Lenni ist siebzehn Jahre alt und wird bald sterben. Diese Gewissheit wiegt schwer auf Lennis Schultern, auch wenn man es dem Mädchen nicht sofort anmerkt. Was ist, wenn sie stirbt und niemand erinnert sich an sie? Da lernt Lenni Margot kennen und stellt fest, dass die beiden zusammen hundert Jahre alt sind. Und gemeinsam entwickeln sie die Idee, was sie zurücklassen könnten.
Die Zeit vergeht für Lenni auf ganz sonderbare Weise im Krankenhaus. Das Mädchen verbringt ihre Zeit auf der Mai-Station, einer Station für Schwerkranke und Sterbende. Ist sie schon Wochen hier, Monate oder erst Tage? Manchmal vermag sie das gar nicht zu sagen. Zu tun gibt es nicht viel für Lenni. Doch in letzter Zeit besucht sie öfters die Krankenhauskapelle. Nicht weil sie gläubig wäre, dennoch macht sie sich Gedanken aller Art. Dort lernt sie Pater Arthur kennen, den sie hemmungslos an ihren Gedanken und Überlegungen teilhaben lässt. Was andere befremdlich finden würden, ist für Pater Arthur erfrischend und die beiden entwickeln eine besondere Freundschaft. Doch Lenni lernt noch jemand anderes kennen - Margot, eine 83-jährige alte Dame, mit der sie sich auf Anhieb versteht.
Durch das Engagement einer Aushilfskraft kommt das Krankenhaus zu einem Kunstsaal, in dem die Patienten sich künstlerisch verwirklichen können. Dort beschließen Lenni und Margot ein ganz besonderes Projekt. Sie möchten für jedes Jahr ihrer gemeinsamen hundert Jahre ein Bild malen und der Welt dann hundert Gemälde hinterlassen, die die Geschichte von Lenni und Margot erzählen sollen. Zu den Bildern erzählt Margot Lenni stets aus ihrem Leben. Es sind einige traurige Geschichten dabei, aber auch schöne Momente, und es ist nicht immer einfach, diese zu erzählen. Auch für Lenni ist es nicht immer schön sich an die Vergangenheit zu erinnern, viel Schmerz liegt darin. Doch es ist gut davon zu erzählen, um mit einigem vielleicht abschließen zu können.
"Die hundert Jahre von Lenni und Margot" ist eine ganz wunderbare Geschichte, die die Herzen ihrer Leser berühren wird. Lenni ist ein liebenswertes siebzehnjähriges Mädchen. Sie hat in ihrem Leben schon einiges durchgemacht und ihre tödliche Krankheit ist ihr letztes großes Spiel. Lenni ist eindeutig etwas anders - ihre nachdenkliche Art, ihr Humor und ihr Bedürfnis sich um andere zu kümmern, obwohl es ihr selbst nicht gut geht, zeichnen sie aus. Eigentlich ist sie aber auch einsam, auch wenn sie sich das vielleicht nicht eingesteht oder sich dessen bewusst ist. Besuch bekommt sie nämlich keinen. Umso besser ist es, dass sie Pater Arthur und Margot kennenlernt. Dabei ist es der sympathischen Protagonistin gleich, dass ihre neuen Freunde schon alt bzw. älter sind. Hauptsache sie verstehen einander und sind auf einer Wellenlänge. Gerade die Freundschaft mit Margot ist eine besondere Beziehung, die den beiden Kraft gibt. Sie vertrauen einander Dinge an, die sie noch nie jemanden erzählt haben. Lenni taucht tief in Margots Geschichte ein. Diese hat vieles erlebt und durchgestanden. Aber auch Lenni erzählt von sich - von ihrer Kindheit in Schweden, der kranken Mutter, der Schwierigkeit Freunde zu finden. Ihr gemeinsames Projekt gibt den beiden ein Ziel, eine Aufgabe. Doch Lenni geht es gar nicht gut. Ob sie die 100 Bilder schaffen werden, bevor Lenni ihre letzte Reise antreten muss?
Die Autorin schafft es mit abwechselnden Geschichten gleichzeitig drei unterhaltsame und fesselnde Geschichten zu erzählen. Sie verwebt gekonnt die Erinnerungen mit der Gegenwart und lässt nie Langeweile aufkommen.
Ein einfühlsames, trauriges aber auch hoffnungsvolles Buch erwartet den Leser und die Leserin mit "Die hundert Jahre von Lenni und Margot". Es wird kein Auge trocken bleiben bei der Lektüre. Wer als Sommerlektüre etwas sucht, dass ein bisschen tiefer geht und nicht ganz so leicht ist, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
Details
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Originaltitel:The Hundred Years of Lenni and Margot
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:04/2022
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Umfang:400 Seiten
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783570104620
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Preis (D):20 €