Der Pakt der Bücher

von Kai Meyer
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Oktober 2018

Der Pakt der Bücher

Brücken sind dazu da, Flüsse und Abgründe zu überbrücken und Verbindungen herzustellen, die vorher nicht vorhanden waren. Kai Mayer hat drei Romane über „Die Seiten der Welt“ geschrieben und dann mit „Die Spur der Bücher“ ein Werk verfasst, in dem der Beginn der Vorgeschichte erzählt wird. Nun folgt mit „Der Pakt der Bücher“ das letzte verbindende Element. Wir haben es uns genau angesehen.

Eigentlich hat Mercy für ihren Geschmack genügend Abenteuer erlebt. Doch Cedric von Astarac will sich ihrer Fähigkeiten als Bibliomantin und als Beschafferin seltener Werke bedienen, um einen alten Feind in die Falle zu locken. Mercy, die daran überhaupt kein Interesse hat, wird letztendlich erpresst – von einem Mann und einer Institution, in die sie eigentlich Vertrauen hatte. So muss sie dem immer etwas zwielichtigen und undurchsichtigen Ermittler Segwick die letzte fehlende Seite eines sogenannten Flaschenpostbuchs zuspielen, um eine bibliomantische Beschwörung von ungeahnten Ausmaßen durchzuführen. Er möchte eine Gestalt aus dem unvollendeten Roman eines literarischen Genies zum Leben erwecken. Doch eine Agentin des Ministeriums hat ihre eigene Agenda und bringt nicht nur Mercy in große Gefahr, sondern auch ihre Freunde. So müssen seltsame Allianzen geschlossen, vergiftete Bücher ins Spiel gebracht und neue Fähigkeiten erlernt werden, um einen im Hintergrund lauernden Erzbösewicht zu übertölpeln. Und zu allem Überfluss gibt es eine quasi-theologische neue Sichtweise der Ereignisse, die sowohl den Charakteren als auch dem Leser eine große Überraschung bescheren könnten.

Worte über Worte, Geschichten über Geschichten, Romane über Romane, in denen all die erwähnten Ingredienzien zentrale Themen sind. Kai Meyer hat mit „Der Pakt der Bücher“ eine weitere Handlung erschaffen, in der Kreativität, die Liebe zum geschriebenen Wort, Bücher und auch zu Bibliotheken im Mittelpunkt stehen. Aber darüber hinaus wird auf mehreren Ebenen die Erschaffung von Fiktion und Wirklichkeit behandelt. Etwas, das nicht nur fiktive Personen beschäftigt, sondern auch die Leser. All das zusammen ergibt eine verschachtelte Geschichte, die zu überzeugen vermag. Auch ohne die ursprüngliche Trilogie zu kennen, stellen die beiden Bände „Die Spur der Bücher“ und „Der Pakt der Bücher“ eine runde Angelegenheit dar. Hier wird allerdings kaum Zeit verloren und die Protagonisten stehen von Anfang an unter Strom. Eine Anspannung, die bis zum Ende anhält und sowohl Lesern als auch Charakteren kaum Zeit zum Atemholen lässt. Dementsprechend ist das Werk sehr gut gelungen, maximal vielleicht ein wenig zu kompakt, als dass man eine Welt, in der Bücher die Welt beherrschen und gestalten, in Ruhe und Gemütlichkeit genießen könnte. Aber das fällt angesichts der anderen Qualitäten des Werks nicht wirklich negativ ins Gewicht. Spannenden Lesestunden steht daher absolut nichts im Weg.

Mit „Der Pakt der Bücher“ schließt Kai Meyer die Vorgeschichte der Romanreihe, die mit „Die Seiten der Welt“ begonnen hat, vorerst ab. Eine Brücke wird zwischen dem gerade erwähnten Werk und dem Vorgängerband „Die Spur der Bücher“ geschlagen. Große Emotionen, tödliche Gefahr und eine Welt in der Welt, aus welcher Charaktere ausbrechen wollen, sind nur einige der Bestandteile der Geschichte. Jeder Kenner der Ursprungsreihe sollte auch hier unbedingt zugreifen.

Details

Bewertung

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