Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit

von Michael Marrak
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Dezember 2018

Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit

Auch wenn große Reisen zu Ende gehen, heißt es nicht automatisch, dass keine weiteren folgen. Und selbst nach einer derartig gewaltigen Tour wie in „Der Kanon mechanischer Seelen“ hält Michael Marrak für seine Charaktere noch die eine oder andere Überraschung bereit. „Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit“ ist eine neue Kanon-Novelle, die Leser und Charaktere an Orte und Zeiten führt, wo beide noch nie gewesen sind.

Ninive hat einen gewissen Ruf. Nachdem die Wandlerin die Stadt betritt, wird sie von der einen Hälfte angefeindet, von der anderen willkommen geheißen. Als sie plötzlich auf Aris trifft, von dem sie über acht Monate nichts gehört hat, ist ihr sofort klar, dass dies kein Zufall sein kann. Dieser hat einen verwegenen und etwas hirnrissigen Plan. Er will Präsident Veocipedior III. bitten, eine Expedition zu unterstützen, obwohl Aris seine Wandlerkräfte verloren hat. Es soll zum Mittelpunkt der Zeit gehen. Dort plant Aris den verloren gegangenen Mond zurückzuholen. Obwohl der MECHA-Präsident die Expedition nach einigem Zögern billigt, erweist sich die Reise als Schnitzeljagd. Geheime Gänge, verführerische Höllenzüge, Monovoxe und Monozyklopen machen die Nachforschungen nicht unbedingt einfacher. Es gibt noch etliche Rätsel zu lösen, bevor die beiden mutigen Helden endlich das Ziel ihrer Reise erreichen.

Wortspiele, Kuriositäten, Witz und Abenteuer kennzeichnen diese Novelle. Gewisse Aussagen sind einfach zu absurd, um nicht darüber zu lachen. Etwa wenn darüber philosophiert wird, dass in der Stadt früher alle den letzten Schrei getragen haben, das aber irgendwann zu laut wurde, kann man einfach nicht ernst bleiben. Oder wenn Ninive auf eine moderne Version des Rumpelstilzchens trifft und dieses mit ihren Antworten zur Weißglut treibt. Für alle Fans des „Kanon“ gibt es noch ein Treffen mit dem (un)heimlichen Star der Reihe und eine lunare Begegnung. Jeder der das Hauptwerk von Michael Marrak kennt, sollte auch der Reise zum Mittelpunkt der Zeit eine Chance geben – auch wenn sich das Werk vielleicht in späteren Ausgaben des Kanon im Anhang befinden könnte. Aber will man sich darauf verlassen?

„Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit“ ist eine Kanon-Novelle von Michael Marrak. Niemals völlig ernst, aber auch niemals zu absurd, ist sie eine wundervolle Zugabe, die im Rahmen der Wiederöffnung des Goethe-Instituts Irland entstand. Man trifft liebgewonnene Charaktere wieder, erlebt ein neues Abenteuer und lacht über weitere Absurditäten. Ein tolles Buch für zwischendurch.

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