Im 17. Jahrhundert kam es zu einem gewaltigen Konflikt, in dem nicht nur die Interessen der Mächte Europas, sondern auch die der katholischen und protestantischen Kirche gegeneinander kämpften; der so genannte Dreißigjährige Krieg. Es war eine schwere Zeit für die Menschen, in denen Hungersnöte und Seuchen ihre Opfer forderten. In dieser Zeit ist Ulrike Schweikerts zweiter historischer Roman "Die Hexe und die Heilige" angesiedelt.
Die Zwillinge Sibylla und Helena erblicken in Ellwangen als Töchter eines Gastwirts das Licht der Welt. Doch Zwillinge bedeuten Unglück und so fällt hinter vorgehaltener Hand oft das Wort "Hexe", wenn die Beiden irgendwo auftauchen. Als die Mädchen im Alter von fünf Jahren den Tod ihres Vaters vorhersehen, bleibt der Mutter keine Wahl, als eines der Kinder, nämlich Helena, in ein Kloster zu bringen. Dort wird diese Gabe aber nicht als Teufelswerk angesehen, sondern als Geschenk Gottes.
Anders bei Sibylla. Denn als die Dominikaner auf Hexenjagd gehen, muss auch sie fliehen.
Sie findet Unterschlupf bei einer Familie in Leonberg und erlernt den Beruf einer Hebamme. Als Sibylla nach vielen Jahren wieder eine Vision hat, scheint ihr bisheriges friedliches Leben vorbei. Sie sieht, wie ihre Mutter auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrannt wird. Sofort kehrt Sibylla nach Ellwangen zurück, doch sie kommt zu spät. Ihre Mutter ist bereits tot. Trotzdem entschließt sich Sibylla, in Ellwangen zu bleiben. Da die hiesige Hebamme vor kurzer Zeit ebenfalls als Hexe verbrannt wurde, werden Sibyllas Dienste dringend benötigt. Bald schon ruft der Vogt nach ihr, um dessen Tochter von einer unerwünschten Last zu befreien. Der Vogt ist fasziniert von dem eigenwilligen Mädchen und bald wird Sibylla seine Vertraute. Jedoch ist es in diesen Zeiten gefährlich, die Geheimnisse der Mächtigen zu kennen und es dauert nicht lange, bis auch Sybille der Hexerei angeklagt wird...
Ulrike Schweikert ist es gelungen einen wunderschönen historischen Roman zu schreiben. Sie erzählt die Geschichte zweier ungleicher Schwestern, die es in einer harten und frauenfeindlichen Zeit schaffen, ihren Weg zu gehen. Sehr deutlich zeigt die Autorin, dass oftmals Ort und Zeitpunkt entschieden, ob eine Frau als Hexe oder Heilige angesehen wurde. Willkürlich und mit aberwitzigen Begründungen wurden Menschen auf dem Scheiterhaufen als Ketzer verbrannt. Meistens entstanden solche Anschuldigungen aus Neid, Gier oder Angst. Diese Gründe bringt Ulrike Schweikert in diesem Roman unter und bietet dem Leser einen dramatischen und mitreißenden Roman über eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte. Spannend bis zum Schluss fiebert man mit, begleitet die beiden Schwestern auf ihrem Lebensweg und erlebt Freud und Leid mit ihnen. Hat man erst einmal angefangen zu lesen, lässt einen das Buch nicht mehr los.
Als Grundlage für diesen Roman greift die Autorin auf wahre Begebenheiten und Personen zurück. Die Hauptcharaktere, Helena und Sibylla, sind frei erfunden, aber viele der zum Tode verurteilten Frauen gab es wirklich. Eine genaue Auflistung über Wahrheit und Dichtung sowie eine Zeittafel der im Buch verwendeten Prozesse hat die Autorin im Anhang aufgeführt. Hier findet der Leser zusätzlich eine Auflistung der im Roman vorkommenden Personen, ein Glossar mit Begriffserklärungen und eine Literaturauswahl. Ebenso erwähnenswert sind die am Anfang des Buches eingefügten Karten der Städte Ellwangen und Leonberg. Sie helfen dem Leser einen bildlichen Überblick zu bekommen. Alle diese zusätzlichen Informationen zeigen, dass es der Autorin darum ging, einen möglichst authentischen Roman zu schreiben. Und dies ist Ulrike Schweikert sehr gut gelungen.
Wer sich also für die Hexenverfolgung interessiert, dem kann dieser Roman nur empfohlen werden. Er erzählt eine ergreifende Geschichte über zwei mutige Schwestern, die in einer grausamen und blutrünstigen Zeit ihren Weg gehen.
Details
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:12/2002
-
Umfang:473 Seiten
-
Typ:Taschenbuch
-
ISBN 13:9783426501375
-
Preis (D):8,95 €