Die Verwahrten

von Susanne Preusker
Rezension von Janett Cernohuby | 19. Juni 2013

Die Verwahrten

"Die Würde des Menschen ist unantastbar", so heißt es im ersten Artikel des Deutschen Grundgesetztes. Und weiter heißt es da: "Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt". Doch was genau heißt das? Wie genau schützt der Staat sein Volk vor Straftätern, die zudem noch als hochgefährlich und rückfallgefährdet gelten? Sicherungsverwahrung heißt das Schlagwort. Genau diesem Thema widmet sich auch Susanne Preusker in ihrem neuen Roman "Die Verwahrten".

Mit dröhnendem Kopfweh wacht Peter Neugebauer in einem muffigen und feuchten Raum auf. Ein Tisch, ein Stuhl, zwei Eimer, eine Pritsche - mehr ist in diesem Loch nicht zu finden. Und ein Fenster, weit oben, durch welches fahl das Tageslicht fällt. Peter Neugebauer ist klar, hier stimmt etwas nicht. Denn eigentlich sollte er frei sein. Frei nach 15 Jahren Haft.
Szenenwechsel. Ähnlicher Raum, andere Person. Hans Werner Schmitt, wird gerade erst nach einer langen Haftstrafe in die Freiheit entlassen.
Es gibt noch mehr Räume, in denen bald schon Silvio Cramm und Dietmar Bernhorst eingesperrt werden.
Natürlich bleibt das Verschwinden der Ex-Häftlinge, die als hochgradig gefährlich und rückfallgefährdet gelten, nicht unbemerkt. Doch Polizei und Justizvollzug zeigen sich zunächst wenig beeindruckt vom Verschwinden der Häftlinge. Erst als die Öffentlichkeit davon erfährt, sieht sich das Landeskriminalamt gezwungen aktiv zu werden. Es wird ein "Fachgremium" eingerichtet, da man dem Verschwinden der vier Männer noch immer keine Beachtung schenken möchte. Mehr halbherzig arbeiten die Beamten an der Suche, doch brauchbare Ergebnisse bleiben aus.
Dann eskaliert die Situation im Verlies und Peter Neugebauer gelingt die Flucht...

Wer glaubt mit "Die Verwahrten" einen kurzweiligen und unterhaltsamen Krimi in der Hand zu halten, der irrt sich gewaltig! Zweifelsfrei ist der Roman packend und fesselnd, doch es ist keine leichte Kost. Denn die Handlung bewegt, wühlt auf und hinterlässt viele Fragen. Auch bei uns. Immer wieder führte der Roman während der Buchbesprechung zu angeregten Diskussionen rund um die Themen Strafvollzug, Sicherungsverwahrung und Menschenrechte sowie -würde.
Denn die Handlung des Buches thematisiert die Sicherungsverwahrung, welche im Mai 2011 vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig erklärt und neu geregelt wurde.
Wie brisant das Thema ist, wie gefährlich und welche Emotionen dabei hochkochen, das wird in dieser Geschichte deutlich. In zwei Handlungssträngen und Schauplätzen erzählt die Autorin die Ereignisse. Zum Glück fiktive Ereignisse, aber dennoch schockierend. Auf der einen Seite ist das muffige Verlies in dem die entlassenen Straftäter festgehalten werden, auf der anderen Seite kann der Leser den Beamten bei ihrer Arbeit - oder nicht-Arbeit - zuschauen. Während einem in den Verlies-Szenen das Grauen packt, auch wenn man nicht weiß ob man über die aussichtslose Lage der Entführten schockiert ist oder über deren grausame Taten, fragt man sich bei den Szenen des sogenannten Fachgremiums, was die Herren und Dame eigentlich tun. Arbeit von einer Stelle zur nächsten schieben, Berichte schreiben, die Presse in Schach halten und den Schwarzen Peter weiterreichen. Doch was tun sie für die Verschwundenen - Täter die zu Opfern geworden sind. Verdienen sie überhaupt Rettung?
Das Ende ist alles andere als gut. Man ist freilich überrascht, wer die vier Männer entführt hat, doch wie der ganze Roman, ist auch der Ausgang der Ereignisse nicht auf Effekthascherei ausgelegt. Vielmehr lässt es den Leser einen letzten kalten Schauer über den Rücken laufen und man fragt sich, wie lange es wohl dauert, bis Peter Neugebauer sein nächstes Opfer findet. Obwohl, gefunden scheint er es ja schon zu haben...

Kurz gefasst ist "Die Verwahrten" alles andere als ein kurzweiliger, unterhaltsamer Krimi. Vielmehr ist es ein Roman, der bewegt, aufwühlt und zum Nachdenken anregt. Es ist eine grausame und brutale Geschichte, wie sie sich in der Realität hoffentlich niemals zutragen wird. Und es ist ein Buch ohne Happy End.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    12/2012
  • Umfang:
    304 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783943160086
  • Preis (D):
    12,8 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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