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Dinner for one, Killer for five: Der 90. Geburtstag und was wirklich geschah

von Michael Koglin
Rezension von Janett Cernohuby | 18. Februar 2011

Dinner for one, Killer for five: Der 90. Geburtstag und was wirklich geschah

So wie der Weihnachtsbaum zu Weihnachten gehört, gehört "Dinner for one" fast schon zu Silvester. Keine Sendung wurde öfter ausgestrahlt, keine Sendung erfreut sich Jahr für Jahr größerer Beliebtheit, als jener schwarz-weiße Fernseh-Sketch aus dem Jahre 1963. Miss Sophie feiert zusammen mit ihren besten Freunden ihren 90. Geburtstag. Da diese vier Herren jedoch bereits verstorben sind, ist ihre Anwesenheit eher imaginär. Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, wann und warum die vier Herren verstorben sind? Nun, für alle diejenigen gibt es nun eine Antwort. Michael Koglin erzählt in seinem Krimi "Dinner for One - Killer for Five" die Hintergründe.

Zurück in der Jugend von Miss Sophie, die zwischen den beiden Weltkriege war, treffen wir die adelige Dame bei ihren Vorbereitungen zu einem Stelldichein. Sir Toby macht ihr seit einiger Zeit den Hof und auch heute Abend wollen die beiden Liebenden wieder ausgehen. Doch Butler James ist keineswegs sehr erfreut darüber, kennt er doch Sir Tobys dunkles Geheimnis. Später am gleichen Abend geht bei Scotland Yard ein Anruf ein, in einem Lokal sei jemand ermordet worden. Natürlich handelt es sich bei dem Toten um Sir Toby, doch so sehr sich Chefinspektor DeCraven und Constabler Oggerty bemühen, den Tatverdächtigen Miss Sophie und ihrem Butler können sie nichts nachweisen.
Kurz darauf werden weitere Leichen gefunden. Admiral von Schneider, ein Cousin von Miss Sophie, Mr. Pommeroy, der Sportlehrer Miss Sophies und Mr. Winterbottom, der Mann fürs Okkulte, segnen auf grausame Weise das Zeitliche. Und immer wieder sehen sich DeCraven und Oggerty vor dem gleichen Problem: Sie können den Tätern nichts beweisen. Denn diese haben dazugelernt und so gibt es auch von Opfer vier und fünf - wobei letzteres allerdings keine Rolle im Sketch mehr spielt - keine Spur.

Mal ehrlich. Haben wir uns wirklich gefragt, warum die vier Herren nicht mehr körperlich an Miss Sophies Tafel sitzen? Und wenn ja, dachten wir wirklich an einen gewaltsamen Tod der Herren? Wohl kaum. Und wohl kaum haben sich auch viele Zuschauer den Kopf darüber zerbrochen, woran die Herren gestorben sind. Und dennoch bietet dieser alte und immer beliebte Sketch viel Spielraum für Spekulationen. Spekulationen darüber, wie die vier Herren zu Miss Sophie standen, welche Rolle sie in ihrem Leben spielten und warum sie zu den engsten Freunden zählten. Es gibt Raum für Mutmaßungen über die Bedeutung von James, wie lange man üben muss um so trinkfest zu werden und warum der Gute immer wieder über den am Boden liegenden Tierkopf stolpert. Elemente, die sich quasi in einem kurzweiligen und humorvollen Krimi vereinen lassen und dem Fragenden ein erquickendes Lesevergnügen bereiten könnten.
Aber bei Könnten bleibt es dann auch. Denn obwohl Michael Koglin genau diese Fragen, Mutmaßungen und Spekulationen aufgriff und sie in einen 207seitigen Roman verfrachtete, bleibt das Ergebnis enttäuschend. Dem Leser präsentiert sich eine oberflächliche, farblose und überaus hölzern erzählte Geschichte. Vier Pflicht-Ereignisse werden aneinandergereiht und noch ein fünftes als quasi krönender Abschluss hinzugefügt. Die Personen sind nicht minder zweidimensional als die Erzählung. Gut, Butler James und Miss Sophie kennen wir irgendwie, auch wenn sie im Buch um einige Jahre jünger sind. James ist ein versoffener, unnützer Hausangestellter, der in seine Miss Sophie verliebt ist und darüber hinaus verträumt und schwachsinnig. Miss Sophie präsentiert sich als zickige, oberflächliche Dame aus der Oberschicht, die wohlwollend über James Fehler hinwegsieht. Und dann gibt es da noch die zwei Herren von Scotland Yard. Beide wirken ein wenig trottelig; Chefinspektor DeCraven ist unfähig zwei Mörder zu fassen und Constabler Oggerty eine gute Seele, deren Arbeit verkannt wird. Doch auch sie sind oberflächlich und farblos und schaffen es nicht, beim Leser irgendeinen Eindruck zu hinterlassen. Weder einen guten noch einen schlechten.
Witz und Humor sucht man in dem Roman vergebens. Obwohl, ein wenig witzig ist es schon, dass Miss Sophie sich überhaupt nicht dafür interessiert, dass DeCraven nicht nur Inspektor, sondern Chefinspektor ist, egal wie oft sie von denn Herren darauf hingewiesen wird.

"Dinner for one - Killer for five" ist ein Roman, den der Buchmarkt nicht wirklich braucht. Hier wurde nur versucht, aus einer beliebten Fernsehsendung Kapital zu schlagen, indem man einen erzwungenen Kriminalroman zu den Ereignissen der Vergangenheit verfasst. Wer sich bisher nicht gefragt hat, warum die vier Herren nicht in Persona an der Tafel Miss Sophies sitzen, sollte dies auch weiterhin nicht tun. Und für alle anderen - nun, eine zufrieden stellende Antwort wird das Buch nicht geben, sondern eher nachträglichen Ärger über den Kaufpreis.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    11/2010
  • Umfang:
    208 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426508039
  • Preis (D):
    6,99 €

Bewertung

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