Manchmal kehren Autoren nur zu einer bekannten Handlung zurück, wenn ihnen nichts Neues mehr einfällt. Manchmal allerdings auch, wenn ein Gedanke, der vor langer Zeit begonnen wurde, durch aktuelle Ereignisse fortgesetzt werden kann. Im Fall des neuen Romans von Andreas Eschbach, der den Titel "Der Jesus-Deal" trägt, muss sich noch zeigen, welche Prämisse zutrifft. Da wir das Werk als Rezensionsexemplar vorliegen hatten, konnten wir uns der Fragestellung näher widmen.
Michael Barron seit jeher, dass sein Vater reich ist. Die Größenordnung in der er das allerdings ist, war ihm lange Zeit nicht bewusst. Als streng gläubiger Christ der auch seine Kinder nach dem Wortlaut der Bibel erzieht, ist er sehr verblüfft als er gemeinsam mit seinem Bruder Isaak erfährt, dass sein Vater offenbar ein Video von Jesus Christus in seinem Besitz hat. Ein Video, das sich nur durch eine Zeitreise erklären lässt und von seinem Vater Samuel unter strengstem Verschluss gehalten wird. Sein Bruder, der es sich ansieht, verlässt Tags darauf das Haus um nie wiederzukehren. Er selbst wird daraufhin in die Pläne seines Vaters eingeweiht, der mit Hilfe eines russischen Wissenschaftlers selbst Zeitreisen möglich machen will - mit einem noch unbekannten Hintergrund...
Der ehemalige Industriemagnat und Tycoon John Kaun ist nicht mehr der, der er einmal war. Das liegt hauptsächlich an dem Video, das er gemeinsam mit Stephen Foxx und den Forschen im Heiligen Land gefunden hat. Er hat sich zurückgezogen, um mit seiner Frau und seinen Kindern ein ruhiges Leben zu führen und betreibt eine Kartoffelchipfabrik. Doch als seine Tochter plötzlich an einer schweren Form der Leukämie erkrankt und er beinahe gleichzeitig eine Person aus dem Jesus-Video begegnet, ist ihm klar: Er muss diese Person wiederfinden. Denn diese unternimmt eine Reise zu Jesus, der die letzte Hoffnung für seine Tochter sein könnte. Und da ist noch Stephen Foxx, der gegen seinen Willen von John Kaun in die Geschehnisse hineingezogen wird und durch die israelischen Wurzeln seiner Frau urplötzlich mit dem Mossad konfrontiert ist...
Mehrere Handlungsstränge führen durch den Roman, arbeiten viele Hintergründe auf und machen das Werk weit komplizierter und vielschichtiger als es "Das Jesus-Video" war. Das kann man allerdings auch darauf zurückführen, dass es sich um ein Frühwerk von Eschbach gehandelt hat, genauer gesagt sein erster wirklich langer Roman. Im aktuell vorliegenden Werk geht er viel mehr auf mögliche Folgen von Taten ein, inkludiert politische Verwicklungen und religiöse Strömungen. Er spielt mit Schrödingers Katze und lässt sowohl physikalische Theorien als auch philosophische Gedankenspiele zu. Das führt zwar einerseits zu einer wohlüberlegten und tiefschürfenden Geschichte, andererseits allerdings zu einem sehr langen Roman. Über 700 Seiten ist das Werk geworden, wobei der Autor versucht, diesmal alle offenen Stränge abzuschließen - selbst wenn sie in der Urzeit enden. Diese Entwicklung zeigt insgesamt, dass sich Andreas Eschbach über die Jahre weiterentwickelt hat, geht aber auch ein wenig auf Kosten der Spannung - da so längere Passagen unausweichlich sind. Insgesamt ist das Werk aber sowohl von der Idee her und dem Hintergrund des ersten Bandes, als auch von der Ausführung her gelungen. Alle Fans von Zeitreisen und Kenner des Autors sollten unbedingt zugreifen. Ob der Roman jedoch Quereinsteiger überzeugen kann, die den Vorgänger nicht kennen, können wir nicht mit Sicherheit bejahen.
Der "Jesus-Deal" ist die Fortsetzung des Werks "Das Jesus-Video". Der Roman, der 16 Jahre nach seinem Vorgänger erschienen ist, geht weit intensiver auf Folgen und Implikationen der Handlung ein, ist aber auch um einiges länger. Was für manche eine tolle Sache ist, ist für andere ein Grund zur Beschwerde. Wir bleiben allerdings neutral und bescheinigen Andreas Eschbach, ein weiteres tolles Werk verfasst zu haben, das kaum Wünsche offen lässt.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:10/2014
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Umfang:724 Seiten
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Typ:Hardcover
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ASIN:3431039006
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ISBN 13:9783431039009
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Preis (D):22,99 €