Die Geschichte der Menschheit ist voller Vorurteile, Angst und Gewalt gegeneinander - sehr oft einfach nur, weil jemand anders ist. Dabei ist Andersartigkeit schwierig zu definieren, weil es unglaublich viele mögliche Unterschiede gibt. Ob es sich um Hautfarbe, Religionsangehörigkeit oder gar politische Gesinnung handelt ist dabei völlig unerheblich. Denn Daniel H. Wilson beschreibt in seinem Roman "Das Implantat" eine zukünftige Form der Xenophobie.
Es gibt eine große Anzahl von Menschen, die physisch oder psychisch benachteiligt sind. Sei es durch eine angeborene Krankheit, einen Gendefekt oder gar einen Unfall, der ihre Chancen auf ein normales Leben stark gesenkt hat. Wäre es nun falsch jenen Menschen mit technischen Mitteln zu helfen, damit diese ihre Probleme überwinden können? Nein.
Das war zumindest der Grundgedanke, mit dem Gehirnimplantate entwickelt wurden, welche Hirnwellen harmonisieren und so einfacheres Denken ermöglichten. Gehirnimplantate, so wie es Owen Gray gegen seine Epilepsie besitzt. Doch viele Leute haben sich ein Gerät einsetzen lassen, einfach nur um besser zu sein als die anderen - was sie nun auch sind. Das ist etwas, was ultrakonservative Politiker samt ihrer Anhänger auf den Plan gerufen hat - denn diese fühlen sich dadurch benachteiligt. Da es sich um Politiker mit Einfluss handelt und Angst schon immer für Antrieb sorgt, folgen in Rascher Folge Gesetze, die Implantatträger nicht nur geschäftsunfähig machen, sondern sie daraufhin sogar als Nichtmenschen klassifizieren.
Owen, der in seiner Jugend bei einem epileptischen Anfall einen schweren Unfall hatte, findet sich urplötzlich im Zentrum eines Konflikts wieder, bei dem ehemalige Militärangehörige mit Spezialimplantaten eine wichtige Rolle spielen. Und auch sein Implantat stellt sich als weniger harmlos heraus, als anfangs gedacht. So kommt er schließlich einem gewaltigen Komplott auf die Spur, das in Amerika zu einem Bürgerkrieg führen könnte.
Im Vergleich zum ersten Roman von Daniel H. Wilson mutet "Das Implantat" nicht ganz so weit hergeholt an. Auch wenn die Skizzierung der Technik eher fragwürdig ist und es weitaus glaubwürdigere Lösungen geben würde, um eine Steigerung der Denkkapazität und Geschwindigkeit zu erreichen, macht der Hintergrund durchaus Sinn. Ob sich jedoch - selbst in Amerika - Menschen derartig von Verwandten, Freunden und Nachbarn, die sie mitunter ihr ganzes Leben kennen, soweit abwenden würden, dass sie selbige nicht einmal mehr als Menschen sehen, sei einmal so dahingestellt. Die Handlung selbst, in der ein ehemaliger Lehrer durch ein in seiner Jugend eingesetztes Implantat zum Superkämpfer für das Gute mutiert, ist bis auf einige wenige Details vorhersehbar. Trotzdem ist das Werk unterhaltsam, spannend und bis zu einem gewissen Grad kann man sogar mit den Charakteren mitfiebern. Wer also auf der Suche nach einem unterhaltsamen und ein wenig gesellschaftskritischen Science-Fiction-Roman ist, der ist mit "Das Implantat" nicht schlecht bedient. Und im Vergleich zu seinem indirekten Vorgänger "Robocalypse" kann das Buch nur gut wegkommen, obwohl es letztendlich nur solider Durchschnitt ist.
"Das Implantat" von Daniel H. Wilson ist kein herausragendes Werk aus dem Bereich Science Fiction, doch zumindest ein solides. Die gesellschaftliche Komponente schafft in Kombination mit dem Voranschreiten der Technik ein Szenario, das dem Leser Spannung und Abwechslung bietet. Dennoch ist die Glaubwürdigkeit, unter anderem auch durch einige kleinere Schwachpunkte bedingt, nicht so hoch, dass man das Buch gelesen haben muss. Eingefleischten Science-Fiction-Fans wird der Roman trotzdem zu gefallen wissen.
Details
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:03/2014
-
Umfang:368 Seiten
-
Typ:Taschenbuch
-
ASIN:342651348X
-
ISBN 13:9783426513484
-
Preis (D):14,99 €