Vater Unser

von Jilliane Hoffmann
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2009

Vater Unser

Nach ihren ersten beiden Romanen "Cupido" und "Morpheus" will die amerikanische Schriftstellerin Jilliane Hoffman mit ihrem dritten Buch an die vorherigen Erfolge anknüpfen. Dabei bleibt sie auch dieses Mal auf dem ihr so vertrauten Terrain und bietet dem Leser einen spannenden Gerichtsthriller.

vor Halloween geht bei der Notrufzentrale ein seltsamer Anruf ein. Eine Kinderstimme bittet ängstlich um Hilfe, doch bevor diese näheres erläutern kann, wird die Verbindung unterbrochen. Jedoch konnte der Anruf zurückverfolgt werden und ein Streifenwagen macht sich sofort auf den Weg zu der ermittelten Adresse. Dort erwartet die Polizisten ein grausames Bild. Eine komplette Familie wurde auf brutalste Art und Weise niedergemetzelt. Nur der Vater, Dr. Marquette, kann schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Bei den folgenden Ermittlungen wird rasch klar, dass der Vater die Bluttat begannen hat. Die junge Anwältin Julia Valenciano erhält die Chance ihres Lebens, als sie bei der Bearbeitung des Falls als zweite Anwältin der Anklage hinzugezogen wird. Diese fordert die Todesstrafe für den Arzt und Familienvater. Die Verteidigung jedoch plädiert auf Unzurechnungsfähigkeit, da der Angeklagte unter Schizophrenie leidet. Auf die junge Anwältin wartet nicht nur ein kräftezehrender Kampf, in der mittlerweile weltweites Interesse erregt, sondern auch eine Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit. Denn auch Julias Bruder ermordete auf bestialische Art ihrer beider Eltern.

"Vater Unser" ist ein spannender Gerichtsthriller, der jedoch im späteren Verlauf zweifelhafte Wendungen nimmt. Der Auftakt ist sehr gut gelungen. Die Autorin baut stetig den Spannungsbogen auf und macht den Leser neugierig auf den weiteren Verlauf. Dieser nimmt in der Tat sehr interessante Züge an. Obwohl die junge Anwältin den Mörder bestraft sehen will, wagt sie nicht wirklich, die Todesstrafe zu fordern und wirkt fast entsetzt, als ihr Kollege das tut. Auch von anderer Seite werden Zweifel an der Todesstrafe eingeräumt. Als sich schließlich herausstellt, dass der Mörder scheinbar unter Schizophrenie erkrankt ist, gerät Julias Überzeugung endgültig ins Schwanken. Schließlich leidet ihr Bruder unter der gleichen Krankheit und hat in seinem Wahn ebenfalls die Eltern ermordet. Und hier kommen auch schon die ersten Kritikpunkte. Die Darstellung der Schizophrenie erfolgt sehr einseitig. Fast klingt es so, dass alle Schizophrenen zu Mördern werden. Dabei ist diese Krankheit sehr vielseitig und die Krankheitsbilder sind unwahrscheinlich unterschiedlich. Zwar wird dies kurz angedeutet, aber nicht deutlich genug.
Die Ähnlichkeit des aktuellen Falls mit der Tragödie um Julias Familie nimmt ebenfalls haarsträubende Wendungen an. So erfährt die junge Anwältin nicht nur, dass ihr Vater und ihr Bruder ebenfalls unter dieser Krankheit leiden oder litten, sondern auch bei ihr gibt es im späteren Verlauf der Handlung Anzeichen für diese Krankheit. Dies ist fast schon eine haarsträubende Wendung, wenngleich auch nicht allzu überraschend. Zu viele Andeutung in den Sätzen hat dies den Leser schon im Vorfeld befürchten lassen. Ebenso beschleicht den Leser schon sehr früh der Gedanke, ob denn wirklich der Familienvater die Morde begangen hat. Zu schnell wurde er als Verdächtiger ins Auge gefasst und nicht minder schnell als Täter überführt. Die angebrachten Beweise überzeugten eigentlich nicht wirklich. So überrascht es dann am Ende fast gar nicht, als ein geheimnisvoller Anrufer Julia erzählt, dass Dr. Marquette nicht der Mörder ist. Spätestens hier entrinnt dem Leser ein enttäuschter Seufzer. Auch das offene Ende lässt sehr zu wünschen übrig.

Somit enthält das Buch letztendlich zu viele haarsträubende Wendungen und lässt nicht minder wenige Fragen offen. Der Anfang ist wirklich gut gelungen, die Spannung wird sehr gut aufgebaut und der Leser fiebert förmlich mit, wie es weitergeht. Doch die abschließenden Entwicklungen und Wendungen schmälern den Lesespaß und lassen ein schales Gefühl zurück. Das ist sehr schade, ist das Buch größtenteils doch ein hervorragender Thriller. Somit kann nicht vollkommen vom Werk abgeraten, es aber auch nicht ohne Einschränkungen empfohlen werden.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2007
  • Umfang:
    572 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783805208321
  • Preis (D):
    19,9 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung