Fahrenheit 451


Inklusive der Kurzgeschichte "Der Feuerwehrmann"
von Ray Bradbury
Rezension von Stefan Cernohuby | 07. Oktober 2010

Fahrenheit 451

Unterschiedliche Temperaturen können auf verschiedene Materialien verheerende Folgen haben. Wasser kann gefrieren, Zucker karamellisieren und Stickstoff flüssig werden. Oder Papier kann zu brennen beginnen. Von einer dieser Temperaturen handelt einer der bekanntesten Romane der 1950er Jahre. Es geht um keinen geringeres Werk als "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury, das bei Heyne in einer neuen Fassung erschienen ist.

Guy Montag ist Feuerwehrmann, weil es gewissermaßen ein Familiengeschäft ist. Glücklich ist er damit allerdings nicht. Seine Aufgabe ist es, in den feuerfesten Häusern nach Büchern zu fahnden und selbige zu verbrennen, denn schon allein ihr Besitz ist strafbar. Das bezeichnet auch die Zahl, die an seinem Helm steht. 451 ist jene Temperatur in Fahrenheit, bei welcher Papier zu brennen beginnt. Nachdem Montag sieht, wie sich eine alte Frau mitsamt ihren Büchern lieber selbst verbrennt, als dasselbe von den Feuerwehrmännern machen zu lassen, beginnt er an der Institution, in der er mitarbeitet, zu zweifeln. Was steckt in diesen ominösen Büchern, das so gefährlich sein soll? Nun findet er es an der Zeit, den geheimen Büchervorrat, den er im Laufe seiner Dienstjahre angelegt hat, näher in Augenschein zu nehmen. Er stößt auf weit mehr, als er erwartet und sieht in seiner Tätigkeit keinen Zweck mehr. Während er im Geheimen einen Gleichgesinnten kennen lernt, stellt ihn sein Vorgesetzter Beatty vor ein Rätsel. So unglaublich belesen wie er ist, sollte man eigentlich annehmen können, dass er auf der gleichen Seite steht. Und doch scheint er unbarmherzig hinter allen Buchbesitzern her zu sein. Gibt es am Vorabend eines neuen Krieges Hoffnung für Guy Montag?
Mit "Der Feuerwehrmann" wird auch jene Kurzgeschichte präsentiert, die später zu "Fahrenheit 451" weiter entwickelt wurde. Ein Nachwort skizziert die Entstehung der Werke und das Schaffen von Ray Bradbury als solches.

Einige Personen in der Literaturgeschichte tragen die Namen von Wochentagen. Doch während eine andere Gestalt namens Freitag das Ende einer Woche und den Anfang der Zivilisation repräsentiert, ist Montag der Beginn der Woche und markiert möglicherweise das Ende derselben. Die Gesellschaft ist am Ende. Mit Videowänden von allen Seiten beschallt, mit Medikamenten ruhig gestellt und stets im Angesicht eines neuen Krieges, der alles vernichten könnte, sieht der Leser einen Mann an sich und der Welt zweifeln. Er tut es auf eine selbstkritische Art, die aber trotzdem von außen angestoßen werden musste. Das ist das einzige Problem an der Erzählung selbst. Denn der Mensch als solcher, wie er in diesem Roman dargestellt wird, trägt zwar das Potenzial in sich, um über die vorherrschenden Gegebenheiten nachzudenken, benötigt aber einen Schubs in die richtige Richtung. Insofern ist der Selbsterkennungsprozess induziert und spricht nicht unbedingt für den Glauben an den freien Willen. Abgesehen davon war das Werk für die 1950er einerseits visionär, andererseits von den aktuellen Ereignissen beeinflusst. So merkt man deutlich, dass der zweite Weltkrieg für den Autor noch sehr präsent war, auch wenn sich seine Gräuel auf relativ amerikanische Weise nur als fallende Bomben manifestieren. Wie auch "1984" und "Brave new world" ist "Fahrenheit 451" ein Werk, das man gelesen haben und auch sein Eigen nennen sollte. Denn es stellt nicht nur Literatur da, sondern transportiert auch zeitlose Themen.

Ray Bradburys Klassiker "Fahrenheit 451" hat schon Generationen gleichermaßen schockiert wie verwundert. In der aktuell vorliegenden Version kann man sich nicht nur den Roman, sondern auch die Kurzgeschichte, die dem Werk zugrunde liegt, zu Gemüte führen. Für all jene, die kritische Literatur oder klassische Science-Fiction gerne lesen, gehört dieser Roman zur absoluten Pflichtlektüre.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    07/2010
  • Umfang:
    304 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453527038
  • ISBN 13:
    9783453527034
  • Preis (D):
    12 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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