, aber die Autorin überspringt am Ende zumindest zwei gute Ausstiegspunkte, um nochmal eine Szene zu bringen, die man gut und gern in einem späteren Band der Reihe – denn eine solche wird es sicherlich werden – hätte einbauen können.
„Ashturia – der Prinz und die Tarenqua“ ist der erste Band einer Fantasyreihe von Naomi Huber, die sich um eine wehrhafte Königin, einen anfangs etwas unbedarften Prinzen und eine mit junge Drachendame mit Überraschungspotenzial dreht. Auch wenn man das Gefühl hat, dass sie die Autorin am Ende nicht von ihren Charakteren lösen wollte, ist das Werk für einen Debütroman sehr gut gelungen und wurde zurecht für den deutschen Selfpublisherpreis 2022 nominiert.
Details
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Band:1
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Erschienen:09/2021
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Umfang:304 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:16 Jahre
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ISBN 13:9783754334652
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Preis (D):10,99 €