- Home
- Belletristik
- Fantasy
- Barbarendämmerung
Oft schon hat sich das, was man gemeinhin als Zivilisation bezeichnet, mit schierer Urgewalt auseinander setzen müssen. Nicht immer blieb der Fortschritt siegreich - zumindest zu Beginn. So ist es kein Wunder, dass Robert E. Howard mit seinen Geschichten um den Barbaren Conan einen Charakter schuf, der Anti-Zivilisation attraktiv machte. Auch Tobias O. Meißner versucht diesem Genre seinen Stempel aufzudrücken. Und ob "Barbarendämmerung" den Leser zu überzeugen weiß, wollen wir uns näher ansehen.
Eine Hinrichtung kann genauso der Beginn oder auch das Ende einer Geschichte sein. Der vorliegende Roman beginnt mit der gewaltsamen Flucht eines Barbaren im Angesicht seines eigenen Todes. Auf seinem Weg nimmt er sich was er braucht und wird gleich darauf als Dieb angeworben. Er findet heraus, wie der falsche Glaube an Heilige funktioniert und durchquert einen Totensumpf, in dem er sich einem ehemaligen Freund erneut stellen muss. Er tötet einen Gott und bringt dann dennoch dessen Zorn über die Menschen. Er verdingt sich als Wächter in einem Bordell und wird dann von seinem gerechten Lohn zu Fall gebracht. Er tötet einen Drachen und muss sich mit der weniger gefährlichen aber dafür nervigeren Adeligen auseinandersetzen. Er schändet eine Götterstatue, um daraufhin unwissentlich selbst verehrt zu werden. Er lernt die Verdorbenheit der Gesellschaft kennen und schafft es nur beinahe, sich in einem gewonnenen Wettrinken selbst zu Tode zu saufen. Er wird danach zum wissenschaftlichen Anschauungsobjekt, ist wieder auf der Flucht und verändert dabei die Leben derer, denen er begegnet, unumkehrbar. Und schließlich kehrt er wieder an den Ort des Beginns zurück. An eine Hinrichtungsstätte. Und während der ganzen Zeit spricht er nur einmal - und das versteht niemand, da es in diesem Moment zu laut ist.
Gehen wir einmal davon aus, dass Tobias O. Meißner mit "Barbarendämmerung" ein literarisches Experiment vorhatte. Er wollte sehen ob man die Howard´sche Stoik zur Spitze treiben konnte - und dabei einen Roman schreiben, ohne dass der Protagonist ein einziges Wort sprechen muss. Dann wäre dieses bestimmt gelungen. Betrachtet man das Werk allerdings als ernstzunehmenden Roman, hat man damit einige Probleme. Der Protagonist hat kein wirkliches Profil - er ist einfach nur ein Mann, fern jeder Zivilisation. Seine Handlungen widerholen sich und er arbeitet auf kein wirkliches Ziel hin, abgesehen davon, dass er sich im ersten Teil der Handlung waffentechnisch von Messer über Säbel bis zum Schwert "hochlevelt", um es in Neudeutsch auszudrücken. Die einzelnen Abschnitte wirken ziemlich willkürlich und enthalten eine sehr unterschiedliche Menge an Phantastik. Doch wirklich Stimmung kommt nirgendwo auf, auch wenn man die eine oder andere Anspielung erkennt. Insgesamt kann man das Werk nicht wirklich empfehlen, es enthält zwar noch eine Menge verspritztes Blut und in der Gegend verteilte Eingeweide - auch an Sex mangelt es nicht -, das ist aber für die meisten Lesern nicht genug, um den Kauf zu rechtfertigen. Nur wahren Fans wird das Buch knapp 16 Euro wert sein. Auf der ersten Seite mit einem Satz über eine halbe Seite begrüßt zu werden und dann wiederholt auf wirklich schwache Formulierungen wie "er war noch nicht fertig mit Stürzen" zu stoßen, erhöht die Lesefreude leider auch nicht.
Tobias O. Meißner hat bereits mehrere Romane bei Piper veröffentlicht. Während er sich in diesen bereits Soldaten und Dämonen widmete, hat er sich in seinem aktuellen Roman "Barbarendämmerung" dem Barbarentum gewidmet. Allerdings geschieht dies relativ mangelhaft. Mit einem nicht sprechenden Protagonisten, einer episodenhaften und sich teilweise wiederholenden Handlung, keinerlei Nebencharakteren und immer wieder eingestreuten fragwürdigen Formulierungen ist das Buch leider nicht zu empfehlen. Denn um jenen Preis kann man definitiv bessere Werke erwerben.
Details
-
Autor*in:
-
Verlag:
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:04/2012
-
Umfang:384 Seiten
-
Typ:Taschenbuch
-
ASIN:3492702317
-
ISBN 13:9783492702317
-
Preis (D):15,99 €
Bewertung
-
Gesamt:
-
Spannung:
-
Anspruch:
-
Humor:
-
Gewalt:
-
Gefühl:
-
Erotik: