Elfen, Trolle, Orks und Zwerge; alle hatten sie schon ihren großen Auftritt. Selbst Trolle und Drachen durften sich in der großangelegten Sammlung der Fantasy-Rassen bereits hervortun. So ist es nur naheliegend, dass auch Minderheiten ins Rampenlicht drängen. „Die Kobolde“ ist ein Roman von Karl-Heinz Witzko, welcher seine Existenz neben „Die Orks“, „Die Zwerge“ und dem ganzen Rest zu rechtfertigen versucht. Keine einfache Aufgabe, besonders da man schon beim Lesen der Kurzbeschreibung zu erkennen glaubt, dass der Autor eher Witz als epische Schlachten als Stilmittel heranzieht.
Brams und seine Koboldtruppe sind auf spezielle Einsätze spezialisiert. In die Realität der Menschen vorzudringen und dort Babys oder Großväter gegen Wechselbälger auszutauschen, die danach die Form der Entführten annehmen, ist ihnen ein Leichtes. Der starke Rempel Stilz, die skrupellose Rietta und der schnabelnasige Hutzel sind mit einer magischen Tür bewaffnet und somit beinahe unaufhaltsam. Doch wie es so kommen mag, geht eines Tages alles schief. Nach einem Hinterhalt stranden die vier Gefährten, von ihrer Tür im Stich gelassen, in der Menschenwelt. Da sie dort nicht unbedingt länger als notwendig verweilen wollen, bleibt ihnen nur noch eine Möglichkeit. Einen anderen Weg zurück in ihre Welt zu suchen.
So treffen sie auf verschiedene seltsame Zeitgenossen. Ritter, die ihnen auflauern; Hexen, die zweideutige Ratschläge geben; Erdmännchen, die sch mit ihnen auf Abenteuer begeben wollen...
Durch ihre kreativen und mechanischen Fähigkeiten schaffen es die Wichte selbst den tiefsten Kerkern zu entkommen und auch die größten Geisterhunde zu zähmen. Dabei werden durchgehend amüsante Sprüche geklopft und Respekt, nun, das ist für sie ein Fremdwort.
Wie schon erwähnt wird in „Die Kobolde“ nicht auf heldenhafte Handlungen oder epische Schlachten gesetzt, sondern auf Situationskomik. Das ist teilweise sehr erfrischend, teilweise aber auch sehr mühsam. Während die Protagonisten technisch und wissenstechnisch allen Menschen überlegen sind (wie auch immer das möglich ist), sehen sie aber alles, was in ihrer Umgebung passiert aus der Sicht von Leuten, die nur ungefährliche Streiche spielen. Menschen hingegen, die einander gegenseitig die Köpfe einschlagen und somit eher bösartigere Streiche bevorzugen, sind ihnen daher meist ein Rätsel. Aus diesem Grund sind sie eher gehemmt, wenn es hart auf hart geht. Aber nichtsdestotrotz schaffen sie es, aus jeder kniffligen Situation wieder herauszukommen. Manchmal auch nur aus Sturheit, wie es dem Leser teilweise vorkommt. So witzig das Buch aber stellenweise auch ist, so fehlt ihm doch ein wenig der rote Faden. Von einem Abenteuer ins nächste zu stolpern, bis man endlich wieder daheim ist, kann als etwas zu gewöhnlich betrachtet werden. Somit schafft es Karl-Heinz Witzkos „Die Kobolde“ leider nicht über den Durchschnitt der Fantasyliteratur hinaus.
Der Roman „Die Kobolde“ rangiert in der Vorstellungsserie der Fantasyrassen qualitativ irgendwo zwischen „Die Zwerge“ und „Die Drachen“. Das Buch ist zwar nicht herausragend gut, aber auch keinesfalls grausam schlecht, wie sich schon so mancher Hobbykritiker bei Amazon beschwert hat. Wer weniger ein Freund von Kämpfen und Schwertgeklirre ist, sondern viel lieber etwas zu lachen hat, wird mit den Kobolden so manche lustige Stunde erleben. Alle, die lieber lesen, wie ehrlicher Stahl in Orkleiber versenkt wird, sollten lieber die Finger davon lassen.
Details
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Erschienen:01/2009
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Umfang:416 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ISBN 13:9783492266840
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Preis (D):9,95 €