Die Stadt des Unsterblichen

von Stella Gemmell
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. November 2017

Die Stadt des Unsterblichen

Es gibt nur wenige Dinge, die nicht enden. Daher gehört das Thema von Unsterblichen eher in den Bereich der Phantastik. Stella Gemmel, Witwe von Bestellerautor David Gemmel, hat mittlerweile bereits mehrere Male mit eigenen Werken aufhorchen lassen. Mit „Die Stadt des Unsterblichen“ legt sie nun einen knapp 800 Seiten langen Wälzer vor, der verspricht es in sich zu haben.

Der Kaiser ist tot, es lebe der Kaiser. Oder diejenigen, die ihm nachfolgen. So in etwa könnte man den Beginn des Romans beschreiben. Schon seit Ewigkeiten stand die Cité unter der grausamen Herrschaft eines mittlerweile verrückt gewordenen und beinahe unsterblichen Herrschers. Doch dieser wurde ermordet. Wie es scheint auch der erste Lord und dessen Bruder. Doch obwohl Archange, ebenfalls eine Serafim, den Thron übernimmt, bleiben Fragen über den Verbleib verschiedener anderer offen. Und es sind nicht die großen Namen, welche die eigentliche Geschichte tragen. Tatsächlich sind es andere, die einfache Aufgaben übernehmen und für die fast Unsterblichen die Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Da ist Rubin, Sohn einer wichtigen Familie, aber in den Kloaken der Stadt aufgewachsen. Er wird zuerst Spion des ersten Lords Marcellus, dann erwachen seltsame Kräfte in ihm. Da ist die junge Emly, die mit Soldaten reist, obwohl sie selbst keine Soldatin ist und immer in letzter Sekunde rettet oder gerettet wird. Da ist Valla, eine Elitesoldatin mit verkrüppeltem Arm, die vermutlich nie wieder in den regulären Dienst ihrer geliebten Truppe aufgenommen werden kann, aber dennoch für ihre Stadt und ihre Kaiserin kämpfen will. Und zuletzt gibt es noch einen Meuchelmörder, von dem lange nicht klar ist, in welchem Auftrag er arbeitet…

Stella Gemmel hat mit „Die Stadt des Unsterblichen“ einen sehr langen Roman geschrieben, der im englischen Original „The Immortal Throne“ heißt – was nicht unbedingt dasselbe ist. Die Handlung des Werks ist verworren, wird aus Sicht von zahlreichen Nebenpersonen erzählt, die offenbar wie Satelliten um die wichtigen Charaktere kreisen, letztendlich aber doch den entscheidenden Input liefern. Es gibt unzählige Kämpfe, viele Tote und was einem mehr als nur ein wenig fehlt, ist ein klarer Antagonist. Ein Bösewicht. Denn jeder hat seine eigene Motivation und am Ende ist dem Leser nicht wirklich klar, ob das nun als gut oder schlecht zu bewerten ist. Die Stimmung, welche die Autorin erzeugt, ist episch. Die Ereignisse entscheiden das Schicksal einer ganzen Welt. Und doch ist man letzten Endes nicht völlig zufrieden. Teils, weil ein Großteil der liebgewonnenen Charaktere das Leben verliert, teils weil man zwar das Gefühl hat, sich inmitten eines Epos zu befinden, dessen Ausläufer dann aber nicht klar genug verfolgt werden. Unter anderem auch der des im Vorgängerroman vorkommenden Bartellus alias Shuskara. Möglicherweise soll das in einem eigenen Roman passieren und hier wird nur die Basis dafür gelegt. „Die Stadt des Unsterblichen“ ist kein großartiger Roman, aber es handelt sich bei weitem um keinen schlechten. Ein Problem ist für den Leser sicherlich auch der Name Gemmell, unter dem man unwillkürlich ein Meisterwerk erwartet. Eine Latte, bedingt durch den eigenen verstorbenen Mann, den die Autorin leider nicht überspringen kann.

„Die Stadt des Unsterblichen“ ist bereits der zweite Roman von Stella Gemmell, der sich um die uralte und riesige Cité dreht. Obwohl das Werk viel Action, zahlreiche epische Stellen und auch ein gut durchdachte Handlung vorweisen kann, schafft es der knapp 800 Seiten lange Roman aufgrund fehlender Antagonisten, einiger Leerläufe und einem etwas unbefriedigenden Ende leider nicht über den durchschnitt hinaus.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    The Immortal Throne
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    08/2017
  • Umfang:
    768 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783734160219
  • Preis (D):
    15,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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