Temperance Brennan
Totgeglaubte leben länger
von Kathy Reichs
Rezension von Janett Cernohuby
| 30. Januar 2009
Die forensische Anthropologin und Autorin Kathy Reichs weiß aufgrund ihrer eigenen Berufserfahrung, welche skurrilen Fälle manchmal zu bearbeiten sind. An diesen lässt sie auch ihre Fans immer wieder teilhaben und lässt ihre Romanheldin Temperance Brennan ähnliche Abenteuer erleben. Auch der achte Roman "Totgeglaubte leben länger" weiß wieder eine solche Geschichte zu erzählen, geben doch dieses mal die uralten Knochen einen Prominenten Rätsel auf.
Während die forensische Anthropologin Tempe Brennan einen bizarren Todesfall im gerichtsmedizinischen Institut von Quebec untersucht, wird die Leiche des Geschäftsmannes Avram Ferris gefunden. Eine Schusswunde im Kopf deutet auf Selbstmord hin. Doch schon bald treten Zweifel auf. Nach mühevoller Rekonstruktion des Schädels stellt die Gerichtsmedizinerin fest, dass die Verletzungen im Kopf von mehr als einer Kugel stammen.
Während dieser Untersuchungen taucht ein Unbekannter auf und übergibt Tempe ein Foto, das den Grund für Ferris´ Tod erklären soll. Das Bild zeigt ein Skelett, Fußabdrücke und einen Pinsel als behelfsmäßigen Kompass. Sofort erkennt Tempe, dass es sich hierbei um einen Schnappschuss einer archäologischen Grabungsstätte handelt. Sie erfährt noch, dass das Foto aus Israel kommt, dann ist der Unbekannte verschwunden. Der Spürsinn der Gerichtsmedizinerin ist geweckt und zusammen mit Detective Andrew Ryan beginnt Tempe Nachforschungen anzustellen. Bald schon erkennen die beiden, dass sie einem uralten Geheimnis auf der Spur sind, welches die jüdische und christliche Glaubensgemeinschaft in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Um dem Rätsel des auf dem Foto abgebildeten Skeletts auf die Spur zu kommen, reisen Tempe und Ryan nach Israel. Mittlerweile sind auch israelische Behörden, die katholische Kirche und dubiose Geschäftemachen nervös geworden und schrecken vor nichts mehr zurück.
"Cross Bones", wie der Roman im englischen Original heißt, ist das achte Buch über die Anthropologin Temperance Brennan. Kathy Reichs versteht es, einen Mordfall mit religiösen Themen, archäologischen und anthropologischen Fakten zu mischen, ohne dass dem Leser bei der Lektüre lange Zeit zum Luftholen bleibt. Endlose detailgenaue Obduktionsberichte und Beschreibungen der Handlungsorte werden auf das Notwendigste gekürzt. Dennoch räumt die Autorin genügend Raum ein, damit sich der Leser den notwendigen Überblick über die Handlungsorte und Beziehungen der Charaktere untereinander verschaffen kann. So baut sich die Spannung von Anfang an gleichmäßig auf und reißt zwischendurch kein einziges Mal ab.
Ein großer Pluspunkt dieses Romans ist sein exakt recherchierter Hintergrund. Vermischen andere Autoren oftmals Fakten mit Gerüchten und Mythen, werden die bei Kathy Reichs getroffenen Aussagen durch die verschiedenen Charaktere hinterfragt. So kann der Leser sich seine eigene Meinung über die Theorien und Vermutungen bilden. Hinzu kommt, dass am Ende des Buches die in der Geschichte vorkommenden Tatsachen in einer Zeittafel dargestellt werden und dem Leser noch einmal zusätzlich ermöglichen, zwischen Wahrheit und Dichtung zu unterscheiden.
Liest man sich die Biographie der Autorin durch, wird man sie schon bald in der Protagonistin des Romans wieder erkennen. Ähnlich wie Tempe Brennan arbeitet auch Kathy Reichs als forensische Anthropologin in North Carolina, USA und in Quebec, Kanada. Beide sind Professoren für Anthropologie, Expertenzeugin bei Kriminalfällen und wurden zu verschiedenen Kriegsschauplätzen gerufen. Dieses Wissen lässt Kathy Reichs in ihre Romane einfließen und verleiht der Handlung dadurch mehr Glaubwürdigkeit.
"Totgeglaubte leben länger" ist ein spannender und packender Kriminalroman mit einer facettenreichen, adrenalinstrotzenden Geschichte und realitätsnahen Charakteren. Meisterhaft verbindet die Autorin Geschichte und Mordfälle mit religiösen Themen und wirkt an keiner Stelle unrealistisch und überzogen. Fans von Tempe Brennan werden das Buch sowieso verschlingen, allen anderen kann es wärmstens empfohlen werden.
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