Geschichten des Dreißigjährigen Krieges

Der Winterkönig

von Jörg Olbrich
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Februar 2019

Der Winterkönig

Es gibt viele historische Ereignisse, die bereits zu Romanen verarbeitet wurden oder die zumindest die Grundlage von Geschichte bildeten. Der Dreißigjährige Krieg ist eine Zeitperiode, in der zwar sehr viel passiert ist, die aber nicht unbedingt jedem ein Begriff ist. Jörg Olbrich hat mit „Der Winterkönig“ eine sechsteilige Romanreihe in Angriff genommen, die sich diesem Krieg in all seinen Facetten widmet.

Philipp Fabricius hat einen verantwortungsvollen Beruf als Schreiber des Statthalters von Prag. Zumindest bis zu jenem erschreckenden Tag am 23. Mai 1618, als er seinen Dienst trotz schweren Fiebers versieht und dann Teil historischer Ereignisse wird, als die Stadthalter Martinez und Slavata von Protestanten des Verrats angeklagt und aus dem Fenster geworfen werden. Auch Philipp wird aus dem Fenster gestürzt, überlebt aber mit leichten Verletzungen. Hals über Kopf verlässt der immer noch kranke Fabricius Prag, um Meldung in Wien zu erstatten und vom Aufstand in Prag zu informieren. Dabei trifft er auf die junge Wirtstochter Magdalena, die ihn gesund pflegt und nach Wien begleitet.
Anton Serger ist gerade zum Schreiber des Kaisers bestellt worden. Als Jahrgangsbester der Universität ist er Professor Wilhelm Zeidler direkt unterstellt. Er erlebt mit, wie Philipp Fabricius in Wien ankommt und dem Kaiser über den von Graf Mathias von Thurn begonnenen Aufstand der Protestanten in Böhmen berichtet. Es folgen Reisen in verschiedene Städte, politische Intrigen, die Krönung eines protestantischen Königs von Böhmen und persönliche Dramen, vor allem für Anton, Philipp und Magdalena. Doch obwohl sich die Ereignisse mehrfach überschlagen, Kämpfe und gar Schlachten ausgetragen werden, sind jene Vorkommnisse nur ein erstes Vorgeplänkel eines viel größeren Konflikts, welcher als der Dreißigjährige Krieg in die Geschichte eingehen soll…

Der aus Hessen stammende Autor Jörg Olbrich hat die Mammutaufgabe übernommen, die Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit insgesamt sechs Romanen abzudecken. Mit „Der Winterkönig“ haben wir uns diesem Thema zum ersten Mal intensiver gewidmet. Dem Leser ist klar, dass er im Alltag immer wieder mit Begriffen wie dem ersten und zweiten Prager Fenstersturz konfrontiert wurde, aber der genaue Kontext war oft nicht klar. Insofern übernimmt das Werk auch einen gewissen Bildungsauftrag, holt geschichtlich Interessierte ab und serviert rund um die nüchternen und vielleicht teils etwas langweiligen Fakten spannende persönliche Schicksale, die zum Teil auf Personen basieren, die tatsächlich existiert haben. Die gelungene Mischung aus Fiktion, Wahrheit und historischen Eckpunkten macht „Der Winterkönig“ zu einem gelungenen ersten Werk der Reihe „Geschichten des Dreißigjährigen Krieges. Liebhaber gut recherchierter historischer Romane, von Wien, Prag und Heiligem Römischen Reich werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen. Selbst große historische Schlachten sind Teil der Geschichte. Nicht ohne Grund wurde der historische Roman unter die Top-3 des Skoutz Awards 2018 gewählt.

„Der Winterkönig“ ist ein historischer Roman von Jörg Olbrich. Das Werk, das den ersten Band in der für sechs Teile geplanten Reihe „Geschichten des Dreißigjährigen Krieges“ darstellt, erzählt von den Vorboten und dem Ausbruch des Krieges. In einer gelungenen Mischung aus historischen Fakten und überlieferten Personen, mit schweren persönlichen Schicksalen und der nötigen Menge dichterischer Freiheit, findet man sich überraschend gut zurecht. Liebhaber gelungener historischer Romane können hier gerne zugreifen.

Details

Bewertung

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