Das Feenstaub-Fiasko

von Manuela P. Forst
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Oktober 2018

Das Feenstaub-Fiasko

Wenn man über Vampire spricht, haben Menschen aus unterschiedlichen Generationen auch sehr verschiedene Vorstellungen. Vom düsteren Nosferatu über charismatische, dem Stoker’schen Original nachempfundene Lugosi- oder Oldman-Draculas geht es über Buffy-Vampire und Vampirtagebücher hin zur letzten Kategorie: den glitzernden Vampiren. Und wie eine solche Travestie eigentlich überhaupt ihren Anfang nehmen konnte, beantwortet Manuela P. Forst in ihrem satirischen Kurzroman „Das Feenstaub-Fiasko“.

Leonhard ist ein ziemlich typischer und durchschnittlicher Vampir. Er mag Blut und er hat seit Jahrhunderten einen Erzfeind, mit dem er sich immer und immer wieder duelliert – ohne dass einer von ihnen einen Vorteil erringen kann. Bis eines Tages zwei Wichte einen Topf Feenstaub für einen Scherz transportieren und sich dieser über Leonhard ergießt. Mitten im Duell, mit ungeahnten Auswirkungen. Der Vampir wird urplötzlich goldfarben, unwiderstehlich für alle Frauen jedweder Rasse, kann auch in humanoider Gestalt fliegen und – zu allem Überfluss – glitzert und glänzt er in der Sonne, die ihm nichts mehr anhaben kann. Und da ist noch der Wicht Navio, dem er das alles zu verdanken hat und den er nicht mehr los wird. Ein seltsames Abenteuer beginnt, bei dem er nicht nur an die Grenzen seiner nicht mehr ganz so düsteren Unsterblichkeit gelangt, sondern auch noch einmal (zumindest metaphorisch) die Klingen mit seinem Erzfeind Karl kreuzen muss.

Eines ist sicher. Manuela P. Forst ist kein Fan der neumodischen Glitzer-Vampire. Denn selbst die Nebencharaktere werfen dem Protagonisten vor, rufschädigend für die gesamte Vampirsippe zu wirken. Und das spiegelt auch die aberwitzige Handlung wider, in welcher die beiden unfreiwilligen Gefährten von einem Fettnäpfchen in das andere tappen und dabei beinah zu so etwas wie Freunden werden. Die seltsamen Vorlieben eines Wichts und die problematischen Eskapaden des „Goldjungen“ ergänzen sich zwar nicht unbedingt plottechnisch, aber dafür humortechnisch. Man begegnet nicht nur einer Menge an situationsbedingten Witzen, sondern auch Anspielungen auf Filme und Literatur. Man darf natürlich keine High-Fantasy-Handlung erwarten. Aber das sollte man auch nicht, wenn man den Klappentext gelesen hat. Insofern hält das Werk genau das, was es verspricht. Nicht zu anspruchsvolle Unterhaltung mit viel Humor und dazu passende ebenso nicht ganz ernste Illustrationen, die ein wenig comicartig wirken, was aber sicher beabsichtigt war.

„Das Feenstaub-Fiasko“ ist nicht nur eine Abrechnung mit den Glitzer-Vampiren der jüngsten Zeit von Manuela P. Forst, sondern auch ein satirischer, chaotischer Kurzroman. Insofern erfüllt er die Erwartungen, die vom Klappentext geweckt werden, voll und ganz. Situationskomik, Anspielungen und dementsprechende comicartige Illustrationen ergeben amüsante Lektüre, bei der man ganz bestimmt nicht ernst bleiben kann.

Details

Bewertung

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