Wilhemstadt - Die Abenteuer der Johanne deJonker

Die Maschinen des Saladin Sansibar

von Andreas Dresen
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. April 2016

Die Maschinen des Saladin Sansibar

An der Jahrhundertwende zwischen 19. und 20. Jahrhundert änderte sich vieles. Politische Strukturen brachen auf, die Gesellschaft veränderte sich und technische Errungenschaften veränderten das Angesicht der Welt. Allerdings nicht so sehr, wie wenn die Dampfkraft sich gegenüber den anderen Technologien zur Energiegewinnung durchgesetzt hätte und somit ein Steampunk-Szenario entstünde. So wie im ersten Roman der Reihe „Wilhemstadt – Die Abenteuer der Johanne deJonker“ von Andreas Dresen. Das erste Werk trägt den Titel „Die Maschinen des Saladin Sansibar“.

Als Johanne deJonker von einer Reise zurückkehrt, steht sie buchstäblich vor dem Nichts. Ihre Familie wurde nach einem Schiffsunglück, für das der Kaiser selbst ihren Vater verantwortlich macht, enteignet. Nichts ist mehr übrig von Geld und Unternehmen, selbst alle Güter hat man ihr genommen. Nur dank des Grafen von Eyth, einem alten Freund der Familie, haben sie überhaupt eine Bleibe. Doch Johanne hat nicht vor aufzugeben. Gemeinsam mit ihrer Vertrauten, der ehemaligen Luftnomadin Miao, untersucht sie zuerst das gesunkene Schiff. Dort stellt sie jedoch fest, dass es keineswegs auf ein Riff gelaufen ist, vielmehr ist es von innen explodiert. Der einzige, der ihr die Wahrheit verraten könnte, wäre ihr Vater. Doch dieser liegt im Koma. Mit einer Maschine des Illusionisten und Bühnenmagiers Saladin Sanisbar und mit Unterstützung eines exzentrischen Geheimpolizisten will sie jedoch trotz seines Zustandes herausfinden, was wirklich passiert ist. Dabei begibt sie sich in Gesellschaftskreise, in denen sie noch nie war. Sie steht vor einer Gefahr, die größer ist als alles, was sie sich überhaupt vorstellen kann...

Eines kann man Andreas Dresen ganz bestimmt nicht vorwerfen, nämlich sich zu sehr auf männliche Protagonisten zu konzentrieren. Im Gegenteil. Im vorliegenden Roman sind der in der situierten Welt zum Trotz alle wichtigen und einflussreichen Rollen von Frauen belegt. Ob es jetzt Verfechterinnen der Selbstverteidigung, Anführerinnen von Verbrecherkartellen oder eben die beiden Heldinnen selbst sind, die ihre Investigationen vorantreiben, das Buch hat den gewissen weiblichen Touch. Allerdings geht es in der Handlung ein wenig zu einfach. Dafür, dass die Heldin und ihr Sidekick eigentlich nicht wirklich die großartigsten Fähigkeiten vorweisen können, basteln, erforschen, bluffen und tricksen sie sich durch alle Schichten der Gesellschaft, dass einem die Spucke wegbleibt. Auch springen sie dem Tod mehr als einmal im letzten Augenblick on der dampfbetriebenen Schippe. Die Kombination aus Technik und Mystik macht aus dem Werk darüber hinaus Steamfantasy, was die ansonsten ausgearbeiteten wissenschaftlichen Grundlagen der Welt etwas ad absurdum führt. Daher ist das ambitionierte Werk letztendlich nur durchschnittlich gelungen. Die Geschichte, die Welt und auch die Charaktere hätten mehr Potenzial, das aber leider nicht richtig aufblühen kann – unter anderem auch durch die stetig präsente Technik im Umfeld.

„Die Maschinen des Saladin Sansibar“ ist der erste Roman der Reihe „Wilhemstadt – Die Abenteuer der Johanne deJonker“. Für ein in Deutschland angesiedeltes Steampunk-Werk gibt es zwar die passenden Schauplätz, markante Charaktere und die zugehörige Technik. Doch irgendwie passt die Gewichtung im Roman nicht, weswegen man sich nicht völlig auf die Geschichte einlassen kann. Schade, hier wäre durchaus mehr möglich gewesen. Möglicherweise wollte man hier ein wenig zu viel.

Details

Bewertung

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