In den letzten Jahren sind Thriller zu Themen, die uns Menschen zum Verhängnis werden könnten und an die wir gar nicht gerne denken, immer häufiger zu Bestsellern geworden. Ob es um eine Ölknappheit, einen europaweiten Stromausfall oder eine drohende tektonische Kettenreaktion geht, man konnte sich schon so einige düstere Szenarien ausmalen. Eines davon wäre ein terroristischer Akt mit radioaktivem Material. Ein Thema, das im Roman "H2O - Das Sterben beginnt" von Ivo Pala aufgegriffen wird.
Nachdem in einem Wasserreservoir im Bayrischen Wald eine große Menge wasserlöslicher radioaktiver Substanzen deponiert wird, sterben nicht nur etliche Dutzend Menschen, auch die Umgebung ist für Jahrzehnte verseucht. Aber zumindest finden die Behörden, darunter auch der selbstmordgefährdete Major Julian Berg von der GSG9 (Terrorabwehr), schnell die Zusammenhänge heraus. Lediglich ein ernstzunehmender Verantwortlicher fehlt. Berg glaubt den Ernst der Lage zu erkennen und zapft einige Kontakte aus früheren Tagen an. Leider erweist sich die Information, dass eine rechtsgerichtete Gruppe verantwortlich sei, nicht nur als Fehlinformation, eine Folge daraus sind zahlreiche Todesopfer. Der wahre Verantwortliche offenbart sich etwas später, ein offensichtlich geistesgestörter Mann, der sich selbst nur "Prometheus" nennt und den Menschen in Deutschland anscheinend das Feuer zurückbringen will. Dass dazu ein zweiter, weit größerer Anschlag auf die Wasserversorgung eines riesigen Areals und die Androhung eines weiteren noch größeren notwendig sein soll, will nicht allen einleuchten. Berg muss, gemeinsam mit der Frau, die seine Karriere zerstört hat, weiter nach Hinweisen suchen, während um ihn herum nicht nur die politische Struktur des Landes zusammenbricht. Denn auch er selbst handelt nach dem Grundsatz, er tut, was immer er tun muss, um Menschen zu retten. Doch ist das vielleicht genau das, was die graue Eminenz hinter den Anschlägen will?
Fakt ist, dass sich zahlreiche erfolgreiche Romane in der letzten Zeit mit Bedrohungen beschäftigen, die weit schwieriger zu erzeugen sind, als jene, von der Ivo Pala schreibt. Auch kommen diese mit einer großen Moralkeule auf den Leser zu. Das ist hier ganz bestimmt nicht der Fall, denn die Moral des Protagonisten ist eher mit einem zweischneidigen Schwert zu vergleichen. Dabei er geht buchstäblich über Leichen, um an Informationen zu gelangen, die er braucht. Er tötet, foltert und nimmt Kollateralschäden in Kauf. So kommt mehrmals im Buch die Diskussion auf, ob es richtig ist, dass er Bürgerrechte, Menschenrechte, Genfer Konventionen und den guten Geschmack mit Füßen tritt, nur weil er glaubt im Recht zu sein. Letztlich bleibt er seiner Linie treu und feiert dadurch auch Erfolge, um die Konsequenzen auf später zu verschieben.
Die Handlung des Romans ist spannend, weitgehend glaubwürdig. Das Werk selbst ist mit einem Antagonisten versehen, der es mühelos mit sinistren Bond-Schurken aufnehmen kann. Allerdings ist das Buch über weite Strecken sehr brutal und sehr detailliert in den Schilderungen von Tötungen. Sexszenen sind zwar vorhanden, nehmen aber nicht überhand. Fans von Thrillern, die sich um terroristische Bedrohungen drehen, werden bei diesem Roman ganz bestimmt nicht zu kurz kommen. Gelegenheitsleser des Genres könnten möglicherweise von einigen der detailliert gewalttätigen Abschnitte abgeschreckt werden. Und doch ragt das Buch mit Sicherheit aus der Menge der Neuerscheinungen heraus, ohne aber ganz zur Spitze zu gehören.
"H2O - Das Sterben beginnt" ist ein Thriller von Ivo Pala, der sich um die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags mit radioaktivem Material in Deutschland dreht. Obwohl im Buch ziemlich viel Blut vergossen wird, ist die Handlung überzeugend und die Charaktere glaubwürdig. Da das Werk darüber hinaus sich aus der Menge der Neuerscheinungen definitiv abhebt, ist das Buch allen Fans der Genres wärmstens zu empfehlen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:06/2014
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Umfang:448 Seiten
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Typ:Hardcover
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ASIN:3442382939
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ISBN 13:9783442382934
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Preis (D):9,99 €