Teufelszeug

von Joe Hill
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Januar 2011

Teufelszeug

Einer der schwierigsten Romane für jeden erfolgreichen Schriftsteller ist vermutlich der zweite. Geht man davon aus, dass der Erstling wie eine Bombe eingeschlagen hat, Fans und Kritiker überzeugen und ein breites Publikum erreichen konnte, wollen danach alle Beteiligten mehr. Joe Hill, den engste Familienbande mit dem bekanntesten noch lebenden Horror-Autor verbinden, hat nun seinen zweiten Roman vorgelegt, der den Titel "Teufelszeug" trägt.

Viele Leute denken, dass ihr Leben buchstäblich die Hölle ist. Doch tatsächlich haben sie keine Ahnung, wovon sie reden. Bei Ignazius "Ig" Perrish ist das anders. Denn als er nach einer langen, durchzechten Nacht, in der er einige böse Dinge getan hat, erwacht, befinden sich an seinem Kopf plötzlich zwei Hörner, die immer größer zu werden scheinen. Zudem scheinen sie ihm spezielle Fähigkeiten zu verleihen. Leute sprechen plötzlich in seiner Gegenwart das aus, was sie quält, was sie beschäftigt und was sie am liebsten tun würden. In den meisten Fällen ist das nichts gutes, vor allem da beinahe jeder glaubt, Ig hätte seine Verlobte und Ex-Freundin Merrin getötet. Doch da erzählt ihm sein Bruder Terry, dass niemand anders als Igs bester Freund Lee der Mörder wäre. So begibt sich Ig auf eine Irrfahrt durch eigene und fremde Erinnerungen, trifft auf allerlei seltsame Dinge und verwandelt sich dabei zunehmend in eine Art Dämon. Doch sein Ziel hat er vor Augen, er will den Mörder seiner Verlobten zur Rechenschaft ziehen. Dass dieser als einziger gegen seine neuen Fähigkeiten immun ist, erschwert die Aufgabe allerdings. Zudem besitzt Ig ja noch immer seine Menschlichkeit und eine natürlich Scheu davor, jemanden sein Leben zu nehmen - oder?

Ein guter Roman lebt unter anderem auch von seinem guten Beginn. Etwas, womit "Teufelszeug" auf alle Fälle aufwarten kann. Der Leser wird in eine Situation katapultiert, die unglaublich, aber trotzdem glaubwürdig ist und dabei mit sehr hoher Intensität geschildert wird. Bezogen auf den Protagonisten wird man lange Zeit im Unklaren gelassen, ob er nun "gut" oder doch "böse" ist, was aber der Qualität der Handlung keinen Abbruch tut. Denn diese ist spannend und bis zum Ende äußerst fesselnd. Einzig und allein die nicht-chronologische Erzählweise und die zahlreichen Rückblicke, unter anderem auch ins Leben des Antagonisten, nehmen dem Roman ein wenig von seiner Fahrt. Insgesamt kann man aber mit Fug und Recht behaupten, dass Joe Hill, seines Zeichens Sohn von Stephen King, ein hervorragender zweiter Roman gelungen ist. Schon allein die Grundidee ist als ziemlich genial zu bezeichnen. Dadurch bleibt das Werk in seiner Qualität keinesfalls hinter Hills erstem zurück und kann somit jedem Fan empfohlen werden. Aber auch alle Leser gediegener Horror- oder Mysterythriller können bedenkenlos zugreifen. Einmal mehr beweist ein Schriftsteller, dass es durchaus möglich ist, aus dem Schatten seines berühmteren Vaters zu treten, ohne dessen Arbeit zu plagiieren oder fortzusetzen. "Teufelszeug" ist sein Geld definitiv wert.

Joe Hill hat mit "Teufelszeug" seinen zweiten Roman fertig gestellt, ebenfalls in den Bereichen Horror, Mystery und Thriller angesiedelt ist. Dabei meistert er die Aufgabe nicht hinter der Qualität des Erstlings zurückzubleiben mit Bravour. Mit nur wenigen etwas schwächeren Stellen ausgestattet, kann das Werk, indem Himmel und Hölle durchaus eine Rolle spielen, allen Fans der beschriebenen Genres wärmstens empfohlen werden. Aber auch jemand, der sich einfach von einer interessanten Idee überraschen lassen möchte, ist hier an der richtigen Adresse.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2010
  • Umfang:
    543 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3453265610
  • ISBN 13:
    9783453265615
  • Preis (D):
    19,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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