Micro

von Michael Crichton, Richard Preston
Rezension von Stefan Cernohuby | 13. Dezember 2013

Micro

Autoren sind auch nur Menschen. Und wie alle anderen ereilt sie irgendwann ein unvermeidliches Schicksal. Da aber die wenigsten Menschen mit ihrem Ableben rechnen, bleibt sehr oft unvollendetes Material in unterschiedlichsten Zuständen zurück. Je nachdem wie die Angehörigen damit umgehen, werden jene zum Teil fragmentarischen Werke von anderen Autoren vollendet und veröffentlicht - welche treue Fans natürlich kaufen. Leider sind derartige Werke nicht immer völlig gelungen. Wie es mit Michael Crichtons letztem Roman "Micro" bestellt ist, wollten wir uns näher ansehen.

Als Peter Jansen an der Universität Besuch von seinem Bruder erhält, sorgt das für einige Aufregung. Denn Erik, seines Zeichens Physikers, reist mit einer Arbeitskollegin und seinem Chef im Ferrari an, um neue Mitarbeiter für seine Firma zu rekrutieren. Gesucht werden Experten auf allen Gebieten, egal ob Botaniker, Biochemiker oder gar Käferforscher. So werden die Studenten geködert, eine Forschungseinrichtung auf Hawaii zu besuchen. Doch schon bevor die sieben Studenten ankommen, passieren einige seltsame Dinge. Peter erhält eine Kurzmitteilung seines Bruders nicht zu kommen und verschwindet dabei offenbar bei einem Bootsunfall. Nach diesem traumatischen Erlebnis treten die eigentlich bemerkenswerten Ereignisse in den Hintergrund. Denn Nanigen Microsystems, wie die Firma heißt, hat die Miniaturisierung von Robotern auf ein nie geahntes Maß vorangetrieben. Roboter, die klein genug sind um in die menschliche Blutbahn einzudringen, sind nur eines ihrer vielen Produkte. Und nachdem Peter herausfindet, dass der Firmenchef etwas mit dem Verschwinden seines Bruders zu tun hat, wird die Gruppe mit seinen Studentenkollegen auf äußerst eindringliche Weise mit dem wahren Hintergrund der Technologien von Nanigen konfrontiert. Mithilfe verschiedener Magnetfelder können Menschen und Maschinen geschrumpft werden, was nun auch mit ihnen passiert. Als 1,3 cm große Zweibeiner finden sie sich in einer feindlichen Welt wieder, in denen Insekten, Mäuse und sogar Spinnen daran interessiert sind, ihnen den Garaus zu machen. Ihre einzige Chance: Sie müssen zurück ins Labor gelangen, um Mithilfe des Generators wieder ihre richtige Größe zu erlangen. Keine einfache Aufgabe, wenn man von Ameisen, Fledermäusen und psychotischen Firmenchefs attackiert wird, wobei letzte nicht davor zögern dutzende Menschen zu töten, damit ihr Geheimnis gewahrt bleibt.

Zwar fällt "Micro" unter die Kategorie "unvollendeter Roman", der von einem anderen Autor fertig gestellt wurde, es gab jedoch sicherlich noch weitere Gründe, warum das Werk nicht schon früher das Licht der Welt der Buchregale erblickt hat. Einer davon hat sicherlich mit den Logikfehlern zu tun, welche die Handlung vor allem im ersten Drittel prägen. Warum wird Peter von der Firma gebeten, früher in Hawaii einzutreffen, nachdem man seinen Bruder verschwinden hat lassen? Damit er über die noch nicht kalte Fährte stolpert und herausfindet, dass alles nicht mit rechten Dingen zugeht? Damit man ihn und seine Studienkollegen danach mit nicht unbeträchtlichen Mittel verschwinden lassen will und gleich zig andere Leute dazu? Damit die Aufmerksamkeit der Polizei auf die Firma gezogen wird? Wohl kaum. Auch die Technologie selbst ist irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Es mag durchaus richtig sein, dass starke Magnetfelder die Entwicklung von Organismen beeinflussen können. Allerdings ist es nicht nur Science Fiction sondern eher kompletter Blödsinn, dass man durch richtige Anordnung von Magnetsystem beliebige Gegenstände schrumpfen oder vergrößern kann - weder nach dem chemischen Gesetz der Masseerhaltung noch nach dem im der Physik gültigen Energieerhaltungsgesetz. Dass im Roman jetzt frei nach Jurassic Park einer nach dem anderen stirbt, ist zwar leidlich spanend, kann aber die fehlende Logik und den fadenscheinigen Hintergrund nicht kompensieren.

Das von Richard Preston vollendete Werk "Micro", das ursprünglich von Bestsellerautor Michael Crichton stammt, kann leider in keinerlei Hinsicht überzeugen. Weder vermag der technische Hintergrund fachlich zu bestehen, noch die Handlung als solche. Und selbst wenn man dem Szenario eine hypothetische Faszination nicht absprechen kann, ist die Umsetzung mangelhaft, denn es fehlt ihr komplett an Tiefgang. Somit kann man das Buch leider niemandem wirklich empfehlen, denn gerade für Fans von Crichton ist es eine herbe Enttäuschung.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2013
  • Umfang:
    537 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453436636
  • ISBN 13:
    9783453436633
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung