Mängelexemplare

Mängelexemplare: Götterschlacht

von Torsten Scheib
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Juli 2017

Mängelexemplare: Götterschlacht

Es gibt viele Geschichten und eine komplette Mythologie darüber, wie die Welt der Asen endet. Wie es dabei den Menschen ergeht ist eine theoretische und relativ unbequeme Frage, denn schließlich befinden diese sich im Mittelpunkt des Chaos. Der Roman „Götterschlacht“ von Torsten Scheib – erschienen im Rahmen der Reihe „Mängelexemplare“ – stellt nun ein derartiges Szenario vor.

Zu Beginn scheint nichts Besonderes an den vier Reisegefährten zu sein, die gemeinsam erschreckenden Ereignissen gegenüberstehen. Timo, Hans, Robin und Tina sind vielleicht ein wenig besonnener, als plötzlich Feuer vom Himmel fällt, aber auch sie haben kaum Chancen zu überleben, als sie nach einer überhasteten Flucht inmitten eines brennenden Waldgebiets wiederfinden. Nur dem beherzten Eingreifen des Truckers Fietje verdanken sie ihr Überleben. Schnell stellen sie fest, dass sie nicht die einzigen sind – doch mittlerweile heißt es Fressen oder Gefressen werden. Insbesondere, da riesige Wolfskreaturen auftauchen. Fenriswölfe, passend zu Ragnarök. Die fünf finden einen zeitweiligen Unterschlupf in einem Hochhaus, bekommen Zuwachs, werden letztlich aber doch gefunden und getötet.Hier sollte man meinen, dass die Handlung vorbei wäre, in Wahrheit beginnt das Buch gerade erst richtig. Die Charaktere werden mehr oder weniger in letzter Sekunde gefunden und von Asen gerettet. Denn es ist ihnen vorherbestimmt, eine wichtige Rolle im letzten Kampf zwischen den Asen und ihren Feinden zu spielen...

Auch ohne die vorangegangenen drei Anthologien der „Mängelexemplare“ zu kennen, kann man sich gut in eine Menschheit hineinversetzen, die mit der Apokalypse, oder in diesem Fall eben Ragnarök, konfrontiert ist. Heruntergebrochen auf eine kleine Gruppe lässt sich die Verzweiflung noch besser nachvollziehen und darstellen. Das gelingt Torsten Scheib von Anfang an und auch die Handlung ist bis zum „ersten Ende“ perfekt gelungen. Dann wird es allerdings etwas komplizierter und auch seltsamer. Denn – so viel kann man verraten – der Rettung folgt jetzt keineswegs eine Verbesserung der eigenen Lage, weiter müssen die Freunde in einer sterbenden Welt um ihr Überleben kämpfen, ohne wirkliches Ziel vor Augen. Obwohl es einen zweiten, parallelen, Handlungsstrang gibt, bleibt sehr viel im Dunklen darüber, was eigentlich passiert und warum die Protagonisten wirklich das Leid erdulden müssen, das ihnen nachher widerfährt. Und nicht einmal die Asen scheinen wirklich zu wissen, was Sache ist - oder sie lassen es zumindest so aussehen.Leider ist es letztendlich das, was das Leseerlebnis ein wenig mindert. Man muss das Werk wohl als Fragment eines großen Ganzen sehen, als Torsten Scheibs Puzzleteil in der der von Constantin Dupien herausgegebenen Reihe „Mängelexemplare“. Ein Teil, dem sicher noch große Bedeutung zukommen wird. Insgesamt und für sich alleine stehend ist das Werk allerdings nur solider Durchschnitt.

„Götterschlacht“ von Torsten Scheib ist ein Roman in der Reihe „Mängelexemplare“, die von Constantin Dupien herausgegeben wird. In ihm erleben einige Menschen, die offenbar eine wichtige Rolle im Endzeitdrama spielen sollen, hautnah den Untergang der Zivilisation und lernen dabei auch einige der Akteure im großen Drama kennen. Leider kippt die Handlung an einer bestimmten Stelle und lässt so einige Fragen offen, die wohl nur im größeren Kontext beantwortet werden können. Als Einzelroman bleibt das Werk nur solider Durchschnitt, obwohl in der Handlung noch mehr Potenzial gesteckt hätte.

Details

Bewertung

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