Eine Gurke macht noch keinen Frühling

von Eva Maaser
Rezension von Janett Cernohuby | 22. Februar 2014

Eine Gurke macht noch keinen Frühling

Frühling und Gurken - was haben sie gemeinsam? Nun, auf den ersten Blick lediglich, dass in dieser Jahreszeit die Aussaat beginnt. Und sonst? Wahrscheinlich nicht viel, denn ernten kann man Gurken erst im späten Sommer. Doch für die Protagonistin aus Eva Maasers Roman sind diese Pflanzen der Anfang einiger turbulenter Wochen, in denen sich ihr Leben grundlegend ändert: "Eine Gurke macht noch keinen Frühling", aber sie, beziehungsweise der Titel, macht neugierig, was sich hinter dieser Aussage verbirgt.

Eine Erbschaft bedeutet nicht selten finanziellen Zuwachs. Das erhofft sich auch Carlotta, als sie erfährt, die Alleinerbin ihrer Großtante Ella zu sein. Ella war eine gefeierte Sopranistin, die nicht nur in der Welt herumkam, sondern sie besitzt auch ein ansehnliches Anwesen auf dem Land. Doch schon am ersten Tag entpuppt sich dieses Erbe als ein Alptraum. Denn im Gurkenbeet, welches gerade noch schmackhafte Früchte für das Mittagessen geliefert hat, macht Carlotta einen grausigen Fund: zwischen den Ranken tauchen plötzlich Knochen auf. Sofort weiß Carlotta, dass es sich hierbei um menschliche Überreste handelt. Doch anstatt diesen Fund der Polizei zu melden, verschweigt sie ihn. Keine so leichte Aufgabe, denn schon steht Nachbarin Epping vor der Tür, die auf ein entlaufendes Schaf hinweist. Von den Gurken ist sie ebenfalls angetan und würde am liebsten gleich einige ernten. In letzter Sekunde gelingt es Carlotta, dies zu verhindern. Da steht der nächste Nachbar, ein Baron mit herrschaftlichem Anwesen, im Garten. Sein äußerst bissig erscheinender Hund macht sich sofort über die Gurken her. Wittert er etwas?
Doch als wären das nicht schon genug Probleme, muss Carlotta erkennen, dass auf das Haus mehrere Hypotheken aufgenommen wurden, drei alte Jugendfreunde plötzlich vor ihrer Haustür stehen, und die Familie Epping scheinbar den Hauptbestandteil der Dorfbevölkerung darstellt und allgegenwärtig ist. Doch das alles ist noch nichts im Vergleich zu dem Fund, den Carlotta in einer Schreibtischschublade auf dem Dachboden macht...

"Eine Gurke macht noch lange keinen Frühling" ist ein außergewöhnlicher Titel, der erst einmal befremdlich klingt. Doch auf dem zweiten Blick wird man neugierig. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Was will die Autorin damit sagen? Was erwartet den Leser? Auf jeden Fall etwas anderes, als man eingangs erwartet.
Denn zu Beginn deutet alles darauf hin, dass wir hier einen unterhaltsamen Frauenroman mit einem leicht kriminalistischen Einschlag vorliegen haben. Nichts tiefgründiges, keine mehrfachen Handlungsstränge, die am Ende ineinander laufen. Ersteres stimmt tatsächlich: der Roman unterhält, spricht in erster Linie die weiblichen Leser an und hat durch den Fund der Leiche im Gurkenbeet scheinbar einen kriminalistischen Hintergrund. Es kommen noch einige Wohnungseinbrüche hinzu - doch damit war es dann auch. Denn die Handlung entwickelt sich in eine andere Richtung als man anfangs dachte. Während über weite Teile des ersten Teils die Protagonistin versucht, jeden aus ihrem Garten und speziell dem Gurkenbeet fernzuhalten, rücken beide während der zweiten Hälfte des Romans in den Hintergrund. Denn die Handlung begleitet noch eine weitere Frage. Die Frage nach dem Warum. Warum ist Carlotta die Alleinerbin ihrer Großtante, die sie überhaupt nicht kannte? Diese Frage stellt sich aber nicht nur der Leser, auch Carlotta selbst kann sich dies nicht erklären. Was verschweigen ihre Eltern? Doch auch der vornehme Nachbar scheint so seine Geheimnisse zu haben. Vom ersten Tag an schleicht er um Carlottas Haus herum, beobachtet sie, sucht Kontakt.
Doch nicht nur die Handlung fesselt und reißt mit. Auch die Charaktere sind sehr bunt, lebendig und realistisch. Zuerst einmal ist da die Protagonistin, die - wenn auch aus gut situiertem Haus - recht naiv und einfältig ist und verzweifelt nach wertvollen Schmuckstücken sucht, die sie schnell in bares Geld verwandeln kann. Dabei übersieht sie aber, dass Wert nicht immer in Gold oder Silber angelegt wird.
Auch ihre Tochter ist ein besonderer Charakter, denn sie leidet am Asperger Syndrom. Die Ausprägung dieser Krankheit sorgt dabei allerdings für so manche humorvolle Situation.
Neben diesen Hauptcharakteren gibt es einige Nebenfiguren, die die Handlung wunderbar bereichern. Es sind klassische Stereotypen, wie man sie verallgemeinernd auf dem Lande antrifft - manchmal schadet ein wenig Klischee überhaupt nicht.

Das alles zusammen macht "Eine Gurke macht noch keinen Frühling" zu einem unterhaltsamen Lesespaß. Es ist eine Handlung ohne großen Tiefgang und dennoch mit einer angenehmen Portion Vielschichtigkeit. Trotz seines Ernstes verliert das Buch nicht an Leichtigkeit. Die Handlung lässt Leser mitfiebern, schmunzeln, lachen und versetzt ihn in Erstaunen. Wir können das Buch daher sehr empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2014
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426514184
  • Preis (D):
    8,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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