Der Weg der Wünsche


Rezension von Stefan Cernohuby | 01. Dezember 2023

Der Weg der Wünsche

Manche Bücher kommen überraschend. Sie sind zwar nicht unwillkommen, aber doch eher so etwas wie eine Art Trostpflaster, wartet man doch auf ein völlig anderes Werk. Auch Patrick Rothfuss hat wieder einmal für einen derartigen Moment gesorgt. Während Fantasyfans überall in der Welt seit mittlerweile 12 Jahren auf den dritten Teil der Königsmörder-Chroniken warten, ist nun ein Werk erschienen, dass sich den Tätigkeiten eines Nebencharakters widmet. Es trägt den Titel „Der Weg der Wünsche“.

 

Bast ist zwar eine Hilfskraft im Wirtshaus zum Wegstein das einem Mann namens Kote gehört. Aber er ist weit mehr als das. Er ist in Wahrheit auch Lehrling eines Mannes, den er seinen Reshi nennt, und der eigentlich Kvothe heißt und so etwas wie ein Magier ist. Und er ist noch mehr, denn eigentlich ist er nicht einmal ein Mensch, sondern ein Fae. Aber gerade deshalb muss er sich auch mit mehr beschäftigen, als den Hilfstätigkeiten, die er mehr recht als schlecht ausführt. Er genießt die Landschaft, den Blitzbaum, den Fluss und die Frauen. Er sammelt und tauscht. Er sammelt Wissen und tauscht Geschichten, Gefälligkeiten und manchmal sogar Magie – alles mit Kindern, die eine bestimmte Körpergröße nicht überschreiten dürfen. Alles, ohne jemanden mit der Nase darauf zu stoßen, dass an ihm mehr ist, als man sehen kann. Und ohne, dass sein Reshi über Gebühr wütend auf ihn wird, selbst wenn er vergisst, wo er seine Karotten gelassen hat.

Dafür, dass „Der Weg der Wünsche“ gerade einmal 200 Seiten lang ist – plus drei Nachworte des Autors – hat das Buch einige Transformationen hinter sich. Eine Kurzgeschichte als Ausgangszustand und drei Romane mit einem Nebencharakter, der bis dahin immer nur andeuten, aber niemals selbst überzeugen konnte. Tut er das jetzt? Man kann es zumindest diskutieren. Er hat einen sehr unsteten Charakter, ist verspielt. Er will sein Leben genießen und langweilt sich schnell. Als jemand eines Volkes, das viel länger lebt als die Menschen, ist er in einem kleinen Dorf komplett fehl am Platz. Zudem wird nicht klar, ob das was er tut Methode hat oder einfach nur chaotisch ist. Das Werk ist also so etwas wie eine Charakterstudie, die sich um das dreht, was ein gelangweilter Fae anstellt, um sich die Zeit zu vertreiben und dabei vielleicht mehr oder weniger unabsichtlich sogar etwas Gutes zu tun.

„Der Weg der Wünsche“ ist nach „Die Musik der Stille“ ein zweiter Einzelband von Patrick Rothfuss, die sich einem der Charaktere seiner Königsmörder-Chronik widmet. Diesmal rückt Bast, der Assistent des Protagonisten ins Zentrum der Handlung. Und dabei erfährt man mehr über den Abkömmling der Fae, der sich seine Zeit auf kreative Art vertreibt. Für alle Kenner der Reihe ist das Werk eine weitere Facette eines Gesamtbilds, die man gerne betrachtet.

Details

  • Originaltitel:
    The Narrow Road between Desires
  • Übersetzer*in:
    Jochen Schwarzer
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    11/2023
  • Umfang:
    224 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783608987744
  • Preis (D):
    20,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl:
  • Erotik: