Menschen schaffen es schon ganz allein, ihr Leben zu versauen. Die falsche Berufswahl, ein Umzug an einen ungünstigen Wohnort, die Pflege von falschen Bekanntschaften und eine unbedacht geäußerte Bemerkung zum falschen Zeitpunkt können allesamt eine Existenz gründlich zerstören. Kommt zu allem Eigenverschulden auch noch eine Zombie-Epidemie hinzu, wird die Angelegenheit wirklich hässlich.
Liam weiß eigentlich selbst nicht so genau, was bei ihm schief gelaufen ist. Seinen Job erledigt er von zuhause, er ist mit der ganzen Familie aufs Land gezogen, da es wie ein viel versprechendes Umfeld gewirkt hat. Doch immer wieder streiten seine Frau und er sich wegen Nichtigkeiten. Und trotz des bereits im Kindergarten befindlichen Jack und der kleinen Lina läuft es mit Sandra, seiner Frau, immer schlechter. Die Tatsachen, dass er von seiner Umgebung nur als Stubenhocker wahrgenommen wird und sein Sohn sich im Kindergarten nicht wirklich einleben kann, sind dabei natürlich nicht wirklich hilfreich. Als er bei einem ausgedehnten Spaziergang über einen nackten, gefesselten Mann stößt, weiß er noch nichts über die seltsamen Vorlieben von dessen "Spielgefährten". Denn dieser hat eine besondere Vorliebe für den Tod, Knochen und letztendlich auch Menschenfleisch. Ein Gelüst, das letztlich dunkle Früchte trägt. Als hirnlose und tote Kreatur, die sich lediglich am Fleisch der Lebenden gütlich tun will, tötet er ein Rentnerpaar, das daraufhin ebenfalls als Zombies wiederkehrt. Diese stellen nicht nur die hinzugezogenen Notärzte vor ein Rätsel, sondern sorgen auch eine Ausbreitung der Infektion. Und so müssen ein ganz normaler Kerl, seine Freunde und seine Affäre nicht nur feststellen, wie Liams Welt um ihn herum zusammenbricht, er muss dabei auch sehen wie Personen, die er kennt, plötzlich zu Untoten werden. Und dann kommt der Punkt, an dem er eine endgültige Entscheidung treffen muss...
Was haben die meisten Zombie-Themen gemeinsam? Irgendwo läuft ein Experiment schief, es verbreitet sich ein Virus und Zombies funktionieren wie Vampire - einmal gebissen, sind alle Opfer dem Untergang geweiht. Darüber hinaus wird der Protagonist in die Handlung hineingezogen und nimmt nach dem ersten Schockerlebnis den Kampf gegen das untote Übel auf. Nicht in diesem Fall. Denn weder lässt Vincent Voss seinen Protagonisten eine Widerstandsbewegung gegen die Untoten aufstellen, noch stemmt er sich selbst gegen seinen persönlichen Niedergang. Ein seltsames Stilmittel wendet er zudem an. Ein Teil der Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Jedoch endet dieser Erzählstrang relativ rasch. Der Hintergrund dieses Abschnitts bleibt zumindest dem Verfasser dieser Rezension unklar.
Fakt ist, Vincent Voss beschreibt einen völlig anderen Ansatz eines Zombie-Romans. Man hat das Gefühl, dass auch ohne Zombies alles zum Teufel gegangen wäre und, dass der (Un)Tod auf zwei Beinen zumindest für den Protagonisten eher zweitrangig ist, selbst als er den Ernst der Lage tatsächlich erkannt hat. Der Fokus des Romans liegt auch weniger auf den Schockeffekten, der Action oder der minutiösen Beschreibung von Zombie-Mahlzeiten - obgleich vorhanden. Zentrum der Handlung ist die Person inmitten des Chaos, ihr Gefühlsleben und auch ihre Niederlagen. Das macht das Buch nicht nur für Liebhaber von Zombie-Geschichten interessant, sondern auch für Quereinsteiger. Die Altersempfehlung von 18 Jahren kann man aufgrund expliziter Zombie-Gewaltdarstellungen und einiger sexueller Eskapaden nachvollziehen und unterstützen.
"Faulfleisch" von Vincent Voss ist ein etwas anderer Zombie-Roman. Nicht dass es keine Untoten gäbe oder keine drohende Epidemie, doch der Erzählfokus ist anders gewählt. Dadurch wird das Buch eine Empfehlung wert. Zwar sind 13,90 für ein Taschenbuch nicht wenig, man hat hier jedoch die Möglichkeit, einen kleineren Verlag zu unterstützen, der seine Qualität seit Jahren hält. Was will man mehr?
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:11/2012
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Umfang:347 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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ASIN:394003617X
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ISBN 13:9783940036179
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Preis (D):13,9 €