Können Jahrtausende alte Überlieferungen und Hinterlassenschaften der heutigen Wissenschaft und Technik noch weiterhelfen? Manche Experten glauben ja. So hatten beispielsweise die Maya ein Wissen um die lokale Pflanzenwelt und die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten, das heute immer noch seinesgleichen sucht. Unter anderem darum dreht sich der Roman "Codex" von Douglas Preston, der den Leser in eine beinahe unberührte Wildnis in Honduras entführen soll.
Die drei Brüder Tom, Philip und Vernon haben zwei Dinge gemeinsam. Erstens, sie gleichen sich kein bisschen und sind sich dessen völlig bewusst - sie sind Universitätsassistenten, Pferdedoktoren und Extrem-Buddhisten. Zweitens, sie haben alle den gleichen Vater, den Ex-Grabräuber Maxwell Broadbent - ein Unikat und keinesfalls ein einfacher Mensch.
Als sich die drei wie von ihm gewünscht in seinem Haus einfinden, ist dieses komplett leer. Doch gemeinsam mit den beiden angerückten Polizisten finden sie heraus, dass die Wertgegenstände und Kunstwerke im Haus keineswegs gestohlen wurden. Denn Maxwell Broadbent, der unheilbar an Krebs erkrankt ist, will das Geld und alle Schätze nicht einfach seinen Söhnen hinterlassen. In einer Videobotschaft erklärt er, dass er sich mitsamt all seinen Habseligkeiten begraben lassen hat. Und seine Söhne sollen ihn finden, um an ihr Erbe zu gelangen. Ein Erbe, das insgesamt etwa eine halbe Milliarde Dollar wert ist.
Doch die so unterschiedlichen Brüder schaffen es nicht, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Vernon reist mit seinem geldgierigen Guru, Philip kontaktiert den psychopathischen Ex-Partner seines Vaters und Tom hat zuerst gar kein Interesse an der Reise. Erst die abenteuerliche Forscherin Sally Colorado überredet ihn dazu, ebenfalls aufzubrechen. Denn einer der Wertgegenstände im Besitz seines Vaters war ein uralter Codex der Maya, in welchem die Wirkung und Anwendungsweise unzähliger Heilpflanzen dokumentiert wurde. Ein Dokument, welches der modernen Pharmaindustrie Millionen wert wäre. Doch das weiß auch Hauser, Maxwells Ex-Partner. Und er ist bereit dafür über Leichen zu gehen...
Was benötigt ein gelungener Abenteuerroman? Eine geschickte Vermengung von thematisch unterschiedlichen Inhalten. Darunter vor allem Wissenschaft, Archäologie, Abenteuer, Liebe und gegebenenfalls noch eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung. Was schon bei Indiana Jones funktioniert hat, ist heute immer noch ein Erfolgsrezept. Douglas Preston ist es gelungen, dieses Schema erfolgreich durchzuziehen. Denn was man seinem Roman nicht absprechen kann ist, dass er spannend und überaus kurzweilig ist. Perfekte Lektüre, wenn man nicht zu viel nachdenken, einfach abschalten und sich unterhalten lassen will. Wirft man nämlich einen genaueren Blick auf den Inhalt und die Charaktere, findet man nicht allzu viel Tiefe. Jede Person scheint die gleiche Vorliebe für pathetische Reden zu hegen, Maxwell Broadbent ist ein sterbender Übercharakter, der einfach alles kann und der Bösewicht ist einfach über alles und jeden informiert und dabei offenbar mit seinem österreichischen Sturmgewehr verheiratet. Darüber strotzt der Schreibstil des US-Amerikanischen Autors geradezu von Adjektiven in jeder Form. Nichts ist" einfach nur. Alles muss geringschätzig, entzückend, unorthodox, oder unbehaglich sein - und das stammt nur aus einer halben Seite Text. Kann man darüber aber hinweg sehen, wird man für unter 10 Euro sicherlich bestens unterhalten.
"Codex", der neueste Roman von Douglas Preston ist bestimmt nicht der beste und authentischste Thriller mit (Pseudo-)Wissenschaftlichem Hintergrund, schafft es jedoch bestens zu unterhalten. Jeder, der sich gerne mit einer Mischung aus Dan Brown und Indiana Jones, ergänzt durch etwas Herzschmerz, auseinander setzt, liegt mit diesem Werk ganz bestimmt nicht falsch. Allerdings sollte man sich keineswegs hohen Anspruch erwarten.
Details
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:06/2012
-
Umfang:474 Seiten
-
Typ:Taschenbuch
-
ASIN:3426628066
-
ISBN 13:9783426628065
-
Preis (D):9,99 €