Die neunte Expansion

Eine Reise alter Helden

von Dirk van den Boom
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. November 2013

Eine Reise alter Helden

Versucht man im deutschsprachigen Raum eine neue und große Science-Fiction-Serie zu etablieren, stößt man mit Sicherheit auf einige Herausforderungen. Zum einen gibt es Platzhirsche, die bereits eine lange Geschichte vorzuweisen haben, und zum anderen eine fanatische und überaus kritische Lesegemeinde. Insbesondere aktuell wird das Thema, wenn jede Neuerscheinung erst einmal gegen erwähnte Klassiker bestehen muss - von englischsprachiger Import-Literatur ganz zu schweigen. Einziges Mittel dagegen: überzeugende Qualität. Wir sind gespannt ob "Eine Reise alter Helden", der erste Band der neuen Wurdack-Reihe "Die neunte Expansion", aus der Feder von Dirk van den Boom, diese Anforderungen erfüllen kann.

Seit über 100 Jahren befindet sich die Menschheit im Krieg mit dem Hondh-Imperium. Diese lange Zeit hat nicht nur Ressourcen erschöpft, auch Menschen und Material im Einsatz haben schon bessere Zeiten gesehen. Die Interceptor ist ein veraltetes Kriegsschiff unter dem Kommando eines äußerst erfahrenen Mannes. Als Lieutenant-Commander Thrax den Befehl bekommt, eine Himmelfahrtsmission abzubrechen und zu fliehen, gelingt es der Besatzung als einziges Schiff der ganzen irdischen Flotte haarscharf der Vernichtung zu entgehen. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, als sich herausstellt, dass der Überlichtantrieb irreparabel beschädigt ist. Die einzige Möglichkeit, die Erde zu erreichen, ist mit relativistischer Geschwindigkeit, bei gleichzeitiger Nutzung der Stasiskammern.
Etwa 500 Jahre später erreicht die Interceptor das Solsystem und findet eine Erde wieder, welche die schlimmsten Befürchtungen sofort bewahrheitet. Die Menschheit hat den Krieg gegen die Hondh verloren und die Erde ist ein selbstverwaltetes Protektorat. Während auf den ersten Blick alles halb so schlimm wirkt - schließlich ist die persönliche Freiheit keines einzigen Bürgers eingeschränkt - erweist sich die Welt bei genauerer Analyse keineswegs als Paradies. Die Einwohner werden durch permanente Beeinflussung dazu gebracht, das Regime zu dulden und stets Unwohlsein zu verspüren, wenn sie die Hondh in Frage stellen. Nur einige wenige sind gegen die Strahlen immun und haben kein einfaches Leben. Kein Wunder also, dass die Crew wenig Interesse verspürt, auf jener "schönen neuen Welt" zu bleiben. Als sie Hinweise dafür findet, dass sie und ihr Schiff nicht die einzigen Hinterlassenschaften der alten Ära sind, fassen die alten Helden einen Plan...

Wie schon eingangs erwähnt, benötigt eine neue Science-Fiction-Saga vor allem eines: Qualität. Und hier wurde mit Dirk van den Boom genau der richtige Autor für den "Pilotroman" gefunden. Routiniert, spannend und überzeugend führt er die Leser an die Materie heran. Gleichermaßen stellt er das Setting vor, geht auf die jüngere Geschichte des Universums ein, ohne dabei jemals zu dozieren. Alle relevanten Informationen werden über die Zeit eingestreut. Und auch wenn die Handlung jetzt nicht zwangsläufig zu den innovativsten in der Historie der Science-Fiction-Literatur zählt, gelingt es dem Autor immer den richtigen Ton zu treffen, beziehungsweise die Stimmung richtig zu transportieren. Gerade die ersten dreißig Seiten lassen regelrechtes Space-Opera-Feeling aufkommen. Was die Charaktere angeht gibt es keine Überraschungen. Alle Personen bleiben ihrem Wesen treu und handeln danach, woraufhin dem Leser von Anfang an klar ist, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird. Aber auch dies ist kein Fehler, sondern Teil eines Konzepts, das Hand und Fuß hat - und für eine Science-Fiction-Serie mehr als nur angemessen ist. Insofern können wir "Eine Reise alter Helden" allen Fans des Genres und des Autors nur wärmstens ans Herz legen. Lediglich Leser, die nach Verrat und überraschenden Wendungen lechzen, werden hiermit keine Freude haben.

Dirk van den Boom ist mit "Eine Reise alter Helden" ein hervorragender Start für die neue Science-Fiction-Reihe "Die neunte Expansion" gelungen. Das Werk präsentiert sich spannend, unterhaltsam und kurzweilig. Leser werden mit Setting und Hintergrund vertraut gemacht und finden sich schnell zurecht. Auch wenn man der Handlung eine gewisse Vorhersehbarkeit nicht absprechen kann, haben sowohl der Einzelroman als auch das Konzept der Reihe Hand und Fuß. Wir sind bereits gespannt auf die Folgebände.

Details

Bewertung

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    Keine Bewertung

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