Papillon Noir

Das Bildnis des Doran Gray

von Oscar Wilde
Rezension von Stefan Cernohuby | 15. Dezember 2024

Das Bildnis des Doran Gray

Es gibt Klassiker der Literaturgeschichte, bei denen heutzutage nur noch den wenigsten bewusst ist, welchen Einfluss und welche Wirkung sie auf ihr Ursprungspublikum hatten. Der Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde ging darüber noch weit hinaus und sorgte für einen handfesten Skandal. Bei Papillon Noir, einer neuen Unterreihe bei Jacoby & Steward ist nun eine von Benjamin Lacombe illustrierte großformatige Ausgabe erschienen, die versucht, der später zensierten Urfassung so nahe wie möglich zu kommen.

Schicksalsvolle Bekanntschaften

Lord Harry Henry ist ein Mensch, der absolut nichts und niemanden ernst nimmt. Er spottet über wichtige Dinge, lacht aber auch über Triviales. Für den Künstler Basil Hallward ist er zwar ein guter und langjähriger Freund, diesem ist jedoch der charakterliche Einfluss auf andere Personen nur zu bewusst. Das ist einer der Gründe, warum er nicht möchte, dass Lord Henry die Person kennenlernt, dessen Porträt er gerade finalisiert. Jener fast noch jugendliche Adlige trägt den Namen Dorian Gray, und Basil ist ihm mehr als nur etwas zugetan. Doch Timing, Beharrlichkeit von Lord Henry und die Neugier von Dorian Gray führen letztendlich doch dazu, dass sie sich kennenlernen. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

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Von Entscheidungen und unbedachten Wünschen

Als sich Dorian Gray verliebt, geschieht das wie bei einer Naturgewalt. Er verliert sein Herz völlig an die blutjunge Schauspielerin Sibyl Vane, die in jeder ihrer Rollen auf der Bühne brilliert. Er verehrt sie, gesteht ihr seine Liebe und obwohl sie ihn nur unter einem Spitznamen kennt, nimmt sie seinen Heiratsantrag an. Als sie jedoch angesichts ihrer eigenen Liebe ihre Fähigkeit, sich in tragische Rollen hineinzuversetzen verliert, schockiert sie damit Dorian Gray, der sich in einem emotional verstörten Moment brüsk vor ihr zurückzieht und sie verstößt. Als er sich dessen besinnt, was er da getan hat und sich entschuldigen will, ist es schon zu spät. Sibyl Vane hat sich das Leben genommen. Da kommt ein unbedachter, leichtfertig ausgesprochener Wunsch, der das von seinem Freund Basil geschaffene Porträt betrifft, sehr ungünstig.

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Falsche Freunde in der moralischen Abwärtsspirale

Als ihm Lord Henry rät, dem Tod der ihm versprochenen Frau zu ignorieren und sich stattdessen dem Laster zu verschreiben, beginnt die Talwärtsfahrt in einer moralischen Abwärtsspirale, die man Dorian Gray aber überhaupt nicht ansieht. Er wirkt immer noch wie der hübsche Zwanzigjährige. Doch dafür altert nun sein Bild für ihn.

Während die Handlung des Werks, auch aufgrund verschiedener Verfilmungen, den meisten Leuten bekannt ist, sind die Auswirkungen des Werks auf seine Zeit heutzutage weniger präsent. Denn Oscar Wilde schrieb derartig eindeutig über die Liebe eines Mannes zu einem anderen, dass ihn über einen unbedachten Prozess sogar bis ins Gefängnis führte. Jene Passagen, die in der zweiten (und gängigsten) Auflage zensiert wurden und die man als unverblümtes Geständnis der Homosexualität des Autors interpretierte, sind hier in eckigen Klammern wieder eingefügt worden. Allerdings handelt es sich im gesamten Werk nur um eine längere Passage, alle anderen sind einzelne Worte oder Sätze. Dennoch ist der Gesamteindruck des Werks sehr positiv. Zum einen handelt es sich um ein wertiges Hardcover, die Illustrationen von Benjamin Lacombe sind gelungen und die Kombination aus historischer Aufarbeitung, einer kurzen Graphic-Novel-artigen Aufarbeitung der realen Ereignisse und das Werk ist sehr empfehlenswert. Jeder, der das Buch noch nicht kennt, hat hier eine tolle Gelegenheit.

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„Das Bildnis des Dorian Gray“ ist nicht nur ein Klassiker von Oscar Wilde, das Werk hat auch historische Bedeutung, was die damalige Resonanz und Wirkung auf sein Publikum angeht. Darüber hinaus wurde es in der aktuellen Version von Benjamin Lacombe illustriert und enthält auch die in den bekannteren Auflagen zensierten Passagen. Dabei handelt es sich definitiv um ein Buch, das man gelesen haben sollte.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    The picture of Dorian Gray
  • Übersetzer*in:
    Hedwig Lachmann, Gustav Landauer
  • Band:
    1
  • Genre:
  • Erschienen:
    11/2024
  • Umfang:
    256 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783964282231
  • Preis (D):
    39,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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