Alera

Geliebter Feind

von Cayla Kluver
Rezension von Katarzyna Retzer | 22. November 2011

Geliebter Feind

Cayla Kluver hat bereits als Teenager mit "Alera - geliebter Feind" einen Roman geschrieben. Bei diesem handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, der den Leser auf den ersten Blick auf ein Fantasyepos hoffen lässt. Denn die Jungautorin hat es erfolgreich geschafft ihren Roman verlegen zu lassen. Dieser besticht zumindest optisch mit professionellem Cover und reißerischem Klappentext.

Alera ist nicht nur die Thronfolgerin des Königreichs - sie hat auch ihren eigenen Kopf. Doch ihre Vorstellungen von Freiheit und Gerechtigkeit finden am traditionellen Hof keinen Anklang. Das Land blickt derzeit dunklen Zeiten entgegen. Die lange währende Feindschaft mit dem Nachbarreich droht in einen Krieg zu münden. Als eines Tages der junge Narian aus dem Feindesland an Aleras Hof auftaucht, ändert sich für sie alles. Alera erfährt mehr über das Volk, das sie für ihre erbitterten Feinde hielt. Und nur wenig später erkennt sie, dass sie sich unweigerlich in Narian verliebt hat - und dass ihre Liebe nicht nur ihr Leben, sondern das Schicksal des ganzen Königreichs aufs Spiel setzt. Ist Narian ein Spion, ein Attentäter oder gar ein Freund?
Prinzessins Aleras Schicksal war seit ihrer Geburt vorherbestimmt. Als älteste Tochter des Königs von Hytanica soll sie den zukünftigen König des Reiches heiraten, ohne selbst eine aktive Herrscherrolle einnehmen zu dürfen. Dabei steht ihr zukünftiger Ehemann schon fest, doch der arrogante Stendor sagt ihr in keinster Weise zu. Das Erscheinen von Narian erweckt Misstrauen, da er als kleines Kind von Soldaten aus Cokyri entführt wurde - genau während des Krieges, der die bis heute breite Kluft zwischen den Völkern aufgerissen hat. Darüber hinaus existiert eine Prophezeiung um den stillen Mann, denn Narian soll laut einer alten Legende Hytanicas Ende herbeiführen können. Somit scheint es für eine Liebe keine zu geben. Der Feind rüstet zum Krieg und Narian muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. Das Drama spitzt sich zu, als Aleras Vater ihr ein Heiratsultimatum stellt, das die junge Prinzessin zur Verzweiflung bringt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Prinzessin Alera, die zwischen Pflicht und ihren eigenen Gefühlen entscheiden muss. Auf der einen Seite erwarten die Eltern, dass sie zum Wohle des ganzen Landes heiratet, auf der anderen Seite liebt sie einen Mann, der eben jenes Land ins Verderben stürzen könnte. Die Hauptakteure und ihr Gefühlsleben sind sehr detailliert beschrieben. Manchmal dauern jene Beschreibungen jedoch zu lange und man verliert das Interesse an der Geschichte. Zudem ist der Fokus sehr stark auf das Leben bei Hofe gelegt und man erfährt zu wenig über die Welt außerhalb der Mauern, in denen sich Alera bewegt. Einen Fantasy-Fan wird der Roman sehr schnell ermüden, wenn er gewohnt ist von fremden Welten zu lesen. Denn hier gibt es keine sonderlichen Unterschiede zu unserer eigenen Welt. Wer jedoch gerne Liebesromane liest und sich für seltsames Hofzeremoniell begeistern kann, wird seine Freude an dem Buch haben. Im Allgemeinen ist der Roman flüssig zu lesen, es gibt keine unbekannten Völker oder Bräuche, die man erst lange erklären muss. Es ist vielmehr das Heranreifen eines jungen Mädchens beschrieben, welches sich mit Sehnsüchten und Einschränkungen auseinander setzen muss. Cayla Kluver schrieb das Buch selbst als Teenager, deswegen sind die Emotionen und das Verhalten der jungen Protagonisten sehr glaubhaft dargestellt. Der Fokus liegt demnach sehr stark auf den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen der Prinzessin, ihren Verehrern und ihren Eltern. Viel zu kurz kommt jedoch die gesamte Rahmenhandlung, die politischen Konflikte und die gesellschaftliche Struktur außerhalb des Palastes. Offenbar fehlt es der jungen Autorin an der nötigen Erfahrung, um die nötige Spannung aufbauen zu können. Dafür verzettelt sie sich in detaillierten Beschreibungen der Garderobe und Einrichtung des Schlosses und lenkt damit vom tatsächlich wichtigen Geschehen ab. Leser von Fantasyromanen, die gerne von Fabelwesen und epischen Schlachten lesen, werden eher enttäuscht von diesem Roman sein. Der Prolog, der die Legende um Aleras Schicksal beschreibt, scheint am Anfang sehr vielversprechend und spannend. Danach entgleitet die Erzählung jedoch sehr schnell in alltägliche Begebenheiten und lässt nicht mehr viel Raum für die eigene Fantasie. Erst gegen Ende des Werks bekommt die Geschichte wieder mehr Tempo und das offene Ende lässt noch hoffen, tiefere Einblicke in die Welt in der Alera lebt, in den Nachfolgebüchern zu erhalten.

Cayla Kluver schrieb mit "Alera - geliebter Feind" den Ersten Roman einer Trilogie, der sich um das Liebesleben und die Alltagsprobleme einer heranwachsenden Frau dreht. Als Teenager schuf sie ein Buch, das möglicherweise jungen und verliebten Mädchen das Herz höher schlagen lassen könnte. Für eingefleischte Fantasy-Fans liefert der Roman jedoch eindeutig zu wenig Fantasy und Spannung.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Band:
    1
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    11/2011
  • Umfang:
    560 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3492268390
  • ISBN 13:
    9783492268394
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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