Tochter der Angst

von Alex Berg
Rezension von Elisabeth Binder | 13. Mai 2015

Tochter der Angst

Wenn sich ein Autor einem anderen Genre zuwendet, als man bislang gewohnt war, führt das meist bei einigen Lesern zu Verstimmungen, bei anderen zu Unsicherheit. Da führt dann mitunter zu Kritiken, die über eine Themenverfehlung oder einen Fehlkauf berichten. Mit ihrem vierten Buch kehrt Alex Berg jedoch nach einem Ausflug wieder zum Genre Thriller zurück, auch wenn "Tochter der Angst" vom Verlag als Roman vermarktet wird.

Töchter haben es oft nicht leicht. Besonders in Kulturen, in denen Mädchen traditionell nicht so angesehen sind wie männliche Nachkommen. Dementsprechend kann es auch sein, dass sie mitunter maximal als nützlich angesehen werden, um etwas zu erreichen...
Die Ausgangssituation in diesem Buch präsentiert eine Oberärztin aus Hamburg, Ende 40, beruflich erfolgreich mit zwei erwachsenen Töchtern und einer Ehe, in der sich beide nicht mehr viel zu sagen haben. Um dieser trüben Routine zu entrinnen, beschliesst Marion Sanders für ein Jahr im Ausland für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. Während der Vorbereitungsphase in Paris gerät die Ärztin in ein Komplott internationaler Dimension und familiärer Verstrickung. Und dabei spielt ein junges syrisches Mädchen eine bedeutende Rolle.

Für Spannung sorgt nicht nur die Handlung, die aus wechselnden Perspektiven erzählt wird, sondern vor allem auch die moralische Zwiespältigkeit der handelnden Personen. In diesem Buch ist wenig Platz für Helden und Heldinnen. Auch Marion gerät gegen Ende in eine Situation, in der sie ein paar Entscheidungen treffen muss, die in ihrem rechtschaffenen Alltag bis dato nicht vorgesehen waren. Die eindeutigen Bösewichte gibt es zwar schon, die müssen sich aber, ähnlich wie in den Romanen von John Le Caré, mit den Gewalttätigkeiten, die der Absicherung ihrer Position dienen, nicht die Hände schmutzig machen. Aber keine Angst, auch wenn in diesem Buch Geheimdienstler auftauchen, wird keine simple Verschörungstheorie aufgetischt. Es geht einfach um Leute, deren allzu menschlicheSchwächen und Gefühle sie etwas zu nah an diese Machtsphären, im konkreten Fall syrische Wirtschaftsbosse und französische Politiker, gerückt haben und die teilweise einen hohen Preis dafür bezahlen müssen. Allein die Familiengeschichte, mit der sich Marion plötzlich konfrontiert sieht, ist etwas weit her geholt, was das Lesevergnügen jedoch nur unwesentlich schmälert.

Wer also nach einer spannenden Wochenendlektüre sucht, ist mit diesem Buch bestens versorgt. Alex Berg läßt in "Tochter der Angst" noch genügend Fragen für eine Fortsetzung der Geschichte offen. Und das ist in diesem Fall keine gefährliche Drohung, sondern die Hoffnung, dass Alex Berg mit Marion Sanders und Claude Baptiste zur Serientäterin am Schreibtische werden möge.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2015
  • Umfang:
    352 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3426513196
  • ISBN 13:
    9783426513194
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik: