Die Gästeliste

von Sanne Averbeck
Rezension von Stefan Cernohuby | 29. März 2017

Die Gästeliste

Im Laufe der Zeit hat sich die Gesellschaft schon viele Male umgeformt und verändert sich auch in diesem Moment weiter. Insofern ist es klar, dass auch gesellschaftliche Anlässe ständigem Wandel unterworfen sind. Gerade in einer Zeit, in der Personenkulte auf Basis von Beliebtheit in sozialen Medien entstehen, kann man davo ausgehen, dass fröhliche Zusammenkünfte anders ablaufen. Und dass, wenn auf einer derartigen Party etwas schiefgeht, etwas theoretisch sehr simples sehr wichtig werden kann: „Die Gästeliste“, so heißt der gleichnamige Roman von Sanne Averbeck.

Es gibt Gewinner und Verlierer in den sozialen Medien. Carola gehört zur ersterer Gruppe. Sie überlässt nichts dem Zufall, hofiert Prominente, Sportler und Politiker. Sie besticht durch Stil und lässt sich auch von Neidern nicht übertölpeln. Ihre einzige wahre Vertraute ist ihre Freundin Bianca, die ihr bei der Organisation der meisten Veranstaltungen hilft. Als das Mauerblümchen Bianca jedoch nach einer Veranstaltung beinahe getötet wird, sind alle geschockt. Und selbst an Carola geht das Thema nicht spurlos vorbei, hat sie Bianca den Mann sogar vorgestellt. Doch dann wird es mysteriös. Eine weitere Bekannte von Carola wird angegriffen und getötet. Und dabei bleibt es nicht. Beide haben die Gastgeberin kürzlich verärgert oder gar Pläne gegen sie geschmiedt. Handelt es sich um einen verrückten Stalker, der ihre Feinde umbringt? Während ein Kommissar Patrick Bosch in der Sache ermittelt meldet sich bei Bianca jener Mann wieder, den sie für ihren Peiniger hält. Doch Rune behauptet, er wäre verdeckter Ermittler. Es scheint ein Wettlauf gegen die Zeit zu werden, den Mörder zu finden. Denn irgendwer spielt nicht mit offenen Karten und man weiß nicht um wen es sich handelt.

Sanne Averbeck ist das offene Pseudonym der Autorin Sonja Rüther, die unter anderem bereits zwei Thriller veröffentlicht hat. Hier betritt sie allerdings in mehrerlei Hinsicht Neuland. Nicht nur, weil sich der Roman einer mehr oder weniger künstlich geschaffenen Rolle annähert, sondern auch weil Reaktionen und Statements in sozialen Medien hier direkt zwischen den Kapiteln eingebunden werden – wobei sich die Form hauptsächlich an Facebook orientiert, inklusive der „Likes“. Doch unabhängig von der Form hat die Autorin hier eine sehr verschachtelte Geschichte geschaffen, bei der es mehrere Wendungen gibt und man bis zum Ende nicht sicher sein kann, wer nun wirklich der wahre Bösewicht in der Handlung ist, denn selbst die Aktionen der Protagonistin spiegeln nicht unbedingt immer positive Gefühle wider, teilweise ist man aufgrund der professionellen und berechnenden Kälte Carolas geschockt. Dies macht die Handlung umso interessanter, weil man sich denken kann, dass gewisse Aktionen nicht ohne Folgen bleiben können. Doch was letztendlich die Motivation hinter den Verbrechen ist, kommt dann selbst für Leser mit Weitblick überraschend. Insgesamt ist das Werk daher vor allem aufgrund der stets vorhandenen Spannung und seiner Vielschichtigkeit empfehlenswert.

„Die Gästeliste“ von Sanne Averbeck ist ein Thriller, der sich nicht nur konventioneller Mittel bedient, sondern auch mit den Themen der sozialen Medien und des virtuellen Ruhms spielt. Für die Protagonisten des Romans ist dies ein blutiges, tödliches Spiel. Die Kombination aus neuen Medien und klassischem Verwirrspiel kann man im vorliegenden Roman als sehr gelungen bezeichnen. Unterhaltsam, fesselnd und gnadenlos muss man sich am Ende mit Recht fragen: Will man das Buch liken oder nicht?

Details

Bewertung

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  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: