Drachentotem

von Aner Cui
Rezension von Janett Cernohuby | 13. Februar 2010

Drachentotem

Drachen sind nicht nur majestätische Fantasiegeschöpfe, sie sind derzeit auch ein unerlässlicher Bestandteil für Fantasyromane - fast schon so wie Frauen in historischen Romanen. Bei einem Roman aus dem fernöstlichen China ist dies jedoch etwas anderes, waren Drachen dort doch seit jeher ein fester Bestandteil der lokalen Mystik. So macht der mit dem "Wolfgang-Hohlbein-Preis China" ausgezeichnete Roman "Drachentotem" nicht nur Fans phantastischer Literatur neugierig. So widmeten wir auch diesem Werk unsere Aufmerksamkeit.

Die Geschichte ist rasch erzählt. Nach vielen tausend Jahren ist der böse Drache Chiyou wieder erstarkt und fällt in das Drachenland ein. Die Armeen sind machtlos und der Kaiser weiß, dass nur ein Weiser der sagenhaften Pangusippe ihnen noch helfen kann. Und so bitten sie den jungen Shaodian, den Träger der Drachenperle, um Hilfe. Shaodian weiß, dass Chiyou nur durch den mächtigen Großen Drachen besiegt werden kann, der schon einmal das Böse in einen tiefen Schlaf versetzte. Doch der Große Drache ist vor vielen Jahrtausenden mit der Pangusippe geflohen und niemand weiß von seinem Aufenthaltsort. So macht sich Shaodian mit einer kleinen Gruppe Anhänger auf die Suche nach dem Großen Drachen. Doch schon bald geraten sie in den ersten Hinterhalt Chiyous. In einem Wald lauern dessen Schergen der Gruppe auf. Diese kann nur in letzter Sekunde fliehen und findet sich schon bald in einer anderen Epoche wieder. Hier trifft Shaodian erneut auf Freunde und Anhänger der Pangusippe. Doch noch sind diese und der Große Drache nicht gefunden. Denn vorerst führt ihr Weg durch das gefährliche Gonggong Land, dessen Bewohner den Reisenden alles andere als freundlich gesinnt sind...

Obwohl die Zusammenfassung spannend und viel versprechend klingt, enttäuscht doch der Roman schon nach wenigen Seiten. Rasch wird der Leser feststellen, dass es sich bei Shaodian zwar um einen jungen Weisen handelt, jedoch einen, der scheinbar alles Wissen des Universums in sich trägt - mit Ausnahme des Aufenthaltsorts seiner Sippe. Shaodian glänzt durch unendliche, den Leser schon fast abstoßende Weisheit, neunmalkluge Sprüche und ist auch sonst in allem was er tut perfekt. Wozu er dann seine Begleiter braucht? Na irgendjemand muss ihm in kniefallender Demut die entsprechende Bewunderung und Ehrerbietung entgegenbringen. Und für mehr scheinen seine Begleiter nicht gut zu sein. Shaodian ist arrogant, überheblich und unecht. Während die Helden normalerweise Erfahrungen und Wissen sammeln, scheint dieser hier alles bereits mit der Muttermilch aufgenommen zu haben.
Und genauso unsympathisch wie der Held erscheint, verblassen die anderen Charaktere neben ihm. Denn schließlich sind sie nur Statisten, damit der Roman auch mit einigen Dialogen aufwarten kann. Und diese wirken, wie auch die übrige Erzählweise, sehr hölzern, trocken und langweilig. Die Sprache ist gespickt von Adjektiven, die zum deutlicheren Verständnis auch gerne mehrmals hintereinander wiederholt werden. So reicht es dem Autor nicht aus zu sagen, dass der Fluss groß war. Nein, dies wird auch noch einmal im folgenden Satz wiederholt. Damit dem Leser auch wirklich klar ist, dass hier die Rede von einem wirklich großen Fluss ist.
Größe ist dabei durchaus etwas, das Aner Cui vergöttert. Seine Charaktere werden alt. Dabei reden wir hier nicht von 100 Jahren - nein vielmehr von Tausenden, Zehntausenden wenn nicht gar Millionen Jahren. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf die Alter der Menschen, sondern auf fast alles, in dem große Mengen von Bedeutung sind - besonders wenn es um die Aufstellung eines Heeres geht - mit Millionen Soldaten.

Kurz gefasst kann man die Lektüre von "Drachentotem" keineswegs empfehlen. Hölzern, trocken und langatmig erscheinen sowohl Handlung als auch Sprache. Zudem wird der Leser mit einem Protagonisten konfrontiert, der durch seine überlegene Weisheit und sein Wissen alle anderen Handlungsfiguren überflüssig macht. Bis zum Schluss durchhalten, erweist sich bei diesem Buch als äußerst schwierig - und selbst dann wird man noch nicht einmal mit einem großen Finale entschädigt. Man verpasst also wirklich nichts, zumal der Buchmarkt ja glücklicherweise zahlreiche bessere Drachenromane zu bieten hat.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2009
  • Umfang:
    512 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783800055036
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: