Tante Poldi und der schöne Antonio

von Mario Giordano
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Februar 2018

Tante Poldi und der schöne Antonio

Sizilien: faszinierende Schönheit mit zwielichtiger Vergangenheit. Klar, dass sich hier eine exzentrische, exzessive und skurrile ältere Dame pudelwohl fühlt, sie sich hier einen schönen Commissario angelacht hat und obendrein auch gerne das eine oder andere Verbrechen aufklärt. Doch nun wird eben jene Dame von einem Teil ihrer Vergangenheit eingeholt, über den sie nicht so gerne spricht. Wovon genau, erfährt der Leser in Mario Giordanos neuem Roman "Tante Poldi und der schöne Antonio".

Ein Mord, Tante Poldi und viele Männer

Im Leben kommt es bekanntlich immer anders, als man denkt. Tante Poldi wollte eigentlich ein paar gemütliche Stunden mit ihrem Commissario Montana verbringen, doch da steht plötzlich unverhoffter Besuch vor der Tür. John, ihr Noch-Ehemann aus Tansania. Über diesen hat Poldi nie gerne gesprochen und auch über das, was damals in Tansania genau passiert ist, bewahrt sie Stillschweigen. Doch nun hat sie ihre Vergangenheit eingeholt John ist Poldi allerdings nicht aus Herzschmerz hinterhergereist, sondern auf der Suche nach seinem Bruder Thomas. Dieser hat sich vor einigen Wochen mit einem Koffer mit äußerst wertvollem Inhalt nach Europa abgesetzt und ist nun spurlos verschwunden. Poldi ahnt Übles und tatsächlich spürt sie Thomas auch schon bald auf. Leider tot. Nun beginnt Poldi erst recht mit ihren Nachforschungen…

Sizilianischer Krimi ohne sizilianischem Flair

Tante Poldi ist schon eine sehr spezielle Ermittlerin. Große Klappe, um keine Erklärung verlegen (außer um die nach ihrer Zeit in Tansania), sprunghaft und exzessiv. Das wäre nicht weiter tragisch, wenn der Rest stimmen würde. Doch dem ist leider nicht so. Die Handlung kommt einfach nicht in die Gänge. Erzählt von Poldis Neffen, zieht sich wie Kaugummi in die Länge, schweift hier und dort mal ab, nimmt so manchen Umweg und findet zum Glück auch immer wieder zum eigentlichen Thema zurück. Man muss diesen Erzählstil mögen, sonst wird man nur schwer mit dem Krimi warm werden. Wobei das bei diesem dritten Band überhaupt recht schwierig ist, zumindest in der ersten Hälfte des Buchs. Ab der zweiten Hälfte nehmen die Ereignisse dann doch etwas an Fahrt auf. Trotzdem bleibt der Erzählstil im Großen und Ganzen langatmig und blumig, was dem Spannungsbogen nicht guttut. Dank der Tatsache, dass Poldi bei der Jagd nach den Verbrechern kreuz und quer durchs Land fährt, gibt es auch viel sizilianischen Lokalkolorit. Doch er reicht nicht aus, um den Leser abzuholen. Um ihm das Gefühl zu geben, ebenfalls unter der warmen Sonne Siziliens zu stehen und diese auf der Haut zu spüren. Zu leblos wurde alles erzählt.
Wenngleich wir hier einen dritten Band vorliegen haben, haben Quereinsteiger keine Schwierigkeiten in die Ereignisse hineinzufinden. Im Laufe der Handlung wird genug erzählt, um die Charaktere kennenzulernen und einschätzen zu können. Da die Vorgängerbände aber offenbar weit spannender geschrieben sind, ist es gerade deswegen ratsamer, mit ihnen zu beginnen.

Zusammengefasst ist "Tante Poldi und der schöne Antonio" eine Episode aus dem Leben der sehr eigenwilligen und skurrilen Ermittlerin unter der Sonne Siziliens. Dieses Mal wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss ihrem ungeliebtem Noch-Ehemann weiterhelfen. Poldi geht mit gewohntem Elan an die Sache heran - schafft es aber nicht, den Leser mit ihrem Charme anzustecken. Schade.

Details

Bewertung

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