Lady Trents Memoiren

Die Naturgeschichte der Drachen

von Marie Brennan
Rezension von Stefan Cernohuby | 22. Februar 2018

Die Naturgeschichte der Drachen

Geschichten und Geschichte klingen zwar verwandt, sind aber zwei unterschiedliche Dinge. Allerdings sind gewisse Themen ein wenig zu phantastisch, um realistisch zu klingen. Marie Brennan hat mit „Die Naturgeschichte der Drachen“ eine neue Reihe gestartet, nämlich „Lady Trents Memoiren“. Wir haben uns den ersten Band dieser Serie, die von einer ungewöhnlichen Naturforscherin berichtet, näher angesehen.

Isabella ist ein ungewöhnliches Mädchen, das sich nicht mit den üblichen für Mädchen vorbehaltenen Beschäftigungen zufriedengibt. Stattdessen ist sie von Drachen fasziniert. Schon früh lernt sie, wie sie winzige Funklinge konservieren kann, ohne dass sich diese auflösen. Und sie ist sehr an der Anatomie der fremdartigen Wesen interessiert, die völlig anders sind als andere Kreaturen. Das sieht allerdings niemand gerne, denn Frauen haben ein bestimmtes Rollenbild auszufüllen und auch sie hat keine Handhabe, sich gegen dieses zu wehren. Und doch hilft ihr eigener Vater bei der Auswahl eines Ehemannes einen zu finden, welcher ihre Begeisterung für Drachen teilt. Sie heiratet Jacob Camherst und nach einiger Zeit des Ehelebens gelingt es der nunmehrigen Ms. Camherst, ihren Mann zu überzeugen, nicht allein auf eine Forschungsexpedition zu gehen, sondern sie mitzunehmen. Gegen den Widerstand der meisten anderen Beteiligten begeistert sie durch Fachwissen und Enthusiasmus. Letzterer kommt allerdings ein wenig zum Erliegen, als sie im entlegenen Dorf Drustanev in den Bergen eintreffen und feststellen, dass Drachen dort sein einiger Zeit Menschen überfallen und töten. Aus der geplanten Forschungsexpedition wird ein Abenteuer, das mit Gefahren und Intrigen nur so gespickt ist. Und keiner der Beteiligten bleibt von den Ereignissen verschont.

Leider ist der Titel des Buchs ein wenig irreführend. Man könnte meinen, es ginge um die Naturgeschichte der Drachen. Tatsächlich spielt das Buch „Die Naturgeschichte der Drachen“, das im Buch selbst vorkommt, eine wichtige Rolle. Und vor allem die Protagonistin greift mehrfach zu diesem schlauen Werk. Das ändert allerdings nicht viel daran, dass in diesem Roman erst die Vor-Vorgeschichte des Lebens der (laut eigenen Aussagen) größten Drachenforscherin der Geschichte erzählt wird. Das heißt, Drachen kommen zwar vor, stehen aber vorerst noch ziemlich im Hintergrund. Hier wird zunächst das Szenario erklärt, wie es eigentlich dazu kam, dass eine Frau sich mit der Thematik beschäftigen konnte – trotz einer Gesellschaft, in der diese keinerlei Platz in Wissenschaft und Forschung besitzen. Das lässt den Leser das Werk eher zwiespältig betrachten. Man kann sicherlich davon ausgehen, dass der Folgeband in dieser Hinsicht eher den richtigen Geschmack treffen wird. Andererseits sind einige Leser vielleicht schon vom ersten Roman etwas enttäuscht und werden daher gar nicht zum zweiten greifen. Insgesamt kann man das Werk daher leider nur als soliden Durchschnitt bezeichnen, der bislang nicht aus der Masse der Erscheinungen herausragt.

„Die Naturgeschichte der Drachen“ ist der erste Band der Reihe „Lady Trents Memoiren“ von Marie Brennan. Der Titel ist zwar direkt aus dem Englischen übersetzt, hat aber vermutlich trotzdem falsche Erwartungen und einigen Lesern geweckt. Denn dabei handelt es sich um ein Buch, das im Buch vorkommt. Das Werk selbst kann mit einer soliden Geschichte aufwarten, ist aber so etwas wie die Vorgeschichte zur eigentlichen Reihe. Insofern ist der Roman leider nur durchschnittlich gelungen, enthält aber viel Potenzial für die in Arbeit befindlichen Folgebände.

Details

Bewertung

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