Böser Clown

von Andreas Zwengel
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. Februar 2016

Böser Clown

Wirft man einen Blick auf Literatur und Popkultur, dann haben Clowns keinen leichten Stand. Einer der grusligsten Antagonisten nimmt im Roman „Es“ von Stephen King Clowngestalt an, der Superheld Batman hat im chaotischen Clown „Joker“ seinen Erzfeind und etliche Gestalten aus populären Fernsehserien haben Angst vor ihnen. Zu Unrecht? Andreas Zwengel hat in seinem Roman „Böser Clown“ einen etwas anderen Ansatz gewählt.

Schon vor einigen Jahren wurden mehrere Schauspieler einer einigermaßen erfolgreichen Serie namens „Zander Squad“ von einem offenbar geistig verwirrten Fan getötet. Jetzt scheint jemand die Filmserie neu beleben zu wollen. Einer der vielen Gegenspieler der Helden war der Verrückte und bösartige Clown „Onkel Manny“. Eine Gestalt, die sich der Zirkusspross Arlo Panofsky irgendwann ausgedacht hatte. Mit ihr hatte er zahlreiche Auftritte und auch mehrere Kinorollen. Bis zu einem missglückten Stunt, nach dem er Jahre lang brauchte, um sich von den Folgen und der ebenfalls damit zusammenhängenden Schmerzmittelabhängigkeit zu erholen. Als jemand in seinem Kostüm im Fernsehen auftaucht und der Vater eines ehemaligen Freundes ihn zwingt, die wahren Umstände des Todes seines Sohnes herauszufinden, wagt er sich nach Jahren der Isolation erstmals wieder unter Menschen. Und er lässt auch Onkel Manny wieder frei, blamiert sich in Talkshows und ist auf der Suche nach einem geheimnisvollen Videoband.
Gleichzeitig ist allerdings eine weit größere Verschwörung im Gange. Denn Konstantin Zander, der fiktive Kommandant der „Zander Squad“, existiert wirklich. Genauso wie sein bösartiger Erzfeind Sinola und dessen Schergen. Als diese jedoch beginnen, ihre Intrigen und ihren Konflikt in der Realität auszutragen, kommen zahlreiche Menschen zwischen die Räder.

Manche Romane sind nur erfolgreich, weil es einen Charakter gibt, der die Handlung trägt. In anderen ist es das komplexe Geflecht verschiedener Handlungsfäden, welches ein Werk interessant macht. Im Fall von „Böser Clown“ trifft eher letzteres zu. Denn auch wenn das Werk auf den psychopathischen Clown „Onkel Manny“ hindeutet, der letztlich nur ein Alter Ego des Protagonisten darstellt, dreht sich die Handlung nicht wirklich nur um ihn. Der eigentliche Kern dreht sich um die Zanders, also alle Angehörigen der Zander Squad, sowie die zugehörige Fernsehserie. Die Handlung selbst ist voller Anspielungen für Insider. Ob nun jemand aus dem 42. Stock springen will oder auf bestimmte Bücher angespielt wird, diesbezüglich ist das Werk eine Fundgrube witziger Seitenhiebe. Dem Lektorat und Layout sind leider einige Fehler unterlaufen. Einige unvollständige Sätze und mitten in den Text gesetzte Überschriften mindern das Lesevergnügen ein wenig, da man weiß, dass diese Schnitzer hätten vermieden werden können. Davon aber einmal abgesehen ist das Werk sehr gut gelungen, hat ein passendes Titelbild und ist zudem ein formschönes Hardcover, das dem Käufer ohne weiteres die knapp 16 Euro wert sein darf.

„Böser Clown“ ist ein Roman von Andreas Zwengel, der sich weder um den Joker aus dem DC-Universum, noch um Stephen Kings Pennywise dreht. Das Werk, indem ein bereits etwas abgehalfterter Clowndarsteller seine eigene Schöpfung wieder zurück ans Tageslicht bringt, ist dennoch gelungen. Der böse Clown wird sehr gut in eine komplexe Handlung eingebunden, die sowohl spannend als auch ein wenig pathetisch angelegt ist. Die Mischung stimmt, und so kann man das Werk, bei dem man nur einige Schnitzer im Layout ankreiden muss, allen Fans von actionreichen Romanen, die sich selbst nicht zu ernst nehmen, nur empfehlen. Denn auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

Details

Bewertung

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