Die Chroniken der Sphaera

Frostflamme

von Christopher B. Husberg
Rezension von Sandra Kolbinger | 10. Januar 2017

Frostflamme

Fantasy ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr nur etwas für Nerds und Jugendliche, für jene die an hoher Literatur nicht interessiert sind und sich lieber in andere Welten hineinträumen. Stattdessen handelt es sich um ein seriöses Genre und ist allgegenwärtig. Seien es Werke wie „Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ – fast jeder hat mittlerweile damit Berührungspunkte. Und diese Sparte ist es auch, die einen neuen Anwärter hat: Christopher B. Husberg mit dem ersten Teil der „Sphaere“-Serie, „Frostflamme“. Doch ob das Vorgelegte sich würdig erweist, ist eine andere Frage.

In Husbergs Geschichte beginnt alles in einer kalten Nacht auf einem Fischerboot und damit, dass Kapitän Bahc einen verletzten Mann aus dem Wasser zieht. Jener Mann wacht ohne Erinnerung an sein bisheriges Leben auf und bleibt an der Seite der Wesen, die ihn gerettet haben: Tiellaner oder Elfen, wie sie abfällig von vielen Menschen genannt werden. Ein Jahr später heiratet Noth, wie er sich nun nennt, Winter, Bahcs Tochter. Man würde meinen, eine Hochzeit zwischen einem Menschen und einer aus dem Volk der ehemaligen Sklaven wäre Skandal genug, doch es kommt schlimmer. Männer aus dem Reich Roden attackieren die Hochzeitsgäste. Es geht um den Bräutigam, den sie zu kennen scheinen. Wie durch ein Wunder entpuppt sich Noth als Kampfgenie und kann sich und Winter retten. Doch um sie zu schützen und seiner eigenen Vergangenheit auf die Schliche zu kommen, macht er sich alleine auf nach Roden. Während er auf dem beschwerlichen Marsch unerwartet von einem Vampirmädchen begleitet wird, beschließt auch Winter, auf die Suche zu gehen. Nicht nach ihrer Vergangenheit, sondern nach ihrer Zukunft, nach Noth. Wie es der Zufall will, trifft sie auf andere Verfolger ihres Ehemanns, die magisch begabt sind und ähnliche Fähigkeiten bei Winter erkennen, der ersten Tiellanerin, die dies vermag. Doch sie braucht die Droge „Frost“ um sie freizusetzten. Beide Parteien steuern auf die Grenzstadt Navone zu, doch dort herrscht Gefahr. Eine heilige Hexenjägerin ist auf dem Weg in die Stadt, um eine Frau mit Visionen zu stellen.

Drei Handlungsstränge mit jeweils einer Hauptfigur lassen eine Erzählung entstehen, in dem Husberg eine klassische Fantasywelt entwirft. Sie verfügt über verschiedene Länder, fremde Riten, Zauberei und eigentümliche Wesen. Die Idee von einem Mann ohne Vergangenheit und einer Frau, die um Magie auszuüben, drogenabhängig wird, ist nicht unbedingt gattungstypisch. Dasselbe trifft auf das Thema der Unterdrückung einer ethnischen Minderheit zu. Man hofft also auf etwas Besonderes, etwas Neues. Doch leider wird dieses Potenzial nicht ausgeschöpft. Um nicht zu sagen, das Geschriebene bleibt hinter dem durchaus inspirierten Einfall zurück. Zu Beginn hofft man noch, dass sich ein Schwung einstellen wird, dass man sich an den Stil gewöhnen wird, doch das passiert nicht. Stattdessen erscheint er immer vehementer und all das, was man hätte besser machen können, brennt sich in einen ein, bis nicht einmal mehr die Intention hinter den Worten einen zu packen vermag. Die ewigen Dopplungen ermüden und Frustration macht sich breit, wenn einen selbst die logischsten Schlüsse millimetergenau, aber ohne Scharfsinn, wieder und wieder erläutert werden. Dem Leser wird kein eigenständiges Mitdenken zugesprochen und so bläht sich die Geschichte zu diesem 700-Seiten Monstrum auf, welches keine Lust hervorruft, es bezwingen zu wollen.

Fantasy erobert überall als Film, als Serie und als Buch seinen Platz in unserem Leben. Die einen können vielleicht mit dem Genre insgesamt nichts anfangen, aber schon längst ist es nicht mehr stigmatisierend, wenn man sich öffentlich als Fantasy-Fan bekennt. Schade nur, dass es dann auch so Werke wie „Frostflamme“ von Christopher B. Husberg gibt, die – sollten sie zu zahlreich erscheinen – die wunderbare Gattung der Fantastik gleich wieder ins hinterste Eck jeder Buchhandlung katapultieren würden. Gilt zu hoffen, dass Besseres nachkommt und jegliche Erinnerung tilgt.

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