Die Feen

von Maike Hallmann
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. Februar 2012

Die Feen

Nachdem die Fantasyliteratur in den letzten Jahren immer salonfähiger geworden ist, hat sich das besonders der Heyne-Verlag zunutze gemacht. Denn von verschiedenen Autoren sind dort Romane zu den unterschiedlichsten Fantasy-Rassen erschien. Elfen, Trolle, Zwerge und Orks waren da nur der Anfang. Mittlerweile könnte man glauben, selbst alle Exoten wären abgearbeitet, aber weit gefehlt. Denn kürzlich ist mit "Die Feen" ein weiterer Roman erschienen, für den die Hamburger Autorin Maike Hallmann verantwortlich ist.

Robin Bendedict Reutter ist vierzehn Jahre alt, jedoch "lieber Benny" und hätte vermutlich auch lieber einen anderen Nachnamen, wenn er damit den Vater mit ablegen könnte. Seit seine Mutter an Krebs gestorben ist, läuft so gut wie alles schief. Die Verlegung auf ein Nobel-Internat, das sich in irgendeinem entlegenen Tal und darüber hinaus noch in einer gewaltigen Burg befindet, ist alles andere als verheißungsvoll. Darüber hinaus sind etliche der üblichen Bräuche altmodisch, viele andere Mitschüler halten sich für etwas Besseres und betrachten Benny, den ersten Quereinsteiger überhaupt, misstrauisch bis herablassend. Durch seine aufbrausende und mitunter aggressive Art geht nicht nur eine Nase zu Bruch, Benny macht sich auch gleich Feinde. Trotzdem findet er sich langsam mit den örtlichen Gegebenheiten ab, verbessert sogar seine notorisch schlechten Noten und lernt einige interessante Personen kennen, zum Beispiel Leslie, die Schwester des obersten Wichtigtuers Alasdair McGregor. Doch irgendetwas stimmt nicht mit der Gegend. Im Sumpf scheinen sich seltsame Wesen herumzutreiben, darunter auch der riesige Hund Grau. Als eines Nachts ein Mitschüler beinahe im Sumpf ertrinkt, beginnt Benny nähere Nachforschungen anzustellen. Was ist mit seinem "Vorgänger" William Davenport passiert? Was macht den geheimnisvollen "Zirkel", dem Alasdair vorsteht, so besonders? Als Benny schließlich buchstäblich die Augen geöffnet werden, sieht er sich mit einer gefährlichen Wahrheit konfrontiert. Denn Kobolde und Feen existieren wirklich - und niemand darf erfahren, dass er es weiß...

Es gibt Autoren, die investieren so viel Arbeit in die Ausarbeitung ihrer Protagonisten, dass die Nebencharaktere allesamt blass und uninteressant bleiben. Andere walzen dagegen jedes noch so unwichtige Detail aller Charaktere aus, um ihnen Tiefe zu verleihen. Maike Hallmann schafft letzteres dagegen durch beinahe beiläufiges Einstreuen von winzigen Details, Kleinigkeiten, amüsanten Aussagen oder der Andeutung des einen oder anderen kleinen Ticks. So wird man in der Handlung anfangs hin- und hergerissen, weil man nicht sofort sagen kann, welche der weiteren vorkommenden Personen letztendlich eine wichtige Rolle einnehmen wird. Trotzdem ist der Spannungsbogen sehr gut aufgebaut und der Leser kommt in den Genuss eines sehr interessanten und spannenden Finales - auch wenn auf den Einsatz großer feuriger Schwerter, geheimnisvoller und verführerischer Vampire und dämonische Besessenheit verzichtet wird. Doch vierzehnjährige Internatsschüler wären vermutlich auch noch ein wenig zu jung, um einer dämonischen Verführerin ausgesetzt zu werden. Oder nicht? Nun, was die weitere Zukunft der Jugendliteratur betrifft, wird hier bestimmt keine allgemeingültige Linie festgelegt werden können. Was den Roman "Die Feen" von Maike Hallmann angeht, kann man jedoch festhalten, dass in diesem Fall gut daran getan wurde, keine klassischen Teenie-Mystery-Schmachtinhalte einzubringen. Liebhaber von guter Fantasy, die mit einigen humorvollen Details gewürzt sein darf, können hier bedenkenlos zugreifen. Preis, Umfang und Unterhaltungswert stimmen.

"Die Feen" ist zwar nicht der erste Roman von Maike Hallmann, jedoch der erste Ausflug in reine Fantasygefilde. Diesen kann man uneingeschränkt als gelungen bezeichnen, auch wenn sie völlig auf aktuell übliche düstere Romanzen mit eigentlich bösartigen Wesen verzichtet. Denn kompliziert kann es auch werden, wenn die lauernden übersinnlichen Wesen nicht nach Blut, sondern nach Schokolade gieren. Jeder Fan phantastischer Romane, der mit Feen nicht sofort winzige, leuchtende und zauberstabschwingende Pixies assoziiert, wird mit diesem Roman seine Freude haben.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2011
  • Umfang:
    592 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453528514
  • ISBN 13:
    9783453528512
  • Preis (D):
    13,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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